Qualifying: Alonso nach Massa-Crash auf Pole

Felipe Massa nach einem Horrorcrash im Krankenhaus, Fernando Alonso nach Rätselraten auf Pole - Verwirrung im Qualifying auf dem Hungaroring

(Motorsport-Total.com) - Wie ein paar Freunde nach dem Kartfahren standen die Formel-1-Stars nach dem heutigen Qualifying auf dem Hungaroring im Parc Fermé und verglichen ihre Rundenzeiten - niemand kannte das offizielle Endergebnis, weil die computergesteuerte Zeitnehmung just in den entscheidenden Sekunden des Top-10-Finales ausgefallen war!

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Fernando Alonso und Mark Webber

Verspätetes Top-3-Foto: Sebastian Vettel, Fernando Alonso und Mark Webber

So dauerte es ein paar Minuten, bis endlich Klarheit herrschte. Mark Webber (Red-Bull-Renault) gab schon Interviews, als er von den FIA-Verantwortlichen für das Foto der besten Drei zurückgeholt wurde. Endlich stand fest: Fernando Alonso (Renault) hatte sich in 1:21.569 Minuten die Pole-Position gesichert, 38 Tausendstelsekunden vor Sebastian Vettel (Red-Bull-Renault) und 172 Tausendstelsekunden vor Webber.#w1#

Zittern nach Massa-Unfall

Doch der negative Höhepunkt des Nachmittags war nicht die kuriose sportliche Entscheidung, sondern ein Horrorcrash von Ferrari-Star Felipe Massa, der - ähnlich wie Henry Surtees am vergangenen Wochenende in der Formel 2 - von einem herumfliegenden Objekt am Helm getroffen wurde. Massa dürfte im Cockpit ohnmächtig geworden sein und fuhr deswegen geradeaus in die Reifenstapel, die den Einschlag zum Glück absorbieren konnten.

Der Einschlag war wohl nicht das Problem, sondern die Kollision mit einem Fahrzeugteil von Brawn-Mercedes-Pilot Rubens Barrichello. Der erkundigte sich im Medical-Center nach dem Gesundheitszustand seines Landsmannes: "Felipe war bei Bewusstsein. Er war ein bisschen benommen und hatte eine Wunde am Kopf", berichtete Barrichello und bestätigte die Theorie, dass er ungewollt der Auslöser gewesen sein könnte: "Ja, das ist möglich."

Felipe Massa

Felipe Massa wurde mit dem Hubschrauber nach Budapest transportiert Zoom

Massa wurde zunächst ins Medical-Center gebracht und nach kurzem Aufenthalt dort mit dem Rettungshubschrauber in ein Budapester Krankenhaus geflogen. Im Fahrerlager kursiert das Gerücht, er habe sich einen Schädelbasisbruch zugezogen, gesicherte Informationen sind derzeit aber noch nicht in Erfahrung zu bringen. Ungeachtet dessen musste nach der Unterbrechung der letzte Abschnitt des Qualifyings durchgeführt werden.

Alonso endlich wieder an der Spitze

"Es war der reinste Stress", meinte Polesetter Alonso in Anspielung auf das Chaos um Massa und die defekte Zeitnahme. "Fantastisch für das Team, das toll gearbeitet hat. Die neuen Teile haben uns einen Schritt nach vorne gebracht." In Schlagdistanz zu den Top 3 lagen auch noch Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes/+ 0,270) und Nico Rosberg (Williams-Toyota/+ 0,321). Letzterer war zwischenzeitlich sogar in Führung gelegen.

Weil Jenson Button (Brawn-Mercedes/+ 0,942) nach nur einem - sehr spät angesetzten - Finalrun nicht über Position acht hinauskam, sieht Red-Bull-Teamchef Christian Horner Hamilton als einen der Hauptgegner: "Lewis wird im Rennen eine große Rolle spielen, auch wegen KERS. Aber wir dürfen uns nicht von ihm ablenken lassen, sondern müssen uns auf uns selbst konzentrieren", teilte der Brite nach der Session mit.

Fernando Alonso, Mark Webber

Totale Verwirrung im Parc Fermé: "Welche Zeit bist du gefahren, Mark?" Zoom

Vettel befindet sich nun in einer großartigen Ausgangsposition, obwohl er anfangs noch nicht unter den Schnellsten war: "Wir haben über Nacht einen großen Schritt gemacht. Q1 und Q2 waren nicht ideal, aber die letzte Runde hat sehr gut gepasst. Es hat nicht viel gefehlt - und ich glaube, dass ich ein bisschen schwerer bin als Fernando", meinte der Deutsche und fügte an: "Aber auf Lewis müssen wir in der ersten Kurve sicher wieder aufpassen!"

Kann Massa überhaupt starten?

Vorjahressieger Heikki Kovalainen (McLaren-Mercedes/+ 0,526) wird morgen als Sechster ins Rennen gehen, gefolgt von seinem Landsmann Kimi Räikkönen (Ferrari/+ 0,899), der trotz des Massa-Unfalls im Finish noch einmal auf die Strecke ging. Hinter Button wurde Kazuki Nakajima (Williams-Toyota/+ 1,266) Neunter. Der zehnte Startplatz, der eigentlich Massa zustehen würde, wird aller Voraussicht nach frei bleiben.

Im zweiten Segment hatte es unter anderem den bärenstarken Schweizer Sébastien Buemi (11./Toro-Rosso-Ferrari) erwischt, ebenso wie Barrichello (13.) und Timo Glock (14./Toyota). Charakterisiert waren die mittleren 15 Minuten - ebenso wie auch schon das erste Segment - durch extrem knappe Zeitabstände. Das ist am 4,381 Kilometer langen Hungaroring ohnehin Tradition und wurde heute durch das bunt durchgemischte Kräfteverhältnis zusätzlich verschärft.


Fotos: Großer Preis von Ungarn, Samstag


Für das BMW Sauber F1 Team setzte es indes eine herbe Niederlage: Nick Heidfeld (16.) kann sich zwar damit trösten, dass er seinen Stallgefährten Robert Kubica (19.) um mehr als eine Zehntelsekunde geschlagen hat, aber angesichts der schlechten Startplätze marschierte der Mönchengladbacher dennoch kopfschüttelnd durch das Fahrerlager. Vor allem hatte es gestern noch nach einer kleinen Steigerung ausgesehen.

Keine neuerliche Sutil-Sensation

Auch für Nürburgring-Sensation Adrian Sutil (18./Force-India-Mercedes) kehrte nach einem starken Qualifying wieder die Normalität ein: Wegen seines Crashs am Vormittag konnte er erst nach 15 Minuten auf die Strecke gehen. Das reichte, um beinahe noch seinen Teamkollegen Giancarlo Fisichella zu schlagen, aber nicht mehr für den Einzug ins zweite Qualifying. Am Ende verlor er das Stallduell um 61 Tausendstelsekunden.

20. und Letzter wurde erwartungsgemäß Formel-1-Neuling Jaime Alguersuari, aber der Spanier lieferte keinen schlechten Job ab, obwohl ihm fast eine halbe Sekunde auf den vorletzten Platz fehlte. Daran war er jedoch weniger selbst schuld als vielmehr die Technik seines Toro-Rosso-Ferrari, die ihn kurz vor Schluss im Stich ließ. So konnte er sich nicht mehr steigern. Bis dahin hatte er ordentliche Rundenzeiten gezeigt.

Jaime Alguersuari

Rookie Jaime Alguersuari musste seine Zeitenjagd vorzeitig beenden Zoom

Für das morgige Rennen sind nun die Red Bulls die klaren Favoriten, aber wenn Hamilton dank KERS einen ähnlichen Start wie zuletzt auf dem Nürburgring hinlegen sollte, dann könnte der Weltmeister zum heißen Außenseiter werden. Auch Polesetter Alonso, der kein KERS zur Verfügung hat, wird alles geben, um endlich wieder auf das Podium zu kommen. Doch im Vordergrund steht derzeit ohnehin der Zustand Massas...