Todt gibt Einblick in die Gespräche zum neuen Reglement

Jean Todt nimmt Stellung zur Kritik Ferraris am neuen Formel-1-Reglement ab der Saison 2013 sowie zur Lautstärke der Motoren

(Motorsport-Total.com) - FIA-Präsident Jean Todt relativiert Meldungen, wonach sich Ferrari komplett gegen das neue technische Reglement stellen würde. Gegenüber 'Motorsport-Total.com' gewährt der Franzose einen Einblick in die während der vergangenen Monate zu diesem Thema stattgefundenen Gespräche.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Auf den Schultern Jean Todts lastet als Präsident der FIA große Verantwortung

Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo äußerte sich im Rahmen der Vorstellung des Ferrari F150 wie folgt zum neuen Motorenreglement: "Bei Ferrari denkt man eigentlich nicht einmal über Zehnzylinder nach. Ich bin der Ansicht, dass ein Sechszylinder-Motor der Formel 1 im Gesamtumfeld besser zu Gesicht stehen würde."

Keine Diskussion mehr zum Motorenreglement

Todt will diese und ähnliche Aussagen des Italieners allerdings nicht überbewertet wissen: "Ich kenne das Team und die Leute bei Ferrari sehr gut. Wir haben alles besprochen und Ferrari war stets an den Besprechungen beteiligt", so der Präsident der FIA gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Diesen Tenor bestätigt auch Montezemolo: "Ja, das stimmt. Ich habe mit Jean Todt gesprochen und bin sehr froh, dass das Klima in diesen Diskussionen ein ganz anderes ist als in der Vergangenheit."

Während das Reglement hinsichtlich der in der Formel 1 ab der Saison 2013 zu verwendenden Chassis derzeit noch intensiv diskutiert wird, macht Todt in Bezug auf das künftige Motorenreglement abschließend klar: "Was den Motor angeht, wurde bereits alles beschlossen - es ist fertig."

Neues Reglement ist das Resultat langer Gespräche mit Experten

"Es wurde nicht plötzlich gesagt, wir wollen vier Zylinder, wir wollen einen Turbolader, wir wollen Energierückgewinnung. All das ist das Resultat langwierigster Gespräche mit Experten", gibt der FIA-Präsident einen Einblick in den Reifeprozess der Regularien. "Wenn das Ergebnis gewesen wäre, dass wir acht oder zehn Zylinder wollen, dann hätte ich auch kein Problem damit gehabt. Was ich aber will, sind niedrigere Kosten, eine bessere Show und die Einführung neuer Technologien", so Todt.

Der Franzose sieht sich in seiner Rolle als Vorsitzender des Automobilweltverbands in der Verantwortung, zunehmend neuartige Technologien einzusetzen, die in Einklang mit der Serienproduktion letztlich allen zu Gute kommen werden. "Sehr oft fragen mich Leute, ob ich denn keine Angst hätte, dass der Motorsport unpopulär werden könnte", gesteht der FIA-Boss, der sich verpflichtet fühlt, Faktoren wie eine immer größer werdende CO2-Belastung auch im Motorsport in Betracht zu ziehen.

"Sehr oft fragen mich Leute, ob ich denn keine Angst hätte, dass der Motorsport unpopulär werden könnte." FIA-Präsident Jean Todt

"Bald findet die Motorshow in Genf statt und wir haben bei der Motorshow in Paris im vergangenen Oktober gesehen, dass alle Tophersteller dieser Welt auf neue Technologien setzen", untermauert er die Bestrebungen des Weltverbands und spielt dabei vor allem auf Technologien wie Wasserstoff-, Hybrid-, und Elektroantrieb an. Nach Ansicht Todts wäre es unvernünftig, diese Dinge für die Zukunft des Motorsports nicht aufzugreifen.

Todt relativiert Bedenken zur Lautstärke der Motoren

Mit Kenntnis der Pläne, die Formel-1-Boliden in zwei Jahren mit 1,6-Liter-Turbomotoren fahren zu lassen, wurden alsbald Stimmen laut, nach denen der klassische Formel-1-Sound verloren gehen dürfte. Die Meinung des FIA-Präsidenten dazu ist jedoch, dass die Formel 1 mit der Zeit gehen müsse. "Dass sich der Lärm eines Motors ändert, weil sich die Welt verändert, ist für mich essentiell. Wir müssen die richtige Mischung finden, dürfen nicht überemotional, sondern müssen pragmatisch sein", gibt Todt zu Verstehen.

Es wird allgemeinhin vermutet, dass die Lautstärke zu einem aufgrund der vorgeschriebenen Höchstdrehzahl von 12.000 Umdrehungen pro Minute, zum anderen durch die Tatsache, dass man sich vom Saugmotorkonzept verabschiedet, deutlich in den Keller gehen wird. Gänzlich entkräften kann Todt diesen Verdacht freilich nicht, schürt allerdings etwas Hoffnung, indem er offenbart: "Ich habe eine Simulation gehört und ich finde es sehr aufregend."