FIA zieht Lehren aus Südkorea-Zitterpartie

Wegen der Zitterpartie in Südkorea soll die 90-Tage-Frist wieder ernst genommen werden, doch dagegen regt sich in den USA Widerstand

(Motorsport-Total.com) - Bis gestern bestanden in der Formel-1-Gemeinde Zweifel, ob der Grand Prix von Südkorea planmäßig stattfinden kann - Zweifel, die erst heute mit dem reibungslosen Ablauf der beiden Freien Freitagstrainings aus der Welt geschafft werden konnten. Doch die FIA hat aus dieser Zitterpartie ihre Lehren gezogen.

Titel-Bild zur News: Charlie Whiting

Charlie Whiting soll die neuen Strecken künftig wieder früher inspizieren

Laut Artikel 3.4 von Anhang O des Internationalen Sportkodexes (ISC) hätte die Streckenabnahme spätestens 90 Tage vor Beginn des Rennwochenendes durchgeführt werden müssen. Stichtag wäre somit der 24. Juli gewesen, doch zu jenem Zeitpunkt war noch nicht einmal das Asphaltband aufgetragen. Dabei wird in Artikel 3.4 ausdrücklich betont, dass die Arbeiten "an der Fahrbahn, an permanenten Einrichtungen und an Sicherheitsinstallationen" abgeschlossen sein müssen.

Die im ISC festgehaltene Frist wurde also nicht eingehalten, was sogar Bernie Ecclestone Sorgen bereitete: "Normalerweise haben wir 90 Tage vor einem Rennen einen Check, aber langsam kommen wir davon ab. Das ist ziemlich gefährlich", so der Formel-1-Geschäftsführer. Die FIA relativiert: In Artikel 3.4 wird in Bezug auf die finale Inspektion das Wort "sollte" anstelle von "muss" gebraucht, somit sei dieser Passus als "Richtlinie" zu verstehen und nicht zwingend als unumstößliche Regel.

Doch dieser "Gummiparagraf" soll bei einer Sitzung im November angepasst werden, damit es in Zukunft zu keinen Ausnahmen mehr kommen kann. "Das würde die Interessen aller Beteiligten besser schützen als gegen den Event zu wettern und zu sagen, dass alles falsch gemacht wurde", begründet Nick Craw, Präsident des FIA-Senats, im 'American Statesman' seine Meinung. Ausnahmen wie für Südkorea sollen dann nicht mehr gemacht werden.

¿pbvin|512|3216||0|1pb¿Allerdings regt sich dagegen ausgerechnet in Craws amerikanischer Heimat Widerstand: "Wir haben dieser Tage immer einen sehr engen Zeitplan", erklärt Peter Wahl, Partner von Hermann Tilke und Leiter des Streckenprojekts in Austin, wo die Formel 1 2012 erstmals fahren soll. "Wenn das US-Rennen einen Termin im April oder Mai bekommt, hätten wir nur ein Jahr für den Bau. Daher wollen wir die verpflichtende 90-Tage-Frist nicht."

Mit dem Bau in Austin soll bereits im Dezember begonnen werden. Weitere Grand-Prix-Projekte laufen derzeit in Delhi (Indien/2011) und Sotschi (Russland/2014). Voraussichtlich wird für diese wieder die ohnehin im ISC verankerte 90-Tage-Frist gelten, damit sich eine Zitterpartie wie in Yeongam nicht wiederholen kann. Eine Absage des Südkorea-Grand-Prix hätte nämlich sportlich wie auch kommerziell verheerende Folgen gehabt...