• 10.06.2011 18:44

  • von Dieter Rencken

Trulli: "Wissen, dass wir nicht das beste Auto haben"

Lotus-Pilot Jarno Trulli beklagt Probleme mit der Servolenkung des T128: "Es zum Teil auch mein Fehler, denn ich kann mich nicht daran gewöhnen"

(Motorsport-Total.com) - Trotz des Wechsels von Cosworth zu Renault scheint Lotus auch im zweiten Jahr nicht den Anschluss ans Mittelfeld der Formel 1 zu schaffen. Besonders Jarno Trulli klagt über Probleme mit der Servolenkung des T128. Im Interview beschreibt der Routinier, wie dadurch ausgerechnet seine einstige Stärke, nämlich das Qualifying, nun zu seiner größten Schwäche wurde.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Jarno Trulli ist ratlos: Die Servolenkung des T128 vermittelt ein falsches Gefühl

Frage: Jarno, hat Lotus ein Aerodynamik-Update nach Kanada mitgebracht?"
Jarno Trulli: "Nein, wir haben hier keine neuen Updates. Das, was hier hätte sein sollen, wurde getestet und war offensichtlich ziemlich schlecht. Ich nehme an, dass sie jetzt ein neues designen werden. Es gibt ein grundsätzliches Problem, das nicht ohne weiteres geläst werden kann. Vielleicht werden wir schon bald einen neuen Ansatz verfolgen."

Frage: "Machst du die Sorgen wegen des Qualifyings?"
Trulli: "Ja, denn wir haben bis jetzt gesehen, dass je leichter das Auto ist, desto nervöser ist es, desto mehr bin ich in Problemen. Immer wenn ich mit viel Benzin fahre, bin ich ziemlich gut. Meine Racepace ist gut. Ich hatte bis hierhin immer starke Rennen. Mein Hauptproblem ist das Qualifying und das Ende des Rennens, wenn das Auto leichter wird."

"Das ist wirklich schade, denn das Qualifying war ansonsten immer meine Stärke, aber damit kann ich im Moment nicht umgehen. Es zum Teil auch mein Fehler, denn ich kann mich nicht daran gewöhnen. Aber es ist auch mein Fahrstil: Ich fahre sehr präzise und sanft. Ich reagiere bzw. überreagiere auf das Feedback der Servolenkung, das aber falsch ist."

"Wir wissen, dass wir nicht das beste Auto haben." Jarno Trulli

Frage: "In Monaco warst du im Qualifying langsamer als im vergangenen Jahr..."
Trulli: "Um ehrlich zu sein, hätten wir in Monaco viel schneller fahren können, wenn alles gepasst hätte. Im Moment ist unser Rückstand vielleicht kleiner als das, was wir zeigen. Aber aufgrund des Problems mit der Servolenkung, können wir das volle Potenzial des Autos nicht zeigen. Wenn man sich meinen ersten Stint ansieht, erkennt man, dass ich zu den Leuten vor mir aufschließen konnte. Es ist also etwas da."

"Klar, wir wissen, dass es eine Lücke zwischen uns und dem Mittelfeld gibt, dass noch Arbeit vor uns liegt, um die vor uns einzuholen. Aber es ist vielleicht auch nicht so schlecht. Grundsätzlich ist das Auto in Ordnung. Es geht nur darum, die Dinge immer besser zusammenzubekommen. Wir wissen, dass wir nicht das beste Auto haben."

Frage: "Das vergangene Jahr war das vielleicht frustrierendste Jahr deiner Karriere. Wie bewertest du diese Saison im Vergleich?"
Trulli: "Stimmt, in Sachen Zuverlässigkeit war das vergangene Jahr wirklich schlimm. In diesem Jahr ist es schon viel besser, das Auto ist viel zuverlässiger. Aber es ist frustrierend, dass ich schon vor jedem Qualifying weiß, dass ich nicht das Beste aus dem Auto herausholen kann. Ich habe nicht wirklich viel Spaß, denn ich weiß, dass da etwas ist, womit ich einfach nicht klarkomme."

Frage: "Montreal ist eine sehr spezielle Strecke. Könnte dir hier vielleicht ein gutes Ergebnis gelingen?"
Trulli: "Vielleicht ja, vielleicht nein, das wissen wir nicht. Ich kann, ganz ehrlich, keine Vorhersagen treffen. Was mir wirklich Sorgen macht, ist der Regen, der vielleicht am Samstag und Sonntag kommen wird. Unter diesen Bedingungen werde ich mit der Servolenkung vielleicht noch etwas mehr zu leiden haben."

Frage: "Denkst du bereits an das nächste Jahr?"
Trulli: "Wir haben erst sechs Rennen hinter uns, es ist dafür also noch viel zu früh. Im Moment konzentriere ich mich darauf, mit dem Team zusammenzuarbeiten und meine Probleme zu lösen. Dann werden wir sehen, wohin wir nächstes Jahr gehen werden. Im Moment fühle ich mich hier sehr wohl."