• 21.10.2013 14:20

Vettels Helm-Polygamie hat einen Namen: Jens Munser

Sebastian Vettel trägt ständig wechselnde Helme eines Designers aus Salzgitter, dem auch schon Michael Schumacher und andere aktuelle Fahrer vertrauten

(Motorsport-Total.com/SID) - Es fing an vor 18 Jahren mit einer Krabbe. Der kleine Kartfahrer Sebastian Vettel machte große Augen, als er seinen neuen Helm erstmals in den Händen hielt. Da lachte ihn doch tatsächlich die Disney-Figur "Sebastian, die Krabbe" an, die Designer Jens Munser aus Salzgitter dem achtjährigen Motorsporttalent auf den Kopfschutz besprüht hatte - und damit bei Vettel eine Leidenschaft entfachte, die bei dem Heppenheimer auch als dreifacher Formel-1-Weltmeister nicht erloschen ist.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Helm

In Monaco hatte Vettel dieses Jahr ein sich entkleidendes Fräulein auf dem Helm Zoom

Egal ob Pin-up-Girl, Blinklicht oder eine Botschaft an die Opfer von Fukushima: Vettel liebt es, seine Fans mit ständig wechselnden Motiven auf dem Helm zu überraschen. "Wir probieren immer wieder neue Sachen aus", sagt Munser dem 'SID': "Der Fahrer ist beim Design des Helmes eigentlich sehr frei, er braucht niemanden zu fragen. Deshalb lieben es die Fahrer, Spielraum zu haben. Sebastian ist immer offen für verrückte Ideen." In der durchgestylten Welt der Formel 1, wo sonst alles bis ins kleinste Detail geregelt ist, bedeutet der Helm für die PS-Profis ein kleines Stück Individualität.

"Es ist lustig. Was das Design betrifft, bin ich eigentlich sehr traditionell", sagt Vettel, der nach jedem Sieg ein neues Modell einfordert: "Ich ändere es zwar oft, was den Schluss nahe legt, dass ich nicht traditionell bin, aber der Design-Prozess macht mir mehr Spaß als der Wechsel." Per Telefon und E-Mail basteln Vettel und Munser so lange an neuen Skizzen, bis beide Perfektionisten zufrieden sind. Auch in persönlichen Treffen macht Vettel seine Wünsche immer wieder klar. Der Red-Bull-Pilot sei ein anspruchsvoller Kunde, sagt Munser.

Der Aufstieg zum Helm-Guru

Der 43-Jährige begann seinen Aufstieg zum einflussreichsten Helmdesigner der Königsklasse 1989 im Keller seiner Eltern, als er langweilige Kopfbedeckungen zu veredeln begann. Schnell machte er sich in der Szene einen Namen - schließlich meldete sich der große Michael Schumacher bei Munser. Der Rekordweltmeister verhalf dem ehemaligen Anlagentechniker von VW zum Durchbruch. Heute sprüht, reibt und kratzt Munser auch an Modellen für Fernando Alonso, Felipe Massa, Nico Rosberg, Nico Hülkenberg, Adrian Sutil, Marc Webber und Daniel Ricciardo. Ständig entstehen im nördlichen Harzvorland neue Motive und Farbkombination.


Fotostrecke: Top 10: Coole Helme von Sebastian Vettel

Für Munser sind die Wünsche der Profis ein gutes Geschäft. Mittlerweile hat er neun Angestellte und verkauft seine Helme in die ganze Welt. Besonders viele Anfragen erreichen den Niedersachsen aus China und Russland. Ein Design - ohne Helm - kostet übrigens zwischen 800 und 2.000 Euro.

Ausgefallene Designs

Am liebsten bastelt er aber an Modellen für seinen prominentesten Kunden: "Eines der Highlights war der 2012er-Singapur-Helm von Vettel, der hat uns eine Menge Aufmerksamkeit eingebracht", erzählt Munser in seiner Schatzkammer, in der er besondere Exponate ausgestellt hat. Auf dem Deckel des Helmes blinkten kleine Lämpchen und sorgten damit beim Nachtrennen für einen aufsehenerregenden Effekt. Vettel fühlte sich wie eine "Discokugel".

"Der 2012er-Singapur-Helm von Vettel hat uns eine Menge Aufmerksamkeit eingebracht." Jens Munser

Für Erregung sorgte Vettels Monaco-Helm, auf dem sich ein Pin-up-Girl bei zunehmender Temperatur langsam entblößte. "Ein Thermolack macht das möglich", erklärt Munser, der aufgrund des Jugendschutzes an pikanten Stellen Sternchen platziert hatte.

Während Vettels Leidenschaft für ausgefallene Helmdesigns bei seinen Fans immer wieder für Jubel sorgt, sind Puristen nicht ganz so begeistert. So plädiert Formel-1-Legende Niki Lauda, dessen Kopf stets rot bedeckt war, für maximal ein Helmdesign pro Jahr: "Wenn die ständig neuen Helme verboten werden, finde ich das gut. Selbst ich kann die Fahrer ja kaum noch unterscheiden", wettert der Österreicher. Vettel und Munser sind da allerdings ganz anderer Meinung.