• 20.06.2002 15:21

  • von Marcus Kollmann

Takahashi: Entwicklung für die Saison 2003 läuft bereits

Toyotas Technischer Koordinator spricht über seine Aufgaben, die gestiegenen Erwartungen und die Bedeutung des F1-Engagements

(Motorsport-Total.com) - Neben Norbert Kreyer und Luca Marmorini gehört der Japaner Keizo Takahashi als Technischer Koordinator zu Toyotas Formel 1 Entwicklungsabteilung und zu den Führungsköpfen des technischen Bereiches des Rennstalls.

Titel-Bild zur News: Keizo Takahashi

Takahashi: Ab 2004 muss das Team siegfähig sein

Bereits seit 1980 steht der in Fukushima geborene Japaner in den Diensten von Toyota. Bevor der Diplom-Maschinenbauer im Januar 2001 als Technischer Koordinator von Toyotas Formel 1 Motorenentwicklungsabteilung nach Deutschland kam, war Takahashi 1997 in der Abteilung zur Entwicklung eines Rennmotors für die CART-Meisterschaft tätig und wurde dort zwei Jahre später zum Project General Manager befördert. Zuvor hatte der Hobbyradfahrer 16 Jahre lang in der Pkw-Motorenentwicklungsabteilung Erfahrungen gesammelt.

Im nachfolgenden Interview spricht der Familienvater über seine täglichen Aufgaben, welche Erwartungen man im fernen Japan an das Engagement in der Königsklasse stellt und andere interessante Dinge wie zum Beispiel die Hintergründe von Toyotas Entscheidung in der Formel 1 mit einem eigenen Werksteam an den Start zu gehen.

Formel-1-Team soll vom Technologietransfer zwischen Japan und Deutschland profitieren

Frage: "Was ist Ihre genaue Aufgabe bei Panasonic Toyota Racing?"
Keizo Takahashi: "Ich bin der Technische Koordinator des Teams. Meine Aufgabe besteht darin, die technischen Entwicklungen zwischen dem Team in Japan und der Toyota Motorsport GmbH (TMG) hier in Köln zu koordinieren. Die Toyota Motor Corporation (TMC) verfügt über viele fortschrittliche Technologien, besonders in Bezug auf die Rennmotorentechnologie, die elektronischen Kontrollen und neue Materialien. Ich sorge dafür, dass wir von diesem Wissen hier profitieren und es einsetzen. Darüber hinaus stehen wir sehr oft mit Toyota Racing Development USA, Inc (TRD-USA), in Kontakt, die den Rennmotor für die CART-Meisterschaft entwickeln, und tauschen Informationen über neue Technologien aus."

Frage: "Wie kann man bei der Serienfahrzeugherstellung von dem Engagement in der Formel 1 profitieren?"
Takahashi: "Man kann von der Philosophie der Formel 1 und insbesondere dem rasanten Tempo in dem Teile entwickelt und produziert werden profitieren. Ich denke, dass es drei Gründe gibt die beantworten warum Toyota in der Formel 1 ist: Technologie, Personalentwicklung und Marketing."

Frage: "Sehen Sie sich selbst als Racer oder eher einen Mann der Serienfahrzeuge?"
Takahashi: "Ohne Zweifel bin ich ein Mann des Motorsports! Ich habe vor vier Jahren, bevor ich 2001 zur Toyota Motorsport GmbH (TMG) kam, die Rennmotoren für die CART-Serie für die Toyota Motor Corporation (TMC) in Japan entwickelt."

Erwartungshaltung in Japan an das Abschneiden des Teams gestiegen, jedoch kein großer Druck

Frage: "Worin sehen Sie selbst Ihre größte Herausforderung?"
Takahashi: "Im Gewinnen! Ich bin immer sehr beschäftigt, denn täglich finden Meetings mit den verschiedenen technischen Gruppen des Teams statt und darüber hinaus stehe ich auf täglicher Basis in Verbindung mit der Toyota Motor Corporation. Ich muss aber nicht oft nach Japan, nur 3 oder 4 Mal im Jahr. Da ich leicht mit der TMC per eMail oder Videokonferenz kommunizieren kann, hält sich die Reiserei in Grenzen."

Frage: "Wie populär ist das Formel-1-Programm innerhalb der Toyota Motor Corporation (TMC)?"
Takahashi: "Ich bekomme aus Japan positive Rückmeldungen. Ich spreche mit ihnen jeden Tag und erkläre was hier in der Fabrik und auf den Rennstrecken passiert. Mein Hauptansprechpartner ist TMG's Vorsitzender Herr Tomita. Er ist zwar ein sehr beschäftigter Mann, jedoch liebt er die Formel 1 und möchte über alle Entwicklungen und die zum Einsatz kommenden Technologien bestens informiert sein."

Frage: "Wie groß ist der Druck durch Herrn Tomita was das Abschneiden des Teams anbelangt?"
Takahashi: "Zu Beginn des Jahres bestand das Ziel darin, dass wir uns für alle Rennen qualifizieren können. Mittlerweile sind die Erwartungen der Toyota Motor Corporation (TMC) natürlich höher und sie möchten langsam Ergebnisse sehen. Aber ich glaube, dass das eine für ein Engagement im Rennsport natürliche Erwartungshaltung ist. Sie erwarten ja nicht von uns, dass wir dieses Jahr schon Rennen gewinnen, doch sie möchten uns 2004 in dieser Position sehen. Deshalb haben wir dieses Jahr auch eine Menge zu lernen."

Entwicklung des Autos für 2003 läuft bereits

Frage: "Wie viel Einfluss haben Sie selbst auf die Konstruktion des Toyota-F1-Boliden?"
Takahashi: "Ich helfe sowohl auf der Motoren- als auch auf der Chassis-Seite. Ich habe einige neue Materialien und Techniken für den Motor und das Chassis eingeführt. Jetzt sind wir gerade dabei in beiden Bereichen neue Simulationstechniken verfügbar zu machen."

Frage: "Wurde vom Team bereits mit der Entwicklung des 2003er-Autos begonnen?"
Takahashi: "Ja, die Entwicklung des Autos und des Motors läuft bereits."

Frage: "Wie viele Japaner arbeiten bei der Toyota Motorsport GmbH?"
Takahashi: "Im Moment sind es 20, doch wir werden in den kommenden Monaten durch weitere Kollegen aus Japan von der Toyota Motor Corporation Unterstützung erfahren."

Durch das Engagement in der Formel 1 will man in Europa mehr Pkw verkaufen

Frage: "Was lernen diese Ingenieure während ihrer Zeit im Team?"
Takahashi: "Grundsätzlich ist es für sie eine Möglichkeit Erfahrungen in der schnellen Entwicklung und den Herstellungstechniken, die alle einem sehr hohen Standard unterliegen, zu sammeln. Sie werden davon auch persönlich profitieren, denn in der Formel 1 zu arbeiten ist sehr anstrengend."

Frage: "Inwiefern glauben Sie, dass sich Toyotas Reputation als Autohersteller durch das eigene Formel-1-Team verändern wird?"
Takahashi: "Die Formel 1 ist für Toyota aus vielerlei Gründen sehr wichtig. Man muss nur einmal nach Europa schauen, wo unser Marktanteil gegenwärtig 4 Prozent beträgt, was wir natürlich verändern wollen. Wir würden gerne das Bewusstsein für die Marke Toyota verbessern und wollen das Image stärken. Wir glauben, dass wir durch unser Formel-1-Team genau das erreichen können und speziell die jüngeren Leute ansprechen."

Frage: "Was ist Ihrer Meinung nach das beste Ergebnis welches das Team dieses Jahr erreichen kann?"
Takahashi: "Realistisch betrachtet sollten wir uns darauf konzentrieren alle Rennen zu Ende fahren zu können. Wenn uns das gelingt und wir noch ein paar WM-Punkte sammeln können, so hätten wir meiner Meinung nach Grund dazu sehr zufrieden sein."