Whitmarsh: Hamilton kann Schumacher übertreffen

Der designierte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh erinnert sich an seine erste Begegnung mit Lewis Hamilton und spricht über dessen Zukunft

(Motorsport-Total.com) - Am 1. März wird Ron Dennis die Führung des McLaren-Teams an seinen designierten Nachfolger Martin Whitmarsh übergeben. Lewis Hamilton verliert damit eine Vaterfigur, bekommt aber gleichzeitig eine neue. Denn was viele nicht wissen: Whitmarsh war in die Förderung von Hamiltons Karriere wahrscheinlich sogar intensiver involviert als Dennis.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton und Martin Whitmarsh

Lewis Hamilton im Gespräch mit seinem neuen Teamchef Martin Whitmarsh

"Ich war bei einem Abendessen, als Lewis bei Ron vorstellig geworden ist", so Whitmarsh in einem Interview mit dem 'Guardian'. "Ich erinnere mich nicht mehr daran, aber Lewis trat dann sehr bald in mein Bewusstsein. Er hatte als Kind immer diesen speziellen Blick und einen knochenbrechenden Handschlag. Offensichtlich wurde ihm das beigebracht, denn er hat diesen Handschlag heute noch! Für ein kleines Kind war das ziemlich surreal."#w1#

Wie eine große Familie

Hamilton unterscheide sich insofern von anderen Supertalenten, als er zwar einerseits zum Äußersten entschlossen, aber dennoch sehr sensibel und über den Tellerrand blickend sei, findet Whitmarsh. Genau dieses Auftreten - wohlgemerkt im zarten Kindesalter - beeindruckte die McLaren-Bosse. Einige Jahre später war es Whitmarshs Frau Debbie, die für den heutigen Formel-1-Weltmeister in Woking dessen erste eigene Wohnung gesucht hat.

Im Vorjahr schließlich wurde die jahrelange (und millionenschwere) Aufbauarbeit belohnt, als Hamilton bereits im zweiten Anlauf erstmals Formel-1-Weltmeister wurde. Doch es hätte auch ganz anders kommen können: Hätte es beim WM-Finale in Brasilien nur eine halbe Minute später zu schütten begonnen, dann wäre Timo Glock wahrscheinlich nie von Hamilton überholt worden. Ob das die Silberpfeile nach 2007 verkraftet hätten, ist fraglich.

"Wenn er nicht gewonnen hätte, wäre es für uns als Team schwieriger gewesen als für Lewis selbst", vermutet Whitmarsh. "Unsere Fabrik wäre dann im Winter ein sehr düsterer Ort gewesen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Lewis hätte sich bestimmt gefragt, ob er es je schaffen wird, aber er befindet sich noch in einem so frühen Stadium seiner Karriere, dass er sich davon wesentlich schneller erholt hätte als ich oder Ron."

Beginnt nun eine Hamilton-Ära?

Gekommen ist es ohnehin anders - und viele Experten glauben, dass mit dem ersten WM-Titel der Knoten geplatzt sein könnte. Der künftige McLaren-Teamchef geht jedenfalls davon aus, dass sein Schützling auch 2009 eine große Rolle spielen wird: "Kann Lewis dieses Jahr wieder gewinnen? Natürlich - wenn wir nur einen guten Job machen. Lewis hat seine Konzentration beibehalten, also lastet der Druck auf uns", so Whitmarsh.

Der 50-Jährige glaubt sogar, dass Hamilton die vielen Rekorde von Michael Schumacher brechen kann: "Er hat das Potenzial dafür. Er redet nicht darüber, weil er zu bescheiden ist und weil das, was Michael geleistet hat, außergewöhnlich ist. Aber große Champions wollen andere große Champions nicht egalisieren, sondern übertreffen. Lewis ist noch jung und nicht am Zenit seiner Leistungsfähigkeit angelangt. Das muss für seine Gegner besorgniserregend sein."