Trullis Motivation ist der erste WM-Punkt

Jarno Trulli will beweisen, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört, und erklärt, warum er sich für einen Wechsel zu Lotus entschieden hat

(Motorsport-Total.com) - In seinem 14. Jahr in der Formel 1 beginnt Jarno Trulli wieder ganz von vorne: "Wir müssen zuverlässig sein, uns ehrbar verkaufen und Fortschritte machen. Zu glauben, dass wir kommen und gleich gewinnen können, wäre unrealistisch. Aber wenn wir am Saisonende im Mittelfeld sind, wäre ich zufrieden", so der Italiener beim heutigen Lotus-Launch in London.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Jarno Trulli steht vor seiner 14. Saison in der Königsklasse des Motorsports

Eigenen Angaben nach hatte Trulli auf dem Transfermarkt auch andere Möglichkeiten. Außerdem hätte er in die NASCAR wechseln können, "aber nach dem Test wurde mir bewusst, dass ich das offene Cockpit einfach noch zu sehr liebe", grinst er. Und irgendwann kam er dann auf die Idee, sich auf eines der neuen Teams einzulassen: "Ich weiß, dass ich 2010 keine Rennen gewinnen kann, aber den ersten Punkt für das Team zu holen, würde mich sehr freuen."#w1#

"Ich träume vor jedem Rennen davon, in die Punkte zu fahren, und der erste Punkt wird bestimmt emotionell, das kann ich euch sagen! Es wird zwar nur ein Punkt sein, aber über den werden sich alle riesig freuen", sagt Trulli. "Wenn du wie ich glaubst, dass du noch schnell bist, etwas Besonderes leisten kannst, dann ist das Motivation genug. Das und der Gedanke daran, den ersten Punkt zu holen, motiviert mich sehr."

"Ich hatte mehrere Optionen und ich hatte sie alle vor mir auf dem Tisch liegen, aber irgendwann wurde eine Option immer interessanter. Das war Lotus. Ihr hier wisst das besser als ich, denn ihr seid Engländer, aber Lotus hat eine gigantische Tradition. Ich habe das erst nach meiner Vertragsunterschrift realisiert, aber dann wurde es mir bewusst. Größer als Lotus ist im Motorsport nur Ferrari", schwärmt der 35-Jährige.

"Da war ein Mann, dieser verrückte Kerl: Mike Gascoyne", lächelt er. "Ich kenne Mike sehr gut. Er wollte diese Marke zurück auf die Strecke bringen. Ich habe schon mit ihm gearbeitet und weiß, dass er schwierig sein kann, wenn man nicht weiß, wie man mit ihm umgehen muss, aber er ist sehr geradlinig und er weiß, wie die Formel 1 funktioniert. Aus technischer Sicht war ich also sehr glücklich, jemanden wir ihn an Bord zu wissen."

Gascoyne gibt das Lob zurück: "Wir verstehen uns gut und ich halte Jarno auf eine Runde für den schnellsten Fahrer, mit dem ich je gearbeitet habe. Außerdem brauchst du als junges Team einen Fahrer, der auf eigenen Beinen steht. Jarno kann das, auch in weniger guten Autos, aus denen er trotzdem das Beste herausholt. Er verfällt nicht in Panik, sondern er arbeitet sich durch sein Programm - und am Samstagnachmittag holt er das Optimum raus. Das war uns wichtig."


Fotos: Präsentation des Lotus T127


"Aber heutzutage", fährt Trulli fort, "geht es auch ums Geld. Aus diesem Grund traf ich mich mit Tony Fernandes. Da wurde mir dann spätestens klar, dass hier etwas Ernsthaftes in Bewegung ist - und ich sollte Recht behalten. Als ich zum ersten Mal bei Lotus war, konnte ich nicht recht an das Projekt glauben, denn es war kein Mensch da! Nichts! Aber ein paar Monate später drehte das Auto in Silverstone seine Runden."

Der erste Schritt sei gewesen, es bis zum Rollout und zur Präsentation zu schaffen. Nun müsse man in der Testphase die grundlegendsten Probleme eliminieren und dann weitersehen. Wunderdinge erwartet niemand, aber Trulli gilt als guter Qualifyer und hat nicht vor, seine Karriere bei Lotus ausklingen zu lassen. Vielmehr will er einigen Leuten beweisen, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört, sondern im besten Alter ist.

Aber er bleibt realistisch: "In Bahrain müssen wir mal mit beiden Autos ins Ziel kommen. Ich kann nicht sagen, wo wir ins Ziel kommen werden, denn ich weiß nicht, wie gut oder schlecht unser Auto ist, aber Zielankünfte sind am Anfang das Wichtigste. Dann kommen die Aeroupdates - eines in Barcelona und ein weiteres vier, fünf Rennen später. Im letzten Saisondrittel sollten wir dann einigermaßen konkurrenzfähig sein, hoffe ich."