• 25.05.2008 17:50

  • von Inga Stracke

Sutil: "Es war zum Greifen nah"

68 Runden lang dauerte für Adrian Sutil sein monegassisches Märchen, dann stellte er sich nach dem bitteren Ende den Medienvertretern

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Was hat dieser Adrian Sutil nicht alles an Kritik abbekommen: zu ungestüm, im Vergleich zu seinem Teamkollegen Giancarlo Fisichella zu langsam, zu unerfahren. Aber mit seiner heutigen Regenshow beim Grand Prix von Monaco, wo es heißt, dass sich fahrerisch die Spreu vom Weizen trennt, belehrte er die Beobachter eines Besseren.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil war beim Grand Prix von Monaco der Mann des Rennens

Der Force-India-Pilot tauchte in Runde 15 erstmals in den Punkterängen auf und fuhr dem vierten Platz entgegen, als er unmittelbar nach dem letzten Restart in der Hafenschikane ausgerechnet von Kimi Räikkönen abgeschossen wurde. Sutil brauchte ein paar Minuten, um seine Enttäuschung zu verdauen, stellte sich dann aber tapfer den Mediengesprächen - und konnte sein Pech gar nicht fassen...#w1#

Vierter Platz verloren

Frage: "Adrian, heute muss man wahrscheinlich nicht fragen, wie groß deine Enttäuschung ist..."
Adrian Sutil: "Das kann man sich glaube ich vorstellen. Die Enttäuschung ist riesengroß. Ich kann es einfach nicht begreifen, dass so etwas in den letzten zehn Runden noch passiert. Ich habe alles gegeben. Den vierten Platz hätten wir nach Hause gebracht. Was soll ich sagen? Unglaubliches Pech. Das ist wie ein Albtraum, den man nicht glauben kann. Es war zum Greifen nah."

"Da konnte ich absolut alles zeigen, was ich drauf habe." Adrian Sutil

Frage: "Du hast heute unter anderem Heikki Kovalainen im McLaren-Mercedes überrundet. Wie war das?"
Sutil: "Es hat halt einfach alles gepasst. Ich war schnell, somit war es auch leicht, die ganzen Leute zu überholen. Besonders Mitte des Rennens, als es abgetrocknet hat, ging das Auto unglaublich. Da konnte ich absolut alles zeigen, was ich drauf habe. Die Strategie war absolut richtig. Es hat Riesenspaß gemacht, ganz da vorne mitzufahren. Trotzdem hatten wir am Ende das Unglück. Ich kann es nicht fassen."

Frage: "Du warst phasenweise um drei Sekunden schneller als Kimi Räikkönen im Ferrari. Hat das das Team überhaupt glauben können?"
Sutil: "Ich habe gedacht, jetzt kriege ich ein bisschen Druck von hinten, aber jedes Mal, wenn ich auf das Pitboard geschaut habe, wurde der Vorsprung noch größer. Ich war anscheinend wirklich schnell. Natürlich weiß man nicht, ob man die schnellste Runde fährt oder so, aber anscheinend bin ich die ein paar Mal gefahren. Das war toll zu hören. Dieses Rennen war ein großer Erfolg, aber das Ende war sehr traurig."

Frage: "Wann hast du denn gemerkt, dass es heute wie am Schnürchen läuft und dass du wirklich ganz vorne mitfahren kannst?"
Sutil: "Am Anfang habe ich schon gemerkt: Wenn man durchfährt, kann man einiges machen. Aber die Situation war sehr schwierig. Alle waren auf Intermediates und es hat extrem stark geregnet, also musste man sehr vorsichtig fahren und das Auto einfach durchbringen. Sobald es abgetrocknet hat, habe ich einen Platz nach dem anderen gewonnen. Da habe ich gesehen: Heute ist unser Tag, meine Chance - jetzt bringst du das nach Hause!"

Verständnis für Räikkönens Fehler

"Das macht niemand mit Absicht." Adrian Sutil

Frage: "Wie sehr verfluchst du Kimi Räikkönen jetzt?"
Sutil: "Gut, das macht niemand mit Absicht. Man muss damit leben, man kann es nicht ändern. Ich denke, er wird sich bestimmt noch entschuldigen. So ein Rennunfall kann passieren. Nach dem Safety-Car waren die Reifen kalt und es war extrem schwierig auf der Bremse. Trotzdem muss man vorsichtig sein - er hat es übertrieben. Dass es ausgerechnet mich erwischt, wenn ich einmal da vorne bin, ist aber unfassbar. Manchmal glaubt man gar nicht, wie viel Pech man haben kann. Man kann es nicht ändern und muss weiterschauen in die Zukunft."

Frage: "Woher diese Leistung heute nach dem bescheidenen Saisonauftakt?"
Sutil: "Das Blatt wendet sich allmählich. Monaco ist meine Lieblingsstrecke. Ich liebe diese Strecke, im Trockenen wie im Nassen. Ich komme hier einfach gut zurecht. Man muss Mut haben und Feingefühl. Hier kommt alles zusammen, deswegen ging es heute so gut."

Frage: "Alle Fernsehkommentatoren haben dich heute wahnsinnig gelobt..."
Sutil: "Das ist schön, das muntert ein bisschen auf, aber ich muss jetzt erstmal durchatmen und das alles begreifen und realisieren. Es ist so traurig, aber so kann der Sport sein."