Toto Wolff: Kollision in Barcelona war "im Programm drin"

Mercedes-Teamchef Toto Wolff verrät, dass die Kollision zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg nicht unerwartet kam - Für die Zukunft spricht er eine Warnung aus

(Motorsport-Total.com) - Bei Mercedes scheint der Crash zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg in Barcelona längst vergessen zu sein. Der Weltmeister gewann die beiden folgenden Rennen in Monaco und Montreal und brachte die Silberpfeil-Welt damit wieder in Ordnung. Allerdings spitzt sich der WM-Kampf zwischen Hamilton und Rosberg durch die jüngsten Erfolge des Briten auch wieder zu. Der Vorsprung des Deutschen ist in nur zwei Rennen von 43 auf magere neun Zähler zusammengeschmolzen.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Laut Toto Wolff war ein weiterer Crash seiner beiden Piloten unvermeidbar Zoom

Der Ton zwischen den beiden Mercedes-Piloten könnte damit schon bald wieder deutlich härter werden. Für Teamchef Toto Wolff wäre das allerdings kein Problem. "Bei uns braucht man keinen Frieden, bei uns braucht man Leistung", sagt der Österreicher im Gespräch mit 'Auto Bild motorsport' und erklärt: "Es ist ein Spagat. Wir wollen Fahrertitel und Konstrukteurs-WM gewinnen. Da müssen wir gewisse Dinge in Kauf nehmen."

"Beide Piloten wissen aber, dass es oberste Priorität hat, beide Autos ins Ziel zu bringen. Das ist vor Barcelona auch 30 Rennen gut gegangen", erklärt Wolff in Anspielung auf den letzten folgenschweren Crash der beiden 2014 in Spa. Interessant: Einen Crash seiner beiden Piloten in jedem 30. Rennen würde Wolff unterschreiben, "weil wir immer gewusst haben, dass es Risiken birgt, die beiden auf diesem Niveau ohne jegliche Stallregie aufeinander loszulassen."

"Den Oberlehrer zu spielen bringt nicht viel"

"Uns ist klar, dass es unter diesen Bedingungen schon mal zu einem Kontakt zwischen den beiden Autos kommen kann. Kontakt bedeutet, du kannst dann mal Positionen verlieren oder sogar ein Auto. Aber dass sich beide so von der Strecke fahren und das Rennen beendet ist, war natürlich zu viel", so Wolff. Trotzdem fällt es auf, dass der Österreicher mit dem jüngsten Crash viel lockerer umgeht als mit ähnlichen Vorfällen in der Vergangenheit.


Fotostrecke: Der Mercedes-Crash in Barcelona

"2014 war der Druck bei der Kollision in Spa größer", erklärt er. "Da wollten wir unseren ersten Titel nicht durch solche Aktionen gefährden. Das war für mich damals eine völlig neue Situation. Mittlerweile haben wir zwei Fahrer- und Konstrukteurstitel gewonnen, eine Menge an Erfahrung und auch viel mehr im Umgang mit den Fahrern gelernt. Wie gesagt: Anders als damals war ein solcher Zwischenfall in unserem Programm drin."

Er wisse jetzt "viel besser, wie beide funktionieren. Ich weiß, wie ich mit ihnen reden muss, um das Beste aus ihnen herauszuholen. Den Oberlehrer zu spielen bringt bei beiden nicht viel. Ich kann mit ihnen nicht umgehen wie mit ganz jungen Fahrern. Sie fahren schließlich auf dem höchsten Level, das es zurzeit in der Formel 1 gibt. Mit Lewis und Nico begegnen wir uns auf Augenhöhe, aber auf verschiedene Art und Weise."

Rosberg/Hamilton auf einem Level mit Prost/Senna?

"Unser Auto war so gut in den letzten Jahren, der Vorsprung so groß, dass man sich so was sogar leisten kann", erklärt Wolff, ergänzt jedoch: "Aber man muss natürlich aufpassen: Wenn Red Bull noch schneller wird und Ferrari zu alter Stärke zurückfindet, können 43 verlorene Punkte plötzlich eine Menge sein." Daher droht Wolff mit Konsequenzen, "wenn die beiden sich nochmal in der ersten Kurve von der Bahn schießen!"


Fotostrecke: Die heißesten Teamduelle

"Wenn das öfter passiert, müsste man schon die Option in der Hinterhand behalten, eine Stallregie einzuführen", warnt der Österreicher seine beide Piloten. Davon abgesehen sieht er das Duell zwischen seinen beiden Fahrern allerdings durchaus positiv. "Die Formel 1 braucht Kontroversen", erklärt Wolff und erinnert: "Die besten Kämpfe in der Formel 1 gab es zwischen Teamkollegen wie Senna/Prost und Mansell/Piquet."

Er erwartet, dass man das Duell Rosberg/Hamilton in einigen Jahren im selben Atemzug nennen wird, und erklärt: "Sie kennen sich seit 25 Jahren. Als Kinder waren sie Freunde. Sie haben zusammen Urlaub gemacht und sind im gleichen Kart-Team gefahren. Sie vertrauen sich gegenseitig, auch wenn sie jetzt Gegner sind, und wenn sie sich manchmal nicht leiden können. Es gibt eine solide Basis, und diese Basis macht es uns leichter."