Magny-Cours: Massa führt Ferrari-Doppelsieg an

Kimi Räikkönen der schnellste Mann, aber Felipe Massa Sieger beim Frankreich-Grand-Prix - Jarno Trulli mit erstem Podium für Toyota

(Motorsport-Total.com) - Magny-Cours bleibt Ferrari-Land: Vor den Augen von "Napoleon" Jean Todt lieferte die Scuderia aus Maranello heute beim Frankreich-Grand-Prix eine fast makellose Performance ab, die mit einem Doppelsieg belohnt wurde. Allerdings gewann am Ende der eigentlich falsche Ferrari-Star, weil die Technik als höhere Gewalt die Entscheidung herbeiführte.

Titel-Bild zur News: Podium in Frankreich 2008

Podium: Alle freuen sich, nur Kimi Räikkönen guckt etwas bedröppelt...

Felipe Massa profitierte von einem kaputten Auspuffrohr bei seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen, durch das der finnische "Iceman" an Performance einbüßte. Zumindest rettete er sich aber mit dem angeschlagenen F2008 über die komplette Distanz von 70 Runden. Massa nahm auf Räikkönens Pech natürlich keine Rücksicht und fuhr mit 17,9 Sekunden Vorsprung einen am Ende nicht wirklich gefährdeten Sieg ein.#w1#

Ferrari-Express nicht zu bremsen

Der Ferrari-Express rollte heute gleich vom Start weg: Polesetter Räikkönen stach als Führender vor Massa in die erste Kurve - und die beiden setzten sich sofort vom Rest des Feldes ab. Dahinter reihten sich Jarno Trulli (Toyota) und Robert Kubica (BMW Sauber F1 Team) ein. Fernando Alonso (Renault) kam von Position drei schlecht weg, griff sich aber zumindest Kubica sehr früh und lag bis zum ersten Boxenstopp an vierter Stelle.

Karambolagen gab es keine, sieht man einmal von einer marginalen Berührung zwischen Jenson Button (Honda) und einem Force-India-Ferrari-Piloten in der ersten Runde ab. Button wollte später in der Schikane bei Start und Ziel etwas zu viel, rutschte in die Wiese und fuhr sich den Frontflügel kaputt. Anschließend musste er an der Box aufgeben - der Brite sollte der einzige Ausfall des heutigen Tages bleiben.

Bei stark bewölktem Himmel blieb das erwartete Feuerwerk von Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes) am Anfang aus, denn der 13. der Startaufstellung kam trotz seiner weichen Pneus nur schleppend nach vorne. In der fünften Runde ging er an seinem Teamkollegen Heikki Kovalainen vorbei und war damit Neunter, doch hinter Nelson Piquet Jr. (Renault) biss er sich in der Folge rundenlang die Zähne aus, weil der Brasilianer vor der Adelaide-Haarnadel später bremsen konnte.

Fragwürdige Strafe für Hamilton

Start in Frankreich 2008

Start in Magny-Cours: Die Ferraris lassen nichts anbrennen, Alonso fällt zurück Zoom

Die für Hamilton entscheidende Szene spielte sich aber schon in der ersten Runde ab, als der aggressive Superstar nämlich vor der Nürburgring-Schikane einen Konkurrenten überholte, mit dem Geschwindigkeitsüberschuss einem vor ihm fahrenden Auto ausweichen und daher die Schikane abschneiden musste. Die Rennleitung ahndete dies mit einer Durchfahrstrafe, durch die alle Punktechancen dahin waren - eine harte Entscheidung.

Nach sieben Runden hatten die beiden Ferraris bereits sieben Sekunden Vorsprung, wobei sich teamintern Räikkönen auch leicht von Massa absetzen konnte. Der finnische Vorjahressieger hatte vor seinem Boxenstopp in der 21. Runde gut vier Sekunden Vorsprung, nach Massas Service im 23. Umlauf waren es sogar deren sechs. Auch vom gezeigten Speed her sah es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr nach einem Führungswechsel aus.

Führungswechsel in Runde 39

Aber die große Wende begann in Runde 34, als Räikkönens Auspuffrohr lose wurde und seine Rundenzeiten plötzlich dramatisch langsamer wurden. Massa robbte sich sukzessive heran und schob sich ohne große Gegenwehr in der 39. Runde an Räikkönen vorbei in Führung. Die Rundenzeiten des Defektopfers erholten sich zwar im letzten Renndrittel wieder, aber Massa geriet an der Spitze nicht mehr in Gefahr und nahm das Geschenk dankend an.

Weit hinter den Ferraris entwickelte sich um den verbleibenden Podestplatz ein Dreikampf zwischen Trulli, Kovalainen und Kubica, wobei Kovalainen erst beim letzten Boxenstopp an Kubica vorbeikam und dann noch Jagd auf Trulli machte. In der vorletzten Runde setzte sich der McLaren-Mercedes-Pilot sogar neben den Toyota, aber Trulli blieb kompromisslos, gab keinen Zentimeter nach und hatte dann auf den letzten fünf Kilometern keine Mühe mehr.

Der Jubel bei Toyota war natürlich groß, während McLaren-Mercedes mit Platz vier klarerweise angesichts der WM-Situation nicht zufrieden sein kann. Hamilton kam heute mit fast einer Minute Rückstand gar nur als Zehnter ins Ziel. Solider Sechster wurde Mark Webber (Red-Bull-Renault), der zwar genau wie sein Stallgefährte David Coulthard (9.) keinen perfekten Start erwischte, aber im Rahmen seiner Möglichkeiten ein starkes Rennen fuhr.

Alonso kann Potenzial nicht aufdecken

Jenson Button

Mit einem kaputten Frontflügel war Jenson Button heute der einzige Ausfall Zoom

Zu den Verlierern des Tages muss man Alonso zählen: Der Ex-Weltmeister musste bereits in der 15. Runde erstmals an die Box kommen und fiel dadurch nach dem ohnehin schon verpatzten Start auch noch hinter Kubica und später hinter Webber zurück. Im Finish leistete er sich obendrein einen Schnitzer beim Anbremsen der Adelaide-Haarnadel, durch den sein kämpferisch starker Teamkollege Piquet durchrutschte.

Mit Recht werden Sie nun fragen: Und was war mit den Deutschen? Antwort: Nichts! Zum ersten Mal seit Ewigkeiten kam kein einziger Deutscher in die Top 10, obwohl das gesamte Quintett die Zielflagge sah. Timo Glock (Toyota) wurde aufgrund von Problemen mit der Haltbarkeit der Reifen Elfter, Sebastian Vettel (Toro-Rosso-Ferrari) Zwölfter, Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team) 13., Nico Rosberg (Williams-Toyota) 16. und Adrian Sutil (Force-India-Ferrari) 19. und Letzter.

Nur Rosberg nicht auf zwei Stopps

Rosberg setzte übrigens als einziger Fahrer auf eine Einstoppstrategie, während der Rest des Feldes geschlossen auf zwei Stopps unterwegs war - mit variierendem Timing. Spannung kam aber auf, als es etwa 20 Runden vor Schluss kurz zu tröpfeln begann. Abgesehen von bei allen langsamer werdenden Rundenzeiten, die sich dann rasch wieder erholten, hatte dieser Schauer aber keine nennenswerten Auswirkungen auf das Resultat.

Ferrari fuhr heute in einer eigenen Liga, die große Frage ist jedoch, wie man diesen Doppelsieg einschätzen muss. McLaren-Mercedes konnte nämlich wegen der schlechten Startpositionen das volle Potenzial nicht entfalten und das BMW Sauber F1 Team erlebte das bisher schwierigste Rennwochenende in dieser Saison. Wichtige Randnotiz auch: Toyota widmete den ersten Podestplatz des Jahres dem verstorbenen Ex-Teamchef Ove Andersson.

In der Weltmeisterschaft führt nach acht von 18 Rennen Massa mit 48 Punkten vor Kubica (43) und Räikkönen (43). Hamilton (38) muss vor seinem Heim-Grand-Prix in Silverstone in zwei Wochen aufpassen, dass er den Anschluss nicht verliert. Bei den Teams setzt sich Ferrari (91) indes immer weiter vom BMW Sauber F1 Team (74) und von McLaren-Mercedes (58) ab. Red Bull (24) und Toyota (23) folgen dahinter.

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