• 01.03.2010 15:13

  • von Pit Lane

Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht?

Pit Lanes Vorschlag an die FIA und Bernie Ecclestone: Stefan schon 2010 zulassen und den Startplatz für US F1 2011 neu ausschreiben

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone und Jean Todt

Ich meine: Diese zwei Herren sollten schnell eine Entscheidung treffen!

Liebe Freunde des Rätselratens,

heute in zwei Wochen werden wir wissen, wer den ersten Grand Prix der neuen Saison gewonnen hat. Trotzdem steht zum jetzigen Zeitpunkt noch immer nicht fest, welche Teams in Bahrain antreten werden. Für das Milliardenbusiness Formel 1 ist das ein ziemliches Armutszeugnis, wie ich finde. Man muss es ja nur mal aus der Sicht der Medien sehen: Bis heute wissen die nicht, welche Teilnehmer sie ihren Lesern vorstellen sollen!

Zusätzlich zu den elf sicheren Teams gibt es drei Wackelkandidaten: Campos scheint mit "Feuerwehrmann" Colin Kolles gerade noch rechtzeitig für einen Shakedown unter Rennbedingungen in Bahrain fertig zu werden, US F1 ist wie berichtet nur noch ein Überraschungsei ohne Inhalt unter der leckeren Schokohülle und Zoran Stefanovic hat zwar zwei fertige Autos, aber keinen Startplatz. Da kommt man als alter Racer doch gleich mal auf die Idee: Warum nicht US F1 den Startplatz wegnehmen und dem Stefan-Team geben?#w1#

So easy ist das auch wieder nicht, schon klar - Concorde, Verträge, Juristen und so weiter. Aber immerhin hat die FIA den Amerikanern in Charlotte vergangene Woche mal einen Besuch abgestattet. Wie ich höre, hat Charlie Whiting dabei nicht nur die Lage sondiert, sondern er kam auch mit einem Angebot von Teamchef Ken Anderson im Koffer zurück nach Paris. Der hat inzwischen offenbar eingesehen, dass mit US F1 in Charlotte zumindest dieses Jahr kein Formel-1-Auto mehr zu bauen ist.

US F1 will einen Kuhhandel mit der FIA

Denn US F1, so höre ich, hat der FIA angeboten, einen Geldbetrag als Garantie zu deponieren, um erst 2011 einsteigen zu können. Andere Medien berichten von siebenstelligen Summen (auf solche Peanuts würde sich Todt niemals einlassen!), meinen Informationen zufolge soll es eher um zehn bis 15 Millionen gehen. Der Haken an der Sache ist: US F1 hat dieses Geld nicht. Chad Hurley soll Anderson einen Korb gegeben haben, als der ihn erneut anpumpte. Auch Bernie ist von der Idee nicht begeistert.

Pit Lane

Einer hat den Startplatz, der andere die Autos: Was kann man da nur machen? Zoom

Einer der 13 von der FIA ausgeschriebenen Startplätze wird also frei bleiben. Da wäre es doch sinnvoll, diesen dem Stefan-Team zuzusprechen, oder nicht? Stefanovic verhandelte vergangene Woche mit Hurley über einen Zusammenschluss, um auf diesem Weg an einen Startplatz zu kommen, aber der Deal platzte. In Belgrad war man darüber ziemlich sauer. Jetzt hoffen die Serben darauf, dass ihnen doch irgendjemand den Startplatz zuspricht, den US F1 sowieso nicht beanspruchen kann.

Folgendes Szenario wäre denkbar: Die FIA könnte Stefan zulassen und wie geplant mit 13 Teams in die Saison gehen, einen weiteren Startplatz für 2011 noch einmal neu ausschreiben. Denn wer sagt, dass Campos und Co. in einem Jahr noch dabei sein werden? Nicht einmal Ferrari und Mercedes können das hundertprozentig garantieren. Die Formel 1 ist ein schnelllebiges Business. Oder fragt doch mal Mario Theissen, ob er vor einem Jahr geglaubt hätte, dass BMW aussteigen würde! Eben.

Sollten tatsächlich alle 13 Teams die Saison 2010 überstehen und auch für 2011 safe sein, dann ist immer noch die Frage, ob US F1 in einem Jahr noch existieren wird. Nicht einmal in Charlotte findet man derzeit Leute, die darauf ihr Vermögen wetten würden. Also würde es meiner Meinung nach Sinn machen, US F1 erstmal hinzuhalten und die Stefan-Nennung zu akzeptieren. Davon hätten alle was.

Was denken die anderen Teams?

Naja, nicht alle. Frank Williams, Franz Tost, Vijay Mallya und vergleichbare Gentlemen hätten mit zwei 2010er-Toyota-Boliden, die ihnen Punkte und Preisgelder wegfressen könnten, wohl wenig Freude. Ob diese Teams einer Aufnahme von Stefan in die Weltmeisterschaft zustimmen würden, darf zumindest vorsichtig bezweifelt werden. Da höre ich die Anwälte schon wieder aufschreien! Und auch Bernies Begeisterung für Stefan soll etwas abgekühlt sein. Kein Wunder: Ob 24 oder 26 Autos ist ihm nach Jahren mit nur 20 ziemlich egal - und wegen Stefan würde er wohl keinen zusätzlichen TV-Vertrag verscherbeln.

Fest steht jedenfalls, dass die Entscheidung bald fallen muss. Genauer gesagt: Heute ist D-Day, flüstert man uns. Denn nachdem die Formel-1-Bürokratie schon die Stefan-Tests in Portimão verhindert hat, wird die Zeit nun auch für ein Antreten beim Saisonauftakt knapp. In elf Tagen geht es immerhin schon mit dem ersten Freien Training los. Aber die Entscheidung muss auch jemand treffen! An der Ausgangslage (US F1 mit Startplatz, aber ohne Autos, Stefan genau umgekehrt) hat sich seit Wochen nichts geändert, trotzdem spricht niemand ein Machtwort. Da ist Jean Todt gefragt. Der "Napoleon" soll mal was für seinen Spitznamen tun...

Zoran Stefanovic

Zoran Stefanovic, sein Mitarbeiter Mike Coughlan und Co. warten auf News Zoom

Dabei würde ich mir eine Teilnahme von Stefan ehrlich gesagt wünschen. Ob das Team an sich eine große Bereicherung für die Formel 1 wäre, darüber kann man vermutlich streiten. Aber dass nach Michael Schumacher auch noch dessen alter "Buddy" Jacques Villeneuve ein Comeback geben würde, das wäre schon cool, meint ihr nicht? Schließlich hätten wir dann nicht weniger als fünf Weltmeister am Start - und dazu auch noch den großen Senna-Namen. Racingherz, was willst du mehr?

Eines möchte ich jedenfalls mal festhalten: Wer geglaubt hat, dass die Testzeiten dieses Winters verwirrend und nur ganz schwer zu interpretieren sind (und das sind sie), der soll erstmal die ständig neuen Entwicklungen und Verwirrungen um die neuen Teams entflechten und verstehen. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass wir vor Bahrain noch nicht die letzte Überraschung erlebt haben...

Was soll's, c'est la vie!


Pit Lane

PS: Nach meinen ersten Kolumnen war ich überwältigt von euren Reaktionen! Wenn ihr weiterhin mehr über mich erfahren wollt, dann könnt ihr auf Facebook mein Freund werden. Soweit es mir möglich ist, beantworte ich auch alle Fragen und Feedbacks!