• 14.01.2011 18:08

  • von Roman Wittemeier

Symonds lobt neue Formel-1-Wege

Der ehemalige Renault-Technikchef Pat Symonds kann dem verstellbaren Heckflügel grundsätzlich Gutes abgewinnen: "Aber Überholen sollte nicht zu einfach sein"

(Motorsport-Total.com) - Die Einführung des verstellbaren Heckflügels ist vor dem Start in die neue Saison erheblich umstritten. Ein künstlicher Eingriff in das Sportgeschehen sei dies, das Überholen werde dadurch viel zu einfach, sagen die Kritiker. "Ist es nun gut oder nicht? Ich weiß es nicht genau", meint der frühere Renault-Technikchef Pat Symonds über das neue Element für die Saison 2011.

Titel-Bild zur News:

Pat Symonds musste sich nach "Crashgate" von Renault verabschieden

"Was ich aber sehr gut finde ist, dass es die Offenheit gibt, so etwas überhaupt einmal auszuprobieren. Es ist endlich mal etwas quergedacht. In der Vergangenheit war die Formel 1 oft viel zu konservativ, weil man als einzelnes Team eine Regeländerung verhindern konnte", meint der Brite. "Die FOTA hat das geändert, nun reicht eine Mehrheit. Wenn also 70 Prozent der Teams etwas gut finden, dann wird es gemacht."

Man müsse dem Konzept des verstellbaren Heckflügels nun eine Chance geben, meint Symonds. "Ich mache mir nur Sorgen darüber, dass man womöglich in der letzten Runde absichtlich bis zur letzten Geraden auf Platz zwei bleibt, weil man sonst ohnehin geschnappt würde. Das hätte dann großen Einfluss auf die Rennstrategie. Es sollte nicht zu einfach werden - wie ein Tor im Fußball, aber nicht wie ein Korberfolg im Basketball."

Vor allem die Kombination der Wirkungen von Heckflügel und KERS-Extraschub lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. "Ich frage mich, warum man KERS überhaupt zwischendurch weggelassen hat. Man hätte es ab 2009 beibehalten sollen", sagt Symonds über die Hybridtechnik, die in diesem Jahr zurückkehrt. Immerhin werde der Umgang mit KERS einfacher, weil das Minimalgewicht der Fahrzeuge angehoben wurde.


Fotos: Präsentation der neuen Renault-Lackierung


Auch die Fahrzeugbalance komme mit den neuen Pirelli-Pneus wieder ins Reine, meint der Ingenieur. Zum Jahr 2010 hatte man die Vorderräder schmaler gestaltet, was einigen Teams gar nicht schmeckte. "Ich finde auch beim zukünftigen Motorenreglement geht man in die richtige Richtung", so Symonds. "Das ist der Weg, den man auch im Serienbau geht, die Formel 1 wird diesen Prozess beschleunigen."

Insgesamt, sagt der Techniker, reize ihn die aktuelle Formel 1 jedoch nicht allzu sehr. "Die Formel 1 muss technisch der Vorreiter sein. Im Moment sehen doch alle Autos gleich aus. Mit einem offeneren Reglement und gleichzeitiger Budgetdeckelung würde manch einer vielleicht wieder ganz neue Wege einschlagen. Ob man so etwas überhaupt durchsetzen könnte? Na klar, denn jedes Team muss die Bilanz für Steuern bereithalten. Man müsste nur ein Auge darauf werfen."