Vettel: Mit der Abu-Dhabi-Strategie 2010 zum Titel 2012?

Sebastian Vettel erklärt, wie er heute von den Erkenntnissen seines Titelgewinns 2010 profitiert und wie er die Lehren von damals dieses Jahr anwendet

(Motorsport-Total.com) - Unterschiedlicher könnte die Herangehensweise der beiden Titelrivalen nicht sein. Während sich Fernando Alonso seit Saisonbeginn immer wieder mit Zahlenspielen vergnügt, sich als WM-Leader in den Rennen stets auf den ersten Verfolger in der WM konzentrierte und sogar in die Psychotrick-Kiste griff, um Sebastian Vettel zu zermürben, predigt dieser seit einigen Rennen nur noch: "Wir konzentrieren uns nur auf den Moment und auf uns selbst."

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel kehrt dieses Wochenende an die Triumphstätte 2010 zurück Zoom

Und Vettel fährt gut damit, schließlich hat er die letzten vier Rennen für sich entschieden und die WM gedreht, was freilich auch auf die gelungenen Updates am RB8 durch Stardesigner Adrian Newey zurückzuführen ist.

Der Ursprung von Vettels Herangehensweise liegt an dem Ort, wo an diesem Wochenende der drittletzte WM-Lauf der Saison 2012 über die Bühne gehen wird - in Abu Dhabi. Dort, wo er 2010 nach einer Saison voller Lehrstunden seinen ersten WM-Titel gewonnen hat. Einer Saison, in der er mit seinem Teamkollegen Mark Webber kollidiert war, sich in ein Stallduell mit ihm verstrickt hatte und dabei Nerven zeigte. Viele hatten dem damals 23-Jährigen fehlende Reife vorgeworfen.

Bittere Lehrstunden

"Wir haben natürlich in den vergangenen Jahren viel gelernt", blickt er heute mit Dankbarkeit an diese Erfahrungen zurück. "Es liegt an uns, uns jetzt zu erinnern, was wir gelernt haben, welche Fehler wir gemacht haben. Wir müssen sicherstellen, dass wir unsere Lehren gezogen haben, und die Fehler nicht noch einmal machen. Das bedeutet in unserer aktuellen Situation, dass wir uns mit dem auseinandersetzen müssen, was direkt vor uns liegt, und nicht, was in der Zukunft liegt."

Sebastian Vettel

Vettel wollte beim WM-Finale 2010 nicht über seine Rivalen Bescheid wissen Zoom

Was das bedeutet? "Wir leben für den Moment und tun alles, was wir können, um uns auf das Training vorzubereiten. Der Sonntag ist noch weit weg. Das ist der beste Weg, um dein Talent zu nutzen."

Der Heppenheimer will in dieser entscheidenden Phase der Weltmeisterschaft alle unnötigen Gedanken von sich fernhalten und konzentriert sich auf das Wesentliche: "Klar wäre es schön, ein fünftes Mal in Serie zu gewinnen. Aber darüber nachzudenken, ob man jetzt fünf oder vier Siege vor diesem Rennen gefeiert hat, oder 100 - das ändert nichts. Es ist immer noch so schwer wie der erste Sieg oder jeder andere Sieg. Man muss sich selbst in die Position bringen, wo man es ein weiteres Mal schaffen kann."

Schlüsselerlebnis Abu Dhabi 2010

Genau das ist ihm am 14. November 2010 gelungen - an jenem historischen Tag, als vier Piloten mit Titelchancen in das Saisonfinale in Abu Dhabi gingen. "Dieser Sonntag war ganz speziell", blickt Vettel zurück. "Ich erinnere mich an diesen Tag noch sehr gut - an alle Gespräche davor und danach."

Vor dem Rennen, in das er zwar von der Pole-Position, aber nur als WM-Dritter und mit 15 Punkten Rückstand auf Leader Alonso ging, war er nervös gewesen. "Ich habe dem Team vorher gesagt, dass ich nicht wissen will, wer Zweiter, Dritter, Vierter oder Fünfter ist, solange wir in Führung liegen", erklärt er, dass damals die volle Konzentration der eigenen Leistung galt.

"Fantastischer Tag" als Stütze

Sebastian Vettel

Der Moment des Triumphes: Vettel krönte sich zum jüngsten Champ der Geschichte Zoom

"Das Wichtigste war, dass wir uns auf unser eigenes Rennen konzentriert haben", sagt er. "Es war damals ganz klar, dass wir gewinnen müssen. Es hing natürlich davon ab, was die anderen machen würden, aber ich machte allen klar, dass ich davon nichts wissen will. Wir haben die größten Chancen, wenn wir unser eigenes Resultat maximieren. Das haben wir gemacht. Es hat funktioniert, und es war ein fantastischer Tag."

Diese Erfahrung dient Vettel, der nach einer dominanten Saison 2011 dieses Jahr selbst unter Druck deutlich souveräner agiert als 2010, als Stütze: "Es ist immer gut, schon einmal in einer ähnlichen Situation gewesen zu sein und sich die Dinge zu Herzen zu nehmen, die man damals schon versucht hat, zu beachten."