Texas der falsche Ort für USA-Rennen?

Nächstes Jahr findet wieder ein Rennen auf amerikanischem Boden statt - Haben die Veranstalter auf die falsche Region gesetzt?

(Motorsport-Total.com) - Bereits vor dem Rennen in Austin wurde und wird noch einiges diskutiert. Unumstritten ist, dass die Formel 1 unbedingt wieder in den USA stattfinden muss. Im Rahmen des FOTA-Fanforum in Woking haben Martin Whitmarsh, Ross Brawn, Graem Lowdon und Bob Fernley über den Standort Austin und weitere interessante Gebiete diskutiert.

Titel-Bild zur News:

Graem Lowdon von Marussia-Virgin wünscht sich Rennen vor begeisterten Fans

Der McLaren-Teamchef weist auf die Dringlichkeit eines USA Grand Prix und dessen Nachhaltigkeit hin: "Zu sagen, wir kommen dorthin, fahren ein Rennen und gehen danach wieder nach Hause, ist nicht genug. Das haben wir bereits gemacht und es hat nicht funktioniert. Wir finden in Amerika nicht wirklich statt. Amerika braucht uns nicht, aber wir müssen es erobern."

Zwei USA-Rennen?

"Vielleicht brauchen wir zwei Rennen und ein richtiges Marketing-Programm. Wir müssen ein Interesse schüren", merkt Whitmarsh an und analysiert: "In Europa verstehen die Leute die Formel 1 und wir haben eine starke Fanbase. Das gilt auch für einige Teile Asiens und Südamerikas. Aber die Befürchtung ist, dass wir nicht genug in anderen Regionen machen."

"In Korea und Indien müssen wir hart arbeiten, wenn wir im Laufe der Saison dorthin kommen. Wir können nicht einfach dorthin gehen, ein Rennen fahren und dann nach Hause fahren", erkennt Whitmarsh und erklärt den Wandel der Formel 1: "Die Formel 1 musste sich in der Vergangenheit nicht verkaufen. Die Fans mussten zu uns kommen. Aber im Unterhaltungs-Geschäft gibt es viel Wettbewerb."

Strecke in Noida (Indien)

Der neue Kurs in Indien ist ein erster Schritt für die Erschließung der Region Zoom

Im Jahr 2007 war die Formel 1 das letzte Mal zu Gast in Amerika. Damals gewann Lewis Hamilton in Indianapolis. Sein Teamchef macht die Bedeutung eines Rennens in den vereinigten Staaten noch einmal deutlich und macht einen interessanten Vorschlag: "Wir müssen Amerika erschließen. Es ist ein Programm über fünf Jahre. Wir müssen an der Ost- und Westküste fahren. Der Markt ist groß und wichtig genug für zwei Rennen."

"Ich habe nichts gegen Texas und hoffe, dass es ein erfolgreiches Rennen wird. Aber das natürliche Gebiet für uns sind die Ost- und Westküste. Long Beach und das Gebiet um New York sind die Orte, an denen wir ein Formel-1-Interesse schüren sollten", erläutert Whitmarsh.

Publikum ist entscheidend

Mercedes-Teamchef Brawn sieht es ähnlich wie sein Landsmann. Dennoch ist es ihm auch wichtig, vor einer würdigen Kulisse zu fahren: "Alle von uns lieben es, in Länder zu kommen, in denen die Fans enthusiastisch sind und wo man die Leidenschaft spüren kann."

Brawn erinnert sich besonders an die Rennen in Argentinien. 1998 fand in Buenos Aires das letzte Formel-1-Rennen auf argentinischem Boden veranstaltet. Damals gewann Michael Schumacher im Ferrari. Sein aktueller Teamchef blickt zurück: "Es war ein fantastisches Rennen. Das wirtschaftliche Klima ist aber nicht das, was die Formel 1 sucht."

Lewis Hamilton

Vor vier Jahren siegte Lewis Hamilton beim USA-Rennen in Indianapolis Zoom

"Es macht einen Unterschied für uns, weil wir gerne an Orten sein wollen, an denen die Leute den Rennsport genießen und man die Masse hören kann", gibt Brawn zu bedenken. Auch Marussia-Virgin-Präsident Lowdon sichtet das Problem: "Wir haben einige Rennen, bei denen die Besucher ein bisschen gleichgültig sind. Ebenfalls gibt es ein paar Rennen, bei denen die Fans Ahnung haben und fanatisch sind. Es wäre großartig, etwas mehr davon zu haben."

"Ich habe Rennsport in Argentinien nie erlebt. Aber es klingt, als ob es ein passender Ort wäre. Wenn nicht, dann wäre Newcastle gut!", so Lowdon. Fernley, der stellvertretende Teamchef von Force India, greift den Gedanken mit den zwei USA-Rennen noch einmal auf: "Unglücklicherweise bin ich alt genug, um mich an die Rennen in Long Beach zu erinnern."

"Ich denke, Martin hat absolut Recht. Die West- und Ostküste sind die natürlichen Zuhause der Formel 1 in Amerika. Der einzige große Kontinent, auf dem wir nicht arbeiten, ist Afrika. Ich würde die Formel 1 gerne wieder dort sehen", so Fernley.