• 07.06.2007 13:38

  • von Fabian Hust

Webber: Lieber kein Traktor...

Mark Webber berichtet über die Probleme, die man zu Saisonbeginn mit dem RB3 hatte, und verrät, warum er ein wenig Angst hatte

(Motorsport-Total.com) - Red Bull Racing ist in diesem Jahr nicht dort, wo man es sich erhofft hatte. Die Bilanz nach den ersten fünf Saisonrennen sieht mager aus. Mehr als ein fünfter Platz für David Coulthard war bisher nicht drin.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber: Manchmal muss man eben Geduld haben

Im Qualifying ist der RB3 bisher rund zwei Sekunden langsamer gewesen als Spitzenreiter Ferrari - damit liegt man auf dem drittletzten Rang. Diesen belegt man mit 439 von 628 möglichen Runden in der Liste der gefahrenen Rennrunden ebenfalls.#w1#

Die Gründe für die Misere im Team sind vielseitig. Neuzugang Adrian Newey wollte keine Altlasten übernehmen und hat bei der Entwicklung des Autos mit einem weißen Blatt begonnen - das bedeutet auch mehr Kinderkrankheiten. Zudem narrte die Aerodynamiker der modernisierte Windkanal mit falschen Daten - ein Albtraum.#w1#

Sorgenkind Nummer eins ist die Kraftübertragung des durch Renault-Motoren befeuerten Autos. Die letzten drei Male strandete Mark Webber wegen dieses Problems: "So eine schwarze Serie hatte ich noch nie", wird der Australier von 'auto, motor und sport' zitiert. In Monte Carlo sorgten Zündaussetzter indirekt für einen Getriebeschaden, als Webber genau im Moment eines Aussetzers den Gang wechselte: "Das war für das Getriebe zu viel."

Auch die Scuderia Toro Rosso, die ein baugleiches Chassis einsetzt, kämpft mit ähnlichen Problemen. Der kleine italienische Rennstall hat wenige Mitarbeiter und ächzt vor allem unter der hohen Komplexität des Autos. Neweys Autos sind bekannt dafür, extrem eng gepackt zu sein, was die Arbeit erschwert und die Anfälligkeit erhöht.

"Das Team war bisher nur Rennautos von der Stange gewohnt. Sie müssen noch lernen, mit einem extremen Konzept umzugehen", meint der Brite dazu. Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz steht jedenfalls voll und ganz hinter seinem Chefdesigner, man habe gewusst, auf was man sich einlässt: "Er hat uns gesagt, dass sein Konzept Risiken birgt."

Mit Schrecken erinnert sich Mark Webber an die Wintertestfahrten zurück, als die "Straßenlage des Autos nicht gut war", wie er im Interview mit der 'motorsport aktuell' erklärt. Newey habe jedoch "sehr schnell einen guten Weg gefunden", um das Problem zu beheben. Das früher nervöse Heck war damit stabilisiert und David Coulthard und sein Teamkollege konnten den RB3 wieder wie gewünscht in die Kurve "schmeißen".

Webber gibt zu, dass er "einige Bedenken, eine Art Angst hatte", als der RB3 nicht funktionierte, schließlich wurde er vom hoch gelobten Adrian Newey entwickelt: "Aber ich bin lange genug dabei, um zu wissen, wie schnell man in diesem Sport im Misthaufen landen kann - und wie schnell man sich auch wieder aus dem Misthaufen befreien kann."

Diese nun vorhandene Grundschnelligkeit müsse man nun nicht nur in einer Session, sondern an einem ganzen Tag, an einem ganzen Rennwochenende und einige Rennwochenenden in Folge abrufen können, wie Webber betont: "Wenn Punkte durch offen stehende Tankdeckel oder ähnliche Kleinigkeiten verloren gehen, hilft einem auch die Grundschnelligkeit nicht weiter. Solche Fehler müssen ausgemerzt werden."

Das Kunststück ist es in der Formel 1 bekanntermaßen, den schmalen Grat zwischen Speed und Zuverlässigkeit zu finden: "Ich hatte auch schon Teams, die mir einen Traktor hingestellt haben", erinnert sich Webber an seine Zeit bei Minardi, wo er zwar viele Rennen beenden konnte, aber keine Chance auf Punkte hatte. "Bei Williams hatte ich ein Auto, mit dem ich zwar so schnell war wie die Spitze, aber nie ins Ziel kam." Ein schnelles Auto sei für die Motivation eines Fahrers jedoch klar die bessere Variante.