Vandoorne: Im Schongang Richtung Formel 1

McLaren-Junior Stoffel Vandoorne hält nichts von einem übereifrigen Einstieg in die Königsklasse, er will vor seinem Debüt lieber so gut vorbereitet sein wie möglich

(Motorsport-Total.com) - Wie schwierig der Weg durch die Formelklassen bis in die Formel 1 ist, mussten schon viele Nachwuchsfahrer leidvoll erfahren. Entweder fehlte ihnen schlich das Talent - oder das Geld, um es bis an die Spitze des Motorsports zu schaffen. Im Idealfall weiß man heutzutage von Beginn seiner Karriere ein Formel-1-Team im Hintergrund, das einem bei der Förderung hilft. Lewis Hamiltons Weg bei McLaren kann wohl als Musterbeispiel für eine Entwicklung herhalten.

Titel-Bild zur News: Stoffel Vandoorne

Stoffel Vandoorne wird von McLaren intensiv auf die Formel 1 vorbereitet Zoom

Nun strebt ein junger Belgier an, den gleichen Weg wie der britische Ex-Weltmeister zu nehmen. Stoffel Vandoorne ist Teil der McLaren-Nachwuchsakademie und versucht sich derzeit in seinem ersten Jahr in der Formel Renault 3.5. Dabei stellt sich der 21-Jährige nicht so schlecht an: Aktuell liegt er auf dem zweiten Gesamtrang und hat noch gute Chancen auf den Titel in der neben der GP2 als wichtigstes Formel-1-Sprungbrett geltenden Serie.

Natürlich strebt auch Vandoorne den Einstieg in die Königsklasse an, doch der Belgier möchte sein Grand-Prix-Debüt nicht erzwingen. "Ich bevorzuge einen guten Lernprozess anstatt gleich in die Formel 1 zu gehen und sich zu verbrennen", sagt er geduldig. Er setzt sich kein konkretes Jahr, in dem der Aufstieg klappen muss. "Ich möchte einfach so gut vorbereitet sein wie möglich, bevor ich in die Formel 1 komme. Denn wenn man erst einmal in der Formel 1 ist, muss man sich sofort beweisen."

"Mein Ziel ist es, lange in der Formel 1 zu bleiben - und nicht nach ein oder zwei Jahren rausgeworfen zu werden, weil man nicht mit dem Druck umgehen kann oder nicht schnell genug ist." Wohin führt Vandoorne also die Reise in den kommenden Jahren? Bleibt er in der Renault-World-Serie oder führt der Umstieg ihn in die GP2? "Die Resultate beim Rest der Saison entscheiden, wo die Reise hingeht", sagt er.

Langer Anlauf, steiler Aufstieg

"Solange man gute Resultate bringt und die Leute um sich herum beeindruckt, können sich die Dinge ziemlich schnell vorwärts entwickeln." Bisher war das bei Vandoorne auch der Fall. Erst im Alter von 18 Jahren gelang ihm der Umstieg vom Kart- in den Formelsport. "Zu Beginn hatte ich nicht die Unterstützung, um viel im Kartsport zu machen. Aber ab dem Moment, wo wir die Dinge ernst angegangen sind, haben sie sich ziemlich gut entwickelt", erzählt der Belgier.

Stoffel Vandoorne

Der Belgier wird mit allen relevanten Abläufen vertraut gemacht Zoom

Dann nahm die Karriere des McLaren-Zöglings richtig an Fahrt auf. 2010 gewann er auf Anhieb den F4 Eurocup 1.6, 2012 folgte die Meisterschaft in der Formel Renault 2.0, bevor er in diesem Jahr den Sprung in die höchste Kategorie der Renault-World-Serie wagte. Dort kämpft er derzeit erneut um den Meistertitel. Sein Gegner heißt Kevin Magnussen und ist zufälligerweise ebenfalls McLaren-Protege.

"Wenn es nicht total schief geht, gewinnt einer von uns beiden die Meisterschaft. Es ist großartig für McLaren", meint Vandoorne. 27 Punkte muss der Belgier dafür in den letzten sechs Saisonrennen aufholen. Sollte es am Ende nicht mit dem Titel klappen, wäre das aber auch kein Beinbruch. Immerhin ist Magnussen in seinem zweiten Jahr in der Serie unterwegs. "Vielleicht wird es mir höher angerechnet", zuckt Vandoorne mit den Schultern, "aber ich möchte das nicht als Ausrede nehmen."

Bestmögliche Vorbereitung

Derzeit liegt seine gesamte Konzentration auf dem Titelkampf in der Formel Renault 3.5, doch nebenbei wird der 21-Jährige von McLaren schon intensiv auf den Formel-1-Einstig vorbereitet. Fast wöchentlich reist der Youngster in das McLaren Technology Center, um bei gezieltem Training und technischen Meetings perfekt eingestimmt zu werden. "Das ist Teil des Programms mit McLaren", erklärt er. "Wenn man in die Formel 1 kommt, hat man keine Zeit, um all diese Dinge zu lernen. Jetzt haben wir die Zeit."

Stoffel Vandoorne

Beim Goodwood Festival of Speed durfte Vandoorne mal einen McLaren pilotieren Zoom

Auch im Simulator sitzt der Belgier in regelmäßigen Abständen, um sich auf sein Debüt vorzubereiten. Echte Testfahrten sind allerdings vorerst noch nicht geplant. "Dafür ist es noch zu früh. Es ist noch ein weiter Weg", weiß er. Noch wohnt Vandoorne auch zuhause in Belgien, von wo aus er sich immer auf den Weg nach Woking macht. Ob er schon bald auf die britische Insel übersiedelt, hängt davon ab, wie sein Plan für die kommende Saison aussieht. "Das wissen wir noch nicht, das hängt von den Resultaten in dieser Saison ab."

Denn die müssen auch weiterhin stimmen, soll die Karriere weiter steil bergauf gehen. Denn auch Vandoorne weiß, dass nur gute Resultate die eigene Position bei den Teams stärken. Um alles andere kümmern sich McLaren und sein Management. Den vorgeschlagenen Weg wird er dann wohl eingehen, denn auch der Belgier ist sich bewusst: "Es ist immer schwierig, den ersten Schritt in die Formel 1 zu machen. Wenn man drin ist, muss man bleiben."