• 26.03.2018 05:56

  • von Dominik Sharaf & Erwin Jaeggi

Von wegen Punktekandidat: Toro Rosso "bitter enttäuscht"

Der erste Antriebsschaden bei Pierre Gasly, mysteriöse Probleme bei Brendon Hartley: Warum dem Team Honda schon jetzt "saumäßig auf den Geist geht"

(Motorsport-Total.com) - Herbe Enttäuschung für Toro Rosso: Beim Australien-Grand-Prix in Melbourne am Sonntag relativierte sich der gute Eindruck, den die Red-Bull-Junioren noch bei den Testfahrten hinterlassen hatten. Statt wie anvisiert um WM-Punkte zu kämpfen, erreichte Brendon Hartley als 15. und Letzter das Ziel, nachdem Pierre Gasly mit seinem rauchenden STR13 nach 16 Runden an die Box geschlichen war - der erste Antriebsschaden des Jahres bei Neo-Partner Honda gleich im ersten Rennen.

Titel-Bild zur News: Pierre Gasly

Pierre Gasly fuhr nicht lange, dann streikte der Honda-Motor im Toro Rosso Zoom

Teamchef Franz Tost sagt: "Nach den guten Eindrücken bei den Tests hätten wir uns ein viel besseres Ergebnis erwartet." Auch Gasly, der nach gutem Start mit den Williams und Force India kämpfte, spricht von einer "ziemlichen Enttäuschung". Er meint die Leistung allgemein, allen voran aber seinen Ausfall. Der Honda-Defekt ereignete sich - wie früher oft bei McLaren - ohne Vorwarnung.

In Kurve 12 schaltete der Antriebsstrang sich bei Vollgas ab und sprang plötzlich wieder an. Gasly hatte aber kaum Vortrieb und schlich "wie im ersten Gang" zurück an die Box. "Wir wussten, dass solche Dinge passieren können, aber nach den Tests waren wir optimistisch", ärgert sich der Franzose, der dringend Kilometer braucht: "Zu diesem Zeitpunkt der Saison will man einfach nur fahren."

Hartley kam zwar über die Distanz, war aber nicht glücklicher. Das Quasi-Heimrennen des Neuseeländers war nach wenigen Metern ruiniert, als er sich unmittelbar nach dem Start bei der Zufahrt auf die erste Kurve verbremste. "Das Vorderrad hat von dem Moment an, in dem ich auf das Pedal getreten bin, blockiert. Ich konnte die Bremse nicht mehr lösen", beschreibt er eine Szene, in der eine große Rauchsäule an seinem STR13 aufgestieg. "Das war der größte Bremsplatte meines Lebens."

Keine Chance weiterzufahren - Hartley kam an die Box und tauschte seine nagelneuen Supersoft gegen Soft, womit eine Einstoppstrategie nicht mehr möglich war und er dem Feld weit hinterherfuhr. "Von diesem Zeitpunkt an war ich auf Gedeih und Verderb verloren", sagt er. Gegen Rennmitte trat ein weiteres technisches Problem auf, mutmaßlich am Unterboden. "Es hat nicht nur zu einem Plattfuß geführt, sondern auch für den Verlust von Abtrieb gesorgt", schnauft Hartley.

Gasly ist bemüht, positive Aspekte zu betonen: "Wir sollten optimistisch bleiben. Es war ein einziges Rennwochenende", so der Franzose. "WM-Punkte wären nicht drin gewesen, aber mit Force India hätten wir es aufnehmen können." Schneller als Sauber war Toro Rosso, im Regen sogar unter den Top 10 - als der Motor nicht relevant war und das Chassis zählte. "Lieber jetzt erkennen, wo es mit dem Antrieb nicht läuft, als in einem Rennen, in dem wir um Punkte kämpfen", meint Gasly.

Dass dem Honda so viele PS fehlen wie zu McLaren-Zeiten, sieht er nicht als Tatsache an. "Abwarten", sagt Gasly, "ich bin nur 16 Runden gefahren, alleine wegen des DRS sind Vergleiche schwierig." Dass die Zuverlässigkeit nicht zu stimmen scheint, sorgt für mehr Bauchschmerzen, zumal mit dem verknappten Antriebskontingent 2018 jeder Tausch einer Komponente bitter ist. "Natürlich geht es mir saumäßig auf den Geist", sagt Gasly, "wahrscheinlich wird es uns irgendwann mit Strafen erwischen."