• 26.09.2010 21:32

Webber: "Ich dachte nur: 'Oh Gott...'"

Der Red-Bull-Pilot über die mutige Strategie seines Teams, abenteuerliche Runden hinter Kobayashi und den Crash mit Hamilton

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Du hast früh im Rennen mit der Reifenstrategie ziemlich gezockt. Das hat sich bezahlt gemacht, aber was ist mit dieser Kollision mit Lewis Hamilton?"
Mark Webber: "Nun, kehren wir zunächst einmal zum Start zurück. Der Start war ziemlich gut, vielen Dank dafür an das Team. Auch Sebastian hatte einen ziemlich guten Start. Es war gut für uns, dass wir so vom Fleck gekommen sind, das legte die Basis für ein besseres Rennen. Dann richtete ich mich im ersten Rennabschnitt ein. Das Safety-Car kam früh."

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber war selbst überrascht, dass er auf Rang drei nach vorn kam

"Dann entschieden wir uns, an die Box zu kommen. Zu Beginn stellte ich das Team infrage, und sie sagten, dass es das Richtige ist, dass wir es probieren sollten. Ich war mir nicht sicher, ich dachte, dass wir weit zurückfallen würden. Wir kamen an die Box und ich sagte zu mir 'Oh, das wird ein langer Rennabschnitt auf den härteren Reifen'."#w1#

"Wir kamen wieder zurück auf die Strecke, und als ich mich hinter dem Safety-Car wieder anstellte, dachte ich 'Okay, das ist nicht allzu schlecht'. Ich war überrascht, dass ich nicht allzu viele Positionen verliere, das war gut. Wir befanden uns in einer ordentlichen Position."

"Ich überholte ein paar Jungs. Zunächst einmal folgte ich Kobayashi, lediglich ein paar Runden. Ich dachte 'Mein Gott, wenn er so zwei Stunden fährt, dann wird das interessant'. Er war wirklich am Limit und verpasste alle Mauern gerade soeben, sprang über die Randsteine, und ich dachte 'Gott, ich muss so schnell wie möglich an ihm vorbeikommen'."

"Michael war sehr gut, fair. Ich hatte mit ihm einen guten Kampf. Und dann kam ich zu Rubens und er fuhr sehr gut. Ich konnte nicht an ihm vorbeikommen. Der Williams war in bestimmten Sektionen der Strecke nicht allzu schlecht, das gestaltete das Überholen schwierig. Das Rennen entwickelte sich für uns zu einem unglaublich strategischen Rennen."

"Das Team leistete großartige Arbeit, indem es mich über alles informierte. Anschließend gab es einen weiteren Restart, und es ist sehr schwierig, sauber vom Fleck zu kommen, wenn darin Überrundete involviert sind. Ich blieb hinter einem der Virgins hängen. Ich weiß nicht, welcher Fahrer das war. Er gab sein Bestes, aber Lewis hatte einen guten Lauf gegenüber mir."

"Es war für mich ziemlich schwierig, an diesen Jungs sauber vorbeizukommen. Er konnte einen Angriff auf mich wagen. Unglücklicherweise berührten wir uns. Die Berührung war ähnlich zu jener, die ich in Monza mit Felipe hatte. Dadurch hätte mein rechtes Vorderrad locker kaputtgehen können. Das war nicht wünschenswert."

"Für mich war es ein Schlüsselmoment im Rennen, ihn hinter mir zu halten, und es gab eine Berührung, das ist nicht etwas, das man ständig haben möchte. Danach hatte ich ziemlich ordentliche Vibrationen am vorderen Ende des Autos. Ich machte mir große Sorgen darüber, ob ich das Auto bis ins Ziel bekommen würde. Diese beiden Jungs fuhren heute ein fantastisches Rennen. Das gesamte Wochenende über fuhren sie sehr gut, und es war für alle ein gutes Rennen zum Anschauen. Ich bin sehr glücklich, dass ich Dritter bin."

Frage: "Ich denke, das Wichtigste ist für dich, dass du die Weltmeisterschaft immer noch anführst?"
Webber: "Ich bin über den dritten Platz heute sehr glücklich. Um ehrlich zu sein, es war für mich hier ein ziemlich schwieriges Wochenende. Vielleicht war es sogar das härteste Wochenende des Jahres für mich. In Monaco hatten wir schon einen anderen Straßenkurs. Da fühlte ich mich unglaublich komfortabel. Hier fühlte ich mich den Großteil des Wochenendes über nicht mega-komfortabel, aber ich war sehr, sehr glücklich, wie das Rennen für mich lief, dass ich den dritten Platz herausgeholt habe."

"Es gab Teile im Rennen, in denen ich mich beherrschen musste, nicht in Panik geraten durfte, und es ist sehr schnell passiert, dass man sich darüber Sorgen macht, dass man hinter den Jungs zu viel Zeit verliert, die etwas langsamer sind. Als ich heute Morgen aus dem Bett gestiegen bin, da hätte ich mir natürlich den dritten Platz gewünscht. Das ist ein ziemlich gutes Podium. Natürlich ist Fernando noch da, also müssen wir versuchen, ihn irgendwie loszuwerden; aber es läuft ganz gut."

Frage: "Wir haben vorhin schon über den frühen Stopp gesprochen, wie waren die Reifen am Ende des Rennens?"
Webber: "Tatsächlich perfekt! Komplett am Ende. Es waren 58 Runden, da war von ihnen nicht mehr viel übrig, und natürlich gibt es hier viele Gerade und Kurvenausgänge, die Leistung der hinteren Reifen ist also sehr wichtig."

Frage: "Zu deinem Glück bist du am Ende von Jenson Button nicht unter Druck gesetzt worden."
Webber: "Nein, das war nützlich. Es reichte einfach aus, um einen schönen Abstand aufrecht zu halten. So war das. Das war ähnlich wie in Budapest, als ich auf den weichen Reifen sehr, sehr lang fuhr, und als ich wieder auf die Strecke kam, da war es sehr, sehr schön, auf den härteren Reifen zu fahren. Da kannst du davon ziehen."

"Ich wusste also, dass sie absolut keine Chance habe, mit diesen Jungs mitzuhalten. Gratulation an sie beide, sie fuhren beide ein sehr gutes Rennen. Zwei Stunden, das ist ein langes Rennen, es ist sicherlich für uns lange genug, und sicherlich auch für die Zuschauer lange genug, und zwei Stunden lang im Kreis fahren zu sehen. Das war eine sehr gute Veranstaltung."

Frage: "Als du deinen Kampf mit Lewis gehabt hattest, da schien es, als hättest du deine Nase etwas vor ihm gehabt. Glaubst du, dass er dir ausreichend Raum gegeben hat, und hast du dir Sorgen gemacht, als das Team sagte, dass es eine Untersuchung der Stewards gibt?"
Webber: "Ja, Lewis lag sicherlich etwas vorne. Wie ich schon sagte, es war womöglich ähnlich wie beim vergangenen Rennen mit Felipe und Lewis. Felipe wusste wohl nicht einmal, wo er lag, denn es gab diesen Kontakt. Lewis kam von ziemlich weit hinten, und dies kann manchmal im Rennsport mit frei stehenden Rädern passieren."

"Wir kämpfen komplett am Limit. Mit Sicherheit war es unglaublich knapp. Wir haben uns nicht hart getroffen, aber es reichte aus, um uns beinahe beide aus dem Rennen zu werfen. Ich konnte weiterfahren, das war es dann gewesen."


Fotos: Mark Webber, Großer Preis von Singapur, Sonntag


Frage: "Als du dich dazu entschieden hattest, deine Reifen so früh zu wechseln, war in diesem Moment Hamilton dein Hauptziel, oder hast du dir vorstellen können, dass du auf Fernando und Sebastian aufholst?"
Webber: "Um ehrlich zu sein, ich war sogar überrascht, dass ich so weit kam wie Lewis, denn ich fragte das Team, wie der Abstand auf Jenson an der Spitze ist, und auf Robert, denn ich wusste, dass ich sowohl an Rubens als auch an Robert vorbeikommen würde, denn ich konnte sie sehen. Aber ich konnte Jenson nicht sehen, und ich konnte auch nicht die Boxentafel von Robert sehen, um zu schauen, wie weit Jenson vor ihm lag."

"Ich musste also vom Team die Bestätigung erhalten, denn ich schaute auf die Boxentafel um zu sehen, wie weit die Jungs vor mir lagen. Dann sagten sie 'Es ist Lewis'. Also dachte ich 'Okay, das ist schön, der dritte Platz, hoffentlich kann das funktionieren'. Dann dachte ich 'Gott, ich verliere zu viel Zeit hinter den Jungs, die Führenden werden mir mit Sicherheit davon ziehen'."

"Ich sah auf einem der großen Schirme, dass Fernando einen kleinen Vorsprung hat, und dann sah ich, dass hinter Seb Lewis alleine fuhr. Also dachte ich 'Ja, das ist wohl das Maximum, das ich erreichen kann', was dann der dritte Platz war, den ich durch die Strategie erreichen konnte. Das funktionierte dann auch sehr gut."

Frage: "Hast du das Gefühl, dass Lewis bei dem Manöver etwas ambitioniert war?"
Webber: "Nein, er musste es probieren. Er sah, dass es für mich sehr schwierig war, von den Virgins wegzukommen. Wir wissen, dass aufgrund des Reglements, wo wir beim Restarts Überrundete in der Schlange haben, es nicht einfach für die Jungs an der Spitze ist, was bei mir der Fall war, die Überrundeten zu überholen."

"Lewis hatte einen guten Schwung, aber das ist die einzige Kurve auf der Strecke, wo so etwas passieren kann. Fernando und ich haben uns dort im vergangenen Jahr berührt. Wenn du dich in einem Restart befindest, die Dinge etwas kalt sind, dann ist das für alle knapp. Wir wissen, dass dies im Rennen ein Schlüsselpunkte ist, an dem du alles richtig hinbekommen musst. Natürlich möchte keiner von uns einen Zentimeter herschenken, und in diesem Fall führte das zu einer Berührung."