Vettel: "Dann fresse ich einen Besen..."

Sebastian Vettel sieht im Umgang mit den Reifen den entscheidenden Faktor über Sieg oder Niederlage in Barcelona - Hohes Mercedes-Tempo überrascht ihn

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel hat die Pole-Position zum Grand Prix von Spanien in Barcelona ein weiteres Mal verpasst. Den fünften Lauf der Saison 2013 nimmt der Red-Bull-Pilot von Startplatz drei hinter den beiden Mercedes von Nico Rosberg und Lewis Hamilton in Angriff.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel bezeichnet Startplatz drei als das Optimum und hofft auf die Longruns Zoom

Im Anschluss an das Qualifying äußert sich Vettel in seiner Medienrunde über seine Taktik im Qualifying, über seine Einschätzung der Kräfteverhältnisse an der Spitze und über seine Erwartungen für die Renndistanz.

Frage: "Sebastian, es sah ganz so aus als hättest du die Zeit auf Mercedes heute im letzten Sektor verloren. Ging dir dort die Pole-Position durch die Lappen?"
Sebastian Vettel: "Um ehrlich zu sein: Nein. Ich war mit dem letzten Sektor recht zufrieden, denn in der Vergangenheit war ich dort nicht sehr gut unterwegs. Nach ein paar Jahren verstehe ich die letzten paar Kurven inzwischen ein bisschen besser. Ich denke, ich kenne den Trick dort jetzt auch, werde ihn aber nicht verraten. Alle anderen kannten ihn offenbar schon, nur ich war da ein bisschen im Hintertreffen. Das ist schon witzig wenn man bedenkt, dass wir mehr als einmal im Jahr hierher kommen."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Spanien


"Ich bin recht zufrieden mit dem Ergebnis. Vor allem gestern war ich sehr unglücklich mit dem Auto - insbesondere im letzten Sektor. Wir haben das Auto aber besser im Griff und hatten eine gute Qualifying-Session. Wir haben einen anderen Ansatz als der Großteil der Konkurrenz gewählt, haben nur die weichen Reifen benutzt. Ob uns das morgen helfen wird, werden wir sehen. Es wird ein interessantes Rennen."

"Alles wird vom Abbau der Reifen abhängen. Wir haben schon im Winter gesehen, dass niemand sonderlich weit gekommen ist. Mit den sommerlichen Temperaturen jetzt wird einiges anders werden, aber die Reifen werden sicherlich nicht so lange halten. Es ist aber sehr gut, ein wenig weiter vorne zu stehen, um diesen Grand Prix in Angriff zu nehmen."

Wieder keine Barcelona-Pole für Vettel

Frage: "Unterm Strich wieder keine Pole-Position für dich in Barcelona. Woran liegt es hier?"
Vettel: "Ich denke, wir können heute sehr zufrieden sein. Mercedes war einfach zu schnell, sowohl Lewis als auch Nico. Sie waren hier schon bei den Testfahrten sehr schnell - gerade im dritten Sektor. Von ihrem heutigen Tempo waren wir dann aber doch ein bisschen überrascht. Morgen kann ich die Statistiken hoffentlich widerlegen. Ich weiß, dass es sehr wichtig ist, hier aus der ersten Reihe loszufahren. Diese haben wir knapp verpasst, aber ich bin zuversichtlich für das Rennen. Wie schon gesagt, wird in diesem Jahr viel von den Reifen abhängen. Ich glaube, damit haben alle zu kämpfen. Schauen wir mal, ob unsere Strategie aufgeht und wir von dort, wo wir losfahren, ein gutes Rennen zeigen können."

"Morgen kann ich die Statistiken hoffentlich widerlegen." Sebastian Vettel

Frage: "Du hast es in Q3 bei einem Versuch belassen. Inwiefern glaubst du, dass sich das Aufheben eines Reifensatzes morgen im Rennen auswirken wird?"
Vettel: "Das ist ziemlich einfach erklärt: Die Reifen halten nicht lange. Je frischer sie sind, desto länger halten sie. Im Idealfall ist man mit neuen Reifen unterwegs. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, so viele Reifen zu sparen wie es nur ging. Morgen steht uns eine große Herausforderung bevor. Ich denke, wir alle haben hier mit Graining zu kämpfen - mache mehr, manche weniger."

Frage: "Wenn man bedenkt, dass die beiden Jungs vor dir über die Distanz womöglich in Schwierigkeiten geraten könnten, wen siehst du dann als deinen Hauptgegner für morgen, Kimi Räikkönen oder Fernando Alonso?"
Vettel: "Nun, im Moment stehen die beiden (die Mercedes-Piloten; Anm. d. Red.) vor uns. Um ehrlich zu sein, sahen ihre Longruns nicht so schlecht aus. Wenn man sich die vergangenen Rennen ansieht, dann ist der Mercedes doch recht aggressiv im Umgang mit den Reifen, was vielleicht im Qualifying hilft, im Rennen aber nicht so gut ist. Wir hoffen natürlich, dass sich beide morgen schwertun, aber man wünscht natürlich niemandem etwas Schlechtes. Wie es sich morgen darstellen wird, müssen wir abwarten. Ich denke, es gibt genug zu tun - gerade, was die Reifen angeht. Es ist nicht so, als würden sie bei uns unbegrenzt halten."

"Die WM wird aber morgen nicht entschieden. Deswegen bin ich, was das angeht, relativ entspannt. Es wird mit Sicherheit interessant - vielleicht sehr strategisch an gewissen Punkten. Wir sind sehr zufrieden mit dem heutigen Ergebnis und peilen auch morgen sowas an. Wenn es für ganz oben reicht, dann ist das klasse. Das ist natürlich das erste Ziel. Wichtig ist aber zunächst mal, auf uns und auf unser Rennen zu schauen. Dann wird sich relativ schnell zeigen, wie weit vorne wir da mitmischen können. Ich denke, dass aber auch die Leute von hinten mächtig Druck machen werden. Gerade Lotus und Ferrari waren doch gestern ziemlich schnell unterwegs - und das relativ lang auf den Reifen. Ich denke, wir können auch im Rennen einiges von ihnen erwarten."

Drei bis vier Boxenstopps erwartet

Frage: "Es gibt hier die modifizierte Hard-Mischung von Pirelli. Welchen Einfluss wird diese im Rennen haben?"
Vettel: "Es ist kein so großer Unterschied vom Medium zum harten Reifen. Ich denke, wir haben uns alle ein bisschen mehr erwartet. Letzten Endes hat es die Situation nicht wirklich besser gemacht. Der Rest wird sich morgen im Rennen zeigen, wenn man wirklich die Chance hat, über mehrere Runden und mehrere Stints zu sehen, wie gut der Reifen hält."

Frage: "Auf wie viele Boxenstopps wird es morgen hinauslaufen?"
Vettel: "Nico hat mir nicht verraten, wie oft er stoppen wird. In unserer Position wäre alles unter drei und alles über vier Stopps eine Überraschung. Ich habe zu Nico gesagt, wenn es morgen jemanden gibt, der mit zwei Stopps über die Distanz kommt, dann fresse ich einen Besen."

Frage: "Was hältst du vom Strafpunktesystem, das gegenwärtig diskutiert wird?"
Vettel: "Mir gefällt es nicht. Ich weiß nicht, womöglich bin ich da etwas zu altmodisch. Ich möchte mich nicht allzu lang darüber auslassen, glaube aber, dass wir in der Vergangenheit viele Strafen gesehen haben. Als Fahrer haben wir nach mehr Strafen gedrängt. Inzwischen gibt es aber mehr Strafen als uns das Recht sein kann. Es ist ein Teufelskreis. Ich denke, der Katalog liegt noch nicht komplett vor. Soweit ich weiß soll es Strafpunkte für Dinge geben, die nicht komplett in unseren Händen liegen. Unterm Strich können dann Kleinigkeiten eine große Auswirkung haben. Ich weiß nicht, ob das die Idee dahinter ist. Klar, wenn man sich am Punktesystem des Straßenverkehrs orientiert, dann steckt eine gewisse Logik dahinter. Letzten Endes fahren wir aber nicht auf der Straße, sondern auf der Rennstrecke."