• 29.06.2007 19:36

Todt: "Wir hatten weniger Benzin im Auto"

Jean Todt im aufschlussreichen PK-Interview über leere Tanks, die Probleme mit dem Windkanal, den Paris-Grand-Prix und die Affäre Nigel Stepney

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jean, die Tests in Silverstone waren gut, ihr wart vier Zehntelsekunden schneller als der Rest. Hat sich das heute auf das Resultat im Training ausgewirkt?"
Jean Todt: "Ich denke, wir hatten weniger Benzin im Auto, um ehrlich zu sein. Zehn Kilo machen zwischen drei und vier Zehntel aus. Es kommt auf das Rennen und auf den Qualifikationstag an. Man bekommt eine gute Idee über die Benzinmengen, speziell in Q2, denn dann fahren alle mit fast leeren Tanks, und dann auch im Rennen. Am Saisonbeginn lagen wir vorne, seit drei Rennen sind wir hinten. Mal schauen, wo wir ab Rennen Nummer acht stehen."

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt heute im Rahmen der Pressekonferenz der FIA in Frankreich

Frage: "Anhand der heutigen Leistung sieht es so aus, als wärt ihr wieder so stark wie am Saisonbeginn, nicht wahr?"
Todt: "Es ist noch viel zu früh, um etwas darüber zu sagen, wie wir in diesem Rennen aussehen werden. Am Saisonbeginn waren wir das konkurrenzfähigste Team, dann ging es Schritt für Schritt. Warten wir Qualifying und Rennen ab. Heute hatten wir ermutigende Resultate nach dem guten Test in Silverstone mit neuen Teilen. Ich habe wirklich gehofft, hier um den ersten Platz kämpfen zu können. Das ist entscheidend, wenn wir noch eine Chance auf die Weltmeisterschaften haben wollen."#w1#

Todt fasst sich an der eigenen Nase

"Insgesamt war Ferrari aber seit Saisonbeginn konkurrenzfähig, auch wenn wir uns mehr Erfolg gewünscht hätten. Aber es ist wie mit dem Windkanal: Wir haben nicht so gut gearbeitet wie unsere Gegner, daher sind wir nicht vorne. Ferrari gehört zu den Topteams und hat großartige Mitarbeiter und großartige Fahrer. Es liegt an uns, das Beste aus den nächsten zehn Rennen zu machen."

Frage: "Es gab nach dem letzten Rennen Berichte über einen Unfall in eurem Windkanal. Wie sehr wurde dadurch eure Weiterentwicklung beeinträchtigt?"
Todt: "Das stimmt, es gab ein Problem mit dem Rollband aus Metall und wir verloren etwa zwei Wochen an Entwicklungszeit, aber das darf keine Entschuldigung sein."

Frage: "Aber das hat euch doch sicher geschwächt, oder?"
Todt: "Okay, aber es liegt an uns selbst, einen Windkanal zu haben, der nicht kaputt geht."

"Es liegt an uns selbst, einen Windkanal zu haben, der nicht kaputt geht." Jean Todt

Frage: "Wie lange war der Windkanal außer Betrieb und auf welche Alternativen konntet ihr zurückgreifen?"
Todt: "Ich kann mich nur wiederholen: zwei Wochen, 14 Tage. Wir konnten keine alternativen Arbeiten in unserem Windkanal erledigen, denn er funktionierte nicht. Gar nicht."

Frage: "Zu Nigel Stepney: Jeder weiß, dass er mit seiner Situation im Team nicht happy war. Warum habt ihr ihn dann im Team behalten? Und ist es nicht ein Risiko, jetzt Ross Brawn vielleicht zurückzuholen, denn die beiden haben ja eng zusammengearbeitet?"
Todt: "Ich werde mich nicht auf Spekulationen in Bezug auf den zweiten Teil der Frage einlassen. Zum ersten Teil: Es stimmt, dass es ein Rechtsverfahren gibt - und wie bei jedem Rechtsverfahren kann ich es mir nicht erlauben, mich öffentlich dazu zu äußern."

Frage: "Ihr habt ein neues Motorhome, McLaren-Mercedes will eines nach Silverstone bringen. Gibt es auch abseits der Rennstrecken einen Wettbewerb?"
Todt: "Das neue Motorhome, von dem du sprichst, habe ich in Barcelona einmal gesehen. Es ist wunderschön und es ist dafür gedacht, die Presse willkommen zu heißen, daher solltet ihr mir sagen, wie ihr es mögt. Ich bleibe mit meinem Büro im alten Motorhome."

Frage: "Was sagst du zu den Regelvorschlägen für 2011?"
Todt: "Im Moment stehen nur die Regeln für 2008, 2009 und 2010 fest. 2011 ist im Moment nur Teil eines Vorschlags und der Diskussionen zwischen FIA und Teams. Es ist immer gut, einen Vorschlag in Händen zu halten, und wir arbeiten sehr eng mit den anderen Teams und der FIA zusammen, aber entschieden ist für 2011 überhaupt nichts."

Todt will in Frankreich bleiben

Frage: "Ist es wichtig für Ferrari, einen Grand Prix in Frankreich zu fahren? Und wenn ja, wirst du das Bernie Ecclestone sagen?"
Todt: "Die Formel 1 ist ein Geschäft, daher ist das gar keine Frage. Ich persönliche liebe den französischen Grand Prix, speziell weil es am Sonntag 14 Jahre sein werden, dass ich Ferrari übernommen habe. Es war eine tolle Zeit, aber lassen wir die Sentimentalitäten einmal außen vor. Frankreich ist ein sehr wichtiges Land und ein sehr wichtiger Markt. Es ist eines der führenden Länder in Europa und es ist wichtig, einen Grand Prix in Frankreich zu fahren. Es liegt nicht an mir, einen Austragungsort festzulegen, aber ich hoffe, dass Frankreich weiterhin einen Grand Prix haben wird und eine Zukunft in der Formel 1."

Frage: "Was könnte ein guter Austragungsort in Frankreich sein?"
Todt: "Ein Traum-Grand-Prix wäre Paris. Auch London wäre erstaunlich, aber leider denke ich nicht, dass das machbar ist. Es gibt so vieles zu bedenken, die Umwelt, die historischen Plätze, wo man keinen Lärm machen darf. Es gibt keinen angemessenen Asphalt und so weiter. Daher muss man auf einer richtigen Rennstrecke fahren, aber davon gibt es in Frankreich nicht allzu viele."

"Ein Traum-Grand-Prix wäre Paris." Jean Todt

Frage: "Morgen und das ganze Wochenende hindurch bist du für die ICM-Stiftung tätig, auch Michael Schumacher und Zinedine Zidane werden kommen. Worum geht es dabei?"
Todt: "ICM ist eine Stiftung, von der ich einer der Gründer bin. Es ist eine medizinische Stiftung für Gehirn- und Rückenmarksforschung. Am Jahresende wird damit begonnen, dass in einem der wichtigsten Krankenhäuser in Paris eine 25.000 Quadratmeter große eigene Abteilung entsteht, mit 1.000 Ärzten. Es ist eine private Initiative, daher müssen wir Geld dafür finden."

"Jeder, der spenden will, ist willkommen. Ich weiß, dass viele hier das schon getan haben, aber ich möchte noch einmal daran erinnern. Wir bekommen auch staatliche Gelder und wir brauchen private Gelder, das ist der Sinn der Aktion. Flavio Briatore hat angekündigt, dass er einen sehr großen Betrag spenden wird. Danke dafür, Flavio!"

Frage: "Was sind deine Pläne für den Ferrari FXX nach der Demofahrt von Michael Schumacher mit Zinedine Zidane? Wird es weitere solche Veranstaltungen für die ICM-Stiftung geben?"
Todt: "Es ist nicht nur Michael, der mit Zidane im FXX morgen ein paar Runden fahren wird, sondern auch Kimi wird mit einem 599er fahren, glaube ich, und Felipe am Sonntag. Das ist Teil unseres laufenden Programms zum Sammeln von Spenden."