• 22.06.2008 22:03

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Whitmarsh akzeptiert Strafen gegen Silber

McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh schlägt gegenüber der Rennleitung versöhnliche Töne an und zieht trotz des Resultats ein positives Fazit

(Motorsport-Total.com) - McLaren-Mercedes nahm heute gerade mal fünf Punkte für Heikki Kovalainens vierten Platz aus Magny-Cours mit nach Hause, Lewis Hamilton ging gar leer aus. Das lag zum einen am schieren Speed, denn auf die Ferraris fehlte im Rennen etwa eine halbe Sekunde, vor allem aber auch an insgesamt drei Strafen, mit denen das Team an diesem Wochenende belastet wurde.

Titel-Bild zur News: Martin Whitmarsh

Martin Whitmarsh akzeptiert die ausgesprochenen Strafen

Strafe Nummer eins war Hamiltons Rückversetzung um zehn Positionen in der Startaufstellung, eine Folge seines Fehlers vor der roten Ampel in der Boxengasse in Montréal - eine absolut korrekte Entscheidung. Zweitens musste Kovalainen wegen einer angeblichen Blockade von Mark Webber im Qualifying um fünf Positionen nach hinten, was vom Team schon leise hinterfragt wurde. Und dann gab es heute noch die Durchfahrstrafe für Hamilton wegen des Abschneidens der Schikane.#w1#

Whitmarsh relativiert Kritik an den Strafen

"Wir haben es anders gesehen als sie, aber wir hatten auch nicht die gleichen Informationen." Martin Whitmarsh

Letztere wurde von einigen Experten, darunter auch unser Marc Surer und Niki Lauda, scharf kritisiert. Viele sind nämlich der Meinung, dass Hamilton zum Zeitpunkt, als er neben die Schikane musste, bereits vor Sebastian Vettel und der Überholvorgang damit abgeschlossen war. Dann hätte man das Schneiden als separate Aktion bewerten müssen. Doch McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh übte an der Strafe weniger Kritik als kurz zuvor Teamchef Ron Dennis.

"Wir hatten an diesem Wochenende drei Strafen, aber wir müssen das akzeptieren und nach vorne schauen. Ich denke, wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Kommissare weniger unter Stress stehen als wir, dass sie mehr Informationen vorliegen haben und eine Entscheidung treffen müssen, die sie für richtig halten. Wir haben es anders gesehen als sie, aber wir hatten auch nicht die gleichen Informationen", gestand Whitmarsh, dessen Intervention bei Charlie Whiting ungehört blieb.

Dass die Strafen das Rennen zerstört haben, hielt er aber sehr wohl fest: "Wenn du an einem Wochenende drei Strafen aufgebrummt bekommst, dann ist es eben schwierig, daraus etwas zu machen. Trotzdem waren wir mit schwerer Benzinlast vor allem mit Heikki im Mittelstint phasenweise sehr schnell unterwegs. Nur so konnte Heikki fast noch auf das Podium fahren. Das war eine fantastische Leistung von ihm. Und auch Lewis war schnell, wenn er freie Fahrt hatte."

Erfolglose Attacke auf das Podium

"Es kann in einem Rennen drehen." Martin Whitmarsh

Tatsächlich konnte speziell Kovalainen in der Phase vor seinem zweiten Boxenstopp groß aufzeigen, als er lange genug draußen blieb und gleichzeitig auch schnell genug war, um Robert Kubica relativ locker zu überholen. Als er dann versuchte, Jarno Trulli noch vom Podium zu kippen, wäre ihm dies fast gelungen - aber der rettende Regen hielt nur kurz an und ein Überholversuch im Trockenen in der vorletzten Runde wurde vom Toyota-Piloten entschlossen abgewehrt.

Somit blieb es bei einem enttäuschenden Resultat für beide Fahrer, aber Whitmarsh lässt deswegen den Kopf nicht hängen: "Man muss es auch mal positiv sehen", warf er ein. "Bei allem, was dieses Jahr schon schief gegangen ist, fehlen Lewis nur zehn Punkte auf die Gesamtführung. Er muss nur einmal gewinnen und seine Gegner einmal ausfallen, dann ist er dabei. Es kann in einem Rennen drehen. Wir werden also weiterhin fighten."

Etwas diffiziler schätzt er die Lage bei den Konstrukteuren ein: "Das wird schwierig, aber es sind noch viele Punkte zu vergeben. BMW war bisher sehr konstant, denn hier hatten sie zweifellos Probleme, aber wir konnten ihnen dennoch nur einen Punkt abnehmen. Wir wollen zuerst BMW einholen und werden dann über Ferrari nachdenken. Die Konstanz von BMW ist wirklich beeindruckend. Aber wenn ich ehrlich bin, dann ist uns die Fahrer-WM ohnehin wichtiger", so Whitmarsh.