Unvorhersehbare Formel 1: Prost und Jones uneinig

Meinungsverschiedenheit unter Weltmeistern: Alain Prost findet die Formel 1 zu unvorhersehbar, Alan Jones hingegen hat daran seine Freude

(Motorsport-Total.com) - Der heutige Polesetter von Monte Carlo, Michael Schumacher, war vor einigen Wochen der Erste, der sich über die Unvorhersehbarkeit der aktuellen Formel 1 beschwert hat. Der siebenmalige Weltmeister kritisierte vor allem Reifenhersteller Pirelli und die Eigenschaft der Pneus, kein durchgehendes Fahren am Limit mehr zuzulassen.

Titel-Bild zur News: Alan Jones

Alan Jones findet die Unvorhersehbarkeit in der Formel 1 sehr positiv

Rückendeckung erhält Schumacher nun von seinem früheren Rivalen Alain Prost: "Wenn ich nur für mich selbst spreche, dann würde ich sagen, es ist ein bisschen zu unvorhersehbar", sagt der Franzose. "Man kennt die Formel 1 und würde manchmal gern ein bisschen besser verstehen, was da vor sich geht. Aber die Formel 1 hat sich verändert, genau wie sich auch das Publikum verändert hat. Man kann das nicht mehr damit vergleichen, was wir vor zehn, 20 oder 30 Jahren hatten."

Abwechslung tut dem Sport gut

"Die Menschen sind zufrieden, weil nicht ständig der gleiche Fahrer und das gleiche Auto gewinnen", fährt er fort. "Das ist für die Formel 1 heutzutage das Schlimmste, wenn ein Fahrer und ein Auto zu sehr dominieren. Ich selbst teile diese Meinung nicht, aber ich sehe ein, dass die Zuschauerzahlen ein bisschen steigen und sich die Menschen mehr dafür interessieren. Für die Ingenieure in den Teams muss es aber ein Albtraum sein."

"Vielleicht ist es ein bisschen zu viel", kritisiert Prost, "aber zumindest haben wir die Show. Die Leute schauen mehr und mehr Formel 1. Das ist gut." Kopfschütteln löst seine Kritik bei einem anderen Ex-Weltmeister, Alan Jones, aus: "Einige beschweren sich darüber, dass es zu unvorhersehbar ist, aber die gleichen Leute haben sich auch beschwert, dass es zu langweilig war, als immer nur ein Fahrer gewonnen hat. Man kann es halt nicht allen recht machen."

"Ich persönlich finde es absolut fantastisch", lobt der Australier im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. "Die Formel 1 ist dadurch viel interessanter geworden. Der Beweis ist das Publikum, denn die Tribünen sind voll und die TV-Zuschauerzahlen steigen. Die Formel 1 war noch nie gesünder. Früher gab es immer zwei, drei Fahrer, die auf Pole fahren konnten. Jetzt kannst du es überhaupt nicht einschätzen. Ich finde das spitze."

Das Leid mit den alten Qualifying-Reifen

Prost steht der aktuellen Reifensituation möglicherweise auch so skeptisch gegenüber, weil er selbst zu aktiven Zeiten ebenfalls oft Schwierigkeiten mit dem "schwarzen Gold" hatte: "Mein Fahrstil war nie gut genug für die Qualifying-Reifen, ganz egal mit welchem Setup", erinnert er sich. "Dagegen konnte ich nichts unternehmen. Manchmal hat man so etwas nicht selbst in der Hand, sondern man ist dem Fahrstil ausgeliefert."

Wer Weltmeister wird, wagt Prost nicht vorherzusagen: "Vor Saisonbeginn habe ich auf Button getippt, wegen der Reifensituation. Damit kann er gut umgehen. Vielleicht würde ich jetzt auch noch auf ihn tippen, denn er ist sehr konstant. Ich mag seine Einstellung innerhalb und außerhalb des Autos", sagt er. "Ich mag Mark Webber, er ist ein Gentleman. Es gibt viele nette Kerle in der Formel 1. Sebastian auch. Ich finde, es ist eine gute Generation."

Seiner Meinung nach ist Button der Fahrer im aktuellen Formel-1-Feld, der mit den kritischen Pirelli-Reifen am besten umgehen kann: "Die Reifen zu schonen, ist eine Kunst", weiß Prost, schränkt aber ein: "Er hat nicht mehr den gleichen Vorteil wie im Vorjahr, denn das Funktionsfenster der Reifen ist inzwischen so merkwürdig, dass er seine Qualitäten nicht ausspielen kann. Es geht da nicht mehr nur um die Temperatur."