Warum Bridgestone der Formel 1 so viel zu verdanken hat

Im Zuge des vorerst letzten Heimrennens für Bridgestone blickt Motorsportchef Yasukawa mit Wehmut zurück und bedauert den Ausstieg

(Motorsport-Total.com) - Ein bisschen Wehmut kann sich Hiroshi Yasukawa nicht verkneifen. Der Motorsportchef von Formel-1-Alleinausrüster Bridgestone erlebt an diesem Wochenende seinen vorerst letzten Heim-Grand-Prix - der japanische Reifenhersteller zieht sich mit Saisonende aus der Formel 1 zurück. Den Japaner verbinden viele Erinnerungen mit der Traditionsstrecke von Suzuka, wie er bestätigt: "Ich war ein kleiner Junge, als 1962 alles begann."

Titel-Bild zur News: Hiroshi Yasukawa (Motorsportdirektor Bridgestone)

Ehrlicher Trennungsschmerz: Bridgestone-Motorsportchef Hiroshi Yasukawa

Damals war er selbst unter den Zuschauern: "Es waren keine Autorennen, sondern Motorradrennen. 1964 lieferte Bridgestone Reifen - es waren ganz normale Reifen. Nach 1976, als wir in den Motorsport einstiegen, pushten wir sehr hart. Wir haben viele schöne Erinnerungen und trafen sehr berühmte Rennfahrer, doch alle waren noch sehr jung." Es waren andere Zeiten, Bridgestone war noch kein Weltkonzern und man hatte einen gemeinsamen Traum: "1976 und 1977 lieferten wir unsere Reifen zum ersten Mal an die Formel 1 in Fuji. Damals war es unser Traum, eines Tages in die Formel 1 einzusteigen. Doch unsere Firma war zu dieser Zeit winzig."

DTM-Erfolg als Türöffner

Der erste Versuch wurde durch Honda ausgelöst, erklärt Yasukawa: "Durch Zufall kehrten sie 1980 in die Formel 2 zurück. 1981 stiegen auch wir ein und unser Konkurrent war Pirelli. Ich glaube im zweiten Jahr hat Pirelli aufgehört - Michelin stieg ein und wir verloren oft gegen sie. Es war ein hartes Jahr. 1983 machten wir dann Formel 3000, doch die Firma sagte, ich solle nach Japan zurückkommen."

Trotz des Rückzuges blieb Bridgestone in Schlagdistanz zum internationalen Motorsport: "Wir traten in Le Mans und bei unterschiedlichen Rennen und Kategorien. Ich denke, dass uns Mercedes-Benz 1991 gefragt hat, ob wir nicht in der DTM starten wollen. Auch damals war Michelin unser Konkurrent." Doch diesmal revanchierten sich die Japaner für die Schmach in der Formel 2. "Wir dominierten die DTM", erinnert sich Yasukawa. "Außerdem waren wir bei den IndyCars und Norbert Haug stellte uns dem sehr starken Penske-Team vor. Wir erreichten gute Resultate, doch ich hatte immer den Traum, eines Tages in die Formel 1 einzusteigen."

Erfolgsprojekt Formel 1

1997 war es dann tatsächlich so weit: Bridgestone debütierte bei einigen Mittelfeld-Teams in der Formel 1 - und wie! Am Hungaroring feierte Damon Hill im Arrows beinahe den ersten Bridgestone-Sieg, auch die Rennställe Stewart und Prost fuhren aufgrund des japanischen "Superklebers" immer wieder vorne mit. Der Durchbruch gelang dann aber mit McLaren: "Wir wurden mit ihnen 1998 Weltmeister, damals hatten wir starke Gegner." Allen voran die Scuderia Ferrari, mit der man später eine beinahe unschlagbare Allianz bildete. "Doch jetzt ziehen wir uns aus freien Stücken zurück, leider hören wir mit Saisonende auf", weint Yasukawa der Formel 1 nach.

Kein Wunder, schließlich hat man der "Königsklasse" des Motorsports viel zu verdanken. "Früher verwendeten alle Diagonalreifen, doch Michelin hatten schon mit der Entwicklung von Radialreifen begonnen", blickt Yasukawa zurück. "Wir begannen also auch damit und unser Bekanntheitsgrad stieg in Japan stark an. Leider realisierten außerhalb Japans nur wenige Leute, dass wir eine Reifenfirma sind. Doch als wir mit der Formel 1 begannen, änderte sich das sehr schnell. Das war einer der größten Erfolge in der Firmengeschichte."