• 15.02.2009 13:10

  • von Roman Wittemeier

Superlizenzen: Aus Streit wird kein Streik

In der Diskussion um die teuren Superlizenzen für die Formel-1-Piloten beruhigen sich die Gemüter langsam wieder: Kein Streik in Sicht

(Motorsport-Total.com) - Die aktuelle Diskussion um die erneute Erhöhung der Gebühren für die Superlizenzen ist zwar noch nicht ganz ausgestanden, aber dennoch wird voraussichtlich außer etwas Säbelrasseln am Ende nicht viel übrig bleiben. Die FIA hatte die Grundgebühren und Beträge pro WM-Punkt zum Jahreswechsel leicht angehoben, die Fahrer reagierten empört. Von "Wucher", "Erpressung" und "Abzocke" war die Rede.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Ob Toyota-Pilot Jarno Trulli das Geld für die Lizenz noch zusammenbekommt?

Die Piloten hatten sich im Rahmen der Fahrergewerkschaft GPDA sogleich in einem Brief an FIA-Chef Max Mosley gewandt. Die gut bezahlten Königsklassen-Chauffeure stellten klar: In diesem Jahr spielen wir dieses Spiel nicht mit. Mosley antwortete prompt und ohne Mitleid. "Abseits der Formel 1 gibt es eine große Zahl von Rennserien und Meisterschaften, in denen ein professioneller Rennfahrer ein gutes, manchmal sehr gutes Leben führen kann", trat der Brite den Piloten vor die Schienbeine.#w1#

Fakt ist: Früher oder später müssen die Fahrer zahlen. In Artikel 4.1 des sportlichen Reglements der Formel 1 heißt es: "Alle Fahrer, Teilnehmer und Offiziellen in der Weltmeisterschaft müssen im Besitz einer FIA Superlizenz sein. Die Anträge auf Erteilung einer Superlizenz müssen jährlich über den Automobilverband des jeweiligen Landes bei der FIA gestellt werden." Ganz einfach: Kein Formel-1-Führerschein - keine Teilnahme am schnellen Straßenverkehr auf den Grand-Prix-Strecken.

Angeblich haben drei aktuelle Piloten aus der Königsklasse den ohnehin aussichtslosen Kampf gegen die FIA bereits aufgegeben und die Gebühren für 2009 brav bezahlt. Die Position der GPDA wäre somit deutlich geschwächt. "Ich glaube ohnehin nicht, das es zum Streik kommen wird", sagte GPDA-Direktor Mark Webber im Interview mit 'formula1.net'. Sicher sei er sich aber nicht: "Man soll niemals nie sagen. Wer hätte denn gedacht, dass ein Flugzeug im Hudson River landen kann?"

Mark Webber

Mark Webber wird auch 2009 ganz normal eine Superlizenz bekommen Zoom

Mit blumigen Worten versuchte der Australier die missliche Situation innerhalb der Fahrergewerkschaft zu umschiffen. "Ich kann den Streik nicht ganz ausschließen, aber er wäre den Fans gegenüber nicht fair." Ohnehin ist fraglich, ob die Formel-1-Fans zurzeit eine solche Diskussion nachvollziehen mögen. Zwar muss Weltmeister Lewis Hamilton nach aktuellem Stand 206.000 Euro für seine Lizenz bezahlen, aber sein hoher Lebensstandard dürfte nicht ernsthaft in Gefahr sein.

Es gibt allerdings auch Härtefälle. Bei Timo Glock beispielsweise schlagen die Lizenzgebühren verhältnismäßig kräftig zu Buche. Der Toyota-Pilot geht erst in sein zweites Jahr in der Formel 1, sein Verdienst bei dem japanischen Werksteam dürfte realtiv gering sein. Aufgrund seiner immerhin 25 Punkte aus der Saison 2008 muss Glock jedoch eine Gebühr von rund 65.000 Euro zahlen (plus Versicherung). "Nicht alle in der Formel 1 sind Millionäre", beschrieb der Wersauer im Interview mit 'autosport.com'.

Glock hat seine Superlizenz für 2009 nach eigener Aussage noch nicht in der Tasche. "Wir müssen mal abwarten. Aber eigentlich sehe ich nicht ein, warum wir so viel bezahlen sollen. Der Punkt ist doch, dass uns niemand die Erhöhung wirklich schlüssig erklären kann", kritisierte er. Und weiter: "Letztlich werden wir aber bezahlen müssen. So sieht es aus."

Mosley argumentiert seit Jahren immer gleich. Das Geld komme direkt den vielen Sicherheitsmaßnahmen zugute, welche schon so manches Rennfahrerleben gerettet hätten. Die Position der Piloten ist in diesem Streit sehr schwach - ebenso wie schon 2008. Im vergangenen Sommer bahnte sich schon einmal ein Streik an, doch außer Drohungen passierte nichts. Den letzten Streik in der Formel 1 gab es 1982 in Kyalami - Thema damals: Superlizenzen...