Teams wünschen sich Gratisreifen für 2011

(Motorsport-Total.com) - Dem Vernehmen nach bewerben sich mehrere Reifenfirmen um die Nachfolge von Bridgestone, vor allem Michelin. Doch bevor die FIA einem neuen Lieferanten den Zuschlag geben kann, sind noch einige Fragen zu klären. So will Michelin zum Beispiel nur gegen andere Reifenfirmen antreten, aber das derzeitige FIA-Reglement sieht ein Reifenmonopol vor.

Diskutiert wurde in den vergangenen Wochen auch eine Umstellung von 13- auf 18-Zoll-Felgen sowie eine Verbreiterung der Laufflächen für mehr mechanischen Grip. Beschlossen wurde beim FOTA-Meeting in Sepang jedoch noch nichts, sondern die wichtigen Entscheidungen wurden auf Barcelona vertagt. Was den Teams unabhängig von den verschiedenen Detaildiskussionen aber wirklich wichtig ist, bringt Colin Kolles auf den Punkt: "Die Reifen sollten gratis sein", fordert der HRT-Teamchef.#w1#

Wie viel Geld will Michelin?

Das ist zwar bei Bridgestone Status quo, doch Michelin würde angeblich nur gegen bare Münze in den Grand-Prix-Sport zurückkehren. Das kann ganz greifbare Gebühren für die Teams bedeuten oder Abzüge aus dem Einnahmentopf der Formel 1, wenn dieser herangezogen wird, um den Reifenhersteller zu bezahlen. "Gratisreifen", sagt Peter Sauber daher, "wären wichtig, aber noch wichtiger ist, dass wir nur einen Reifenhersteller haben."

Damit stimmt der Schweizer mit Frank Williams überein, der ebenfalls findet, dass Fahrer und Teams die Weltmeisterschaft entscheiden sollten und nicht eine Entwicklungsschlacht auf dem Reifensektor. Denn der letzte Reifenkrieg zwischen Bridgestone und Michelin hat gezeigt, dass die Unterschiede zwischen zwei Reifen jede Verbesserung auf Teamseite bei weitem überschatten können. 2005 war der Michelin-Vorteil besonders eklatant.

¿pbvin|512|473||0|1pb¿Renault sieht das Thema Reifen recht pragmatisch: "Zunächst einmal brauchen wir Reifen", hält Teamchef Eric Boullier fest, "und dann wäre es natürlich gut, wenn wir diese gratis bekommen. Ob es eine große Marke ist oder nicht, spielt keine Rolle, auch wenn es natürlich auch ein Sicherheitsthema ist, angemessene Reifen zu bekommen. Für die Show müssen wir entscheiden, ob wir einen Reifenkrieg wollen oder nicht. Aber wir brauchen erst einmal überhaupt Reifen."

Parr sieht keinen Mangel an Optionen

"Ich glaube", wirft Williams-Geschäftsführer Adam Parr ein, "dass es mindestens ein halbes Dutzend Firmen auf der Welt gibt, die uns qualitativ hochwertige Reifen - gut für die Show und vor allem sicher - zur Verfügung stellen könnten. Das sind alles gute Firmen mit guten Markennamen. Außerdem ist es wichtig, einen guten Deal auszuhandeln." Was meinst du damit genau, Adam? "Das bedeutet Gratisreifen für die Teams", entgegnet er.

"Außerdem wollen wir absolut gleiche Reifen für alle, also auch keine zweite Reifenfirma, denn es sollte kein Team gegenüber einem anderen Team bevorzugt werden", unterstreicht er noch einmal die Williams-Linie. "Also haben wir noch einiges zu tun. Bernie Ecclestone hat von der Formel-1-Kommission den Auftrag erhalten, einen Deal auszuhandeln. Niemand kann das besser als er, daher bin ich sehr zuversichtlich."

Welche Firmen neben Michelin für ein Formel-1-Engagement in Frage kommen, ist derzeit unklar. Die Rede war zuletzt von Kumho, einem koreanischen Unternehmen, das schon vor Jahren in die Königsklasse des Motorsports wollte, oder auch Hankook. Ob Goodyear in Zeiten der Wirtschaftskrise zu einer Rückkehr zu bewegen ist, ist höchst fraglich, aber zumindest die Geschichte würde eindeutig für die Amerikaner sprechen...

Die erfolgreichsten Reifenhersteller (Siege):

01. Goodyear (368)
02. Bridgestone (159)
03. Michelin (102)
04. Dunlop (83)
05. Firestone* (49)
06. Pirelli (43)
07. Continental (10)
08. Englebert (8)

* gehört seit 1988 zu Bridgestone