• 26.11.2012 14:24

Vettel auf dem Olymp: "Die Story ist noch nicht zu Ende!"

Durch seinen dritten WM-Titel ist Sebastian Vettel endgültig auf den Olymp des Sports aufgestiegen - Ausgelassene Party mit 1000 Brasilianern

(Motorsport-Total.com/SID) - Seinen wohl endgültigen Aufstieg in den Sport-Olymp feierte Sebastian Vettel bis 3.30 Uhr ausgelassen im Klub "Villa Mix" mit 1000 Brasilianern. Von seinen Fans hatte sich der Formel-1-Weltmeister mit den Worten "Ich geh jetzt mal kurz feiern" verabschiedet, seinen Gegnern gab er noch eine Warnung mit in die Winterpause: "Die Story ist noch nicht zu Ende!"

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Drei Titel in drei Jahren. Und Sebastian Vettel ist noch lange nicht satt Zoom

Eine echte Drohung eines Fahrers, der durch den dritten Titel in Folge schon auf einer Stufe mit Juan Manuel Fangio und Michael Schumacher steht. Der sich "mit 25 seinen Platz in der Geschichte des Sports schon gesichert hat" (Bundeskanzlerin Angela Merkel) und der "schnellste Botschafter" ist (DOSB-Präsident Thomas Bach). Und den die Medien weltweit am Montag als "Wunderkind" (Repubblica), "SuperVettel" (Corriere della Sera), "König" (The Sun) oder "Red-Bull-Hero" (Österreich) nannten.

Im "härtesten Rennen meines Lebens" machte der Hesse nach Angaben des österreichischen 'Kurier' sein wahres Meisterstück: "Schumacher war sein Maßstab. Am Sonntag ist er selbst zu einem geworden." Die Tränen unter dem Helm wurden der Öffentlichkeit allerdings vorenthalten. Als das Team ihn im Ziel als Weltmeister feierte, "habe ich geweint", verriet Vettel nachher: "Aber zum Glück habt ihr das alle nicht gehört, weil der Funk kaputt war."

Medien feiern "SuperVettel"

Nur noch Alain Prost (vier), Fangio (fünf) und Schumacher (sieben) haben mehr Titel als Vettel - und dabei ist dieser noch jünger als sein Idol Schumacher beim ersten Triumph. Die Mär, dass ihm diese Triumphe durch das schnelle Auto geschenkt würden, widerlegte er in Chaos-Rennen wie beim Abschluss in Brasilien eindrucksvoll. Und verdiente sich endlich den bisher oft mangelnden Respekt.

Bernie Ecclestone (Formel-1-Chef), Sebastian Vettel

Auch Bernie Ecclestone feierte mit dem neuen alten Champion Zoom

"Dieser Titel war seine Reifeprüfung", schreibt die 'Gazzetta dello Sport', "Vettel ist stärker als alles, stärker als die Angst" meint der 'Corriere della Sera'. Der britische 'Independent' lobt: "Von allen Fahrern ist er wahrscheinlich der Intelligenteste", und 'Österreich' befand: "Er ist nicht nur schnell und erfolgreich, sondern auch sympathisch und intelligent." Lediglich 'El Mundo Deportivo' spottete: "Sebastian Vettel, das Enfant terrible der Formel 1, holt die WM gegen einen großen Fernando Alonso." Angesichts der teilweise geschmacklosen Psychospielchen Alonsos ein Hohn.

Vettel ist nicht umsonst wohl der Liebling von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, der symbolisch gemeinsam mit dem alten und neuen Champion den Vettel-Finger in die Kameras hielt. Solange er sie nicht so dominant holt wie 2011 darf der Deutsche in den Augen des Briten seine Serie sicher verlängern. Und dies ist durchaus nicht unwahrscheinlich - zumal sein Team Red Bull das ohnehin schon höchste Budget der Formel 1 im kommenden Jahr dank eines Sponsoren-Deals noch einmal um geschätzte 15 Millionen Euro aufstocken.

Geht die Erfolgsgeschichte weiter?

"Das ist für alle Teams bedrohlich", sagt der dreimalige Weltmeister Niki Lauda: "Es gibt nächstes Jahr keine Änderungen im Reglement, sie werden das schnellste Auto haben. Und Sebastian hat gelernt, wie man eine WM unter schwierigsten Bedingungen sicher nach Hause bringt." Auch Laudas 'RTL'-Kollege Christian Danner ist sich sicher: "Das war das schwerste Jahr für Vettel. In Zukunft wird es wieder leichter für ihn."

Sebastian Vettel, Narain Karthikeyan

Seinen dritten Titel musste sich Vettel nach dem frühen Unfall hart erkämpfen Zoom

Schwer war es 2012, weil das Auto in der ersten Saisonhälfte nicht so gut zu Vettel passte, weil ihm in entscheidenden Momenten oft Steine in den Weg gelegt wurden. Allein das letzte Rennen war in den Augen von Designer-Genie Adrian Newey "ein Albtraumszenario". Und weil Ferrari im Titelkampf jedes Mittel recht war. "Manche haben schmutzige Tricks versucht", meinte Vettel dann auch: "Aber ich bin so erzogen worden: Ehrlich währt am längsten."

Vettel bleibt mit beiden Füßen auf dem Boden

Bis auf diese Abrechnung redete Vettel nach dem erneuten Titel viel, sagte aber kaum was. Rund 40 Minuten saß er am Sonntag auf einer Pressekonferenz, mehrere Male versagte ihm bei seinen Monologen fast die Stimme. "Ich bin sprachlos" sagte er, "ich weiß nicht, wie ich diese Gefühle und Emotionen in Worte fassen kann", "so etwas habe ich noch nie erlebt." Dazwischen pustete er immer wieder deutlich hörbar durch.

Es zeigt: Vettel sieht die Erfolge nicht als Selbstverständlichkeit an. Und will auch nach dem dritten Titel nicht dem Größenwahn verfallen. Dass er nun in einem Atemzug mit den dreimaligen Weltmeistern Ayrton Senna oder Lauda genannt werde oder auch mit Fangio oder Schumacher sei für ihn "einfach unglaublich" stammelte er. Und philosophierte: "Es ist einfach, den Fokus zu verlieren. Aber man muss immer man selbst sein. Wichtig ist, dass du in den Spiegel schauen kannst. Denn wenn du dich verstellst, wirst du immer als Erster den Betrug merken."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Brasilien, Sonntag


Vettel sei "er selbst, der Seb", versicherte Schumacher. Auch das darf die Konkurrenz durchaus als Drohung begreifen.