Stimmen zu Schumacher: Le Mans ein Thema?

Von Pascal Vasselon über Alexander Wurz bis hin zu Michael Greis und Sven Ottke: Das sagen Sport-Persönlichkeiten über das Mercedes-Aus von Michael Schumacher

(Motorsport-Total.com/SID) - Die Zukunft des siebenmaligen Weltmeisters Michael Schumacher in der Formel 1 ist mehr als ungewiss, seit Mercedes heute die Trennung und Lewis Hamilton als seinen Ersatzmann bekannt gegeben hat. Während Willi Weber glaubt, dass sein Ex-Schützling Mercedes-Berater wird und sich bei Ferrari als Massa-Ersatz bewerben sollte, lauten Gerüchte, dass Schumacher auch zu Sauber wechseln könnte. Fix ist momentan aber nichts.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher wird nächstes Jahr nicht mehr für Mercedes fahren Zoom

Eine Rückkehr in den Langstrecken-Sport, wo der 43-Jährige schon vor der Formel 1 als Mercedes-Junior höchst erfolgreich war, war bisher kein Thema. Also haben wir in Bahrain bei Toyota-WEC-Technikchef Pascal Vasselon nachgefragt: "Das ist eine gute Frage. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht", lächelt er im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Im Moment würde ich sagen, dass wir sechs Fahrer unter Vertrag haben, mit denen wir sehr zufrieden sind. Also würde ich zu Michael sagen: Vielleicht, aber nicht sofort!"

Ein Toyota-WEC-Pilot ist Alexander Wurz. "Es ist keine feine Situation für Michael als Rekord-Weltmeister, aber es zeigt den Lauf der Zeit", sagt der Österreicher. "Nicht nur in der Politik gibt es keinen höflichen Umgang mehr, sondern es ist auch hier beinhart und brutal. Wenn sich die Richtung Zukunft orientieren, mit einem jüngeren Fahrer, der natürlich extrem schnell ist, dann zählt das, was du gestern gemacht hast, nicht mehr - sondern nur das, was du jetzt zeigst. Und da hat Hamilton den höheren Aktienpreis im Augenblick, muss man ganz ehrlich sagen."

Weitere Stimmen über Michael Schumacher:

Christian Danner (TV-Experte): "Ich würde mich sehr freuen, wenn er ein Cockpit finden würde. Es gibt ja durchaus Topautos, einen Sauber zum Beispiel. Der Abschied scheint ja etwas gegen seinen Willen beschlossen worden zu sein, denn er hat ja betont, dass es ihm noch Spaß macht. Vielleicht findet er ja noch einmal ein Team wie Sauber, damit er einen erfolgreichen Abschied feiern kann. Ich würde ihm das wünschen."

Vitantonio Liuzzi (ehemaliger Formel-1-Pilot): "Bei Michael weiß man nie, er steckt voller Überraschungen. Aber es ist schade: Michael war einer der größten Champions der Geschichte. Wir haben von ihm in diesem Jahr teilweise merkwürdige Aktionen gesehen, trotzdem verfügt er noch immer über großes Talent. Wenn er bei 100 Prozent ist, kann er zeigen, dass er noch immer mit bei der Musik ist. Ich habe großen Respekt vor ihm. Es wäre schade, wäre er im kommenden Jahr nicht in der Formel 1."

Karun Chandhok (ehemaliger Formel-1-Pilot): "Schade, dass er kein Rennen mehr gewonnen hat. Jeder in der Formel 1 und im Motorsport überhaupt hätte das gerne gesehen. Es stehen noch sechs Rennen aus, aber ich weiß nicht, ob das Auto in der Lage ist, tatsächlich zu gewinnen. Red Bull, McLaren, Ferrari, Sauber - die sehen alle stärker aus."

Allan McNish (ehemaliger Formel-1-Pilot): "Ich bin enttäuscht darüber, dass Michael gehen muss, nach allem was er erreicht und für den Motorsport getan hat. Einige seiner Leistungen in dieser Saison waren recht beeindruckend. Wenn er ohne einen Sieg gehen würde, wäre das ein wenig traurig. Aber man wird sich an ihn als siebenfachen Weltmeister erinnern."

Robert Harting (Diskus-Olympiasieger): "Das ist ein riesengroßer Verlust. Michael ist natürlich ein extremer Sympathieträger. Er trägt den sportlichen Geist in die Gesellschaft. Wenn so eine Bank wegbricht, dann ist das ein Verlust. Jetzt müssen andere einspringen. Ich hoffe natürlich, dass Sebastian das macht. Persönlich ist Schumacher für mich die erste große Sportikone gewesen. Ich habe mit meinem Vater immer auf der Couch gesessen und Formel-1-Rennen geguckt. Das war für mich die Person überhaupt, die den deutschen Sport repräsentiert hat. Ich hoffe, dass das jetzt auf viele andere verteilt wird und der Geist dadurch in Deutschland nicht stirbt."


Fotos: Michael Schumacher, Großer Preis von Singapur, Sonntag


Julius Brink (Beachvolleyball-Olympiasieger): "Als Formel-1-Fan war es immer sehr, sehr stark auf ihn zugeschnitten in Deutschland. Wir würden eine sehr interessante Sportpersönlichkeit verlieren. Das wäre sehr schade. Das ist schon ein großer Verlust. Ich habe damals als kleiner Junge in seinem ersten Teil der Karriere oft mitgefiebert. Nach dem Comeback habe ich das nicht mehr so stark verfolgt. Auch wenn Michael Schumacher jetzt aussteigen sollte oder kein Cockpit mehr bekommt, würden da immer neue deutsche Fahrer nachkommen. Er hat ja ein paar Euro verdient und vielleicht ein ganz schönes Häuschen irgendwo in Europa. Ich glaube, dem wird nicht langweilig. Wäre auch interessant, wenn er dem Sport in anderer Rolle zur Verfügung steht."

Michael Greis (dreimaliger Biathlon-Olympiasieger): "Falls er wirklich kein Cockpit bekommt, wünsche ich ihm, dass er mit sich im Reinen ist und auf eine gute Karriere zurückblicken kann. Er ist die Nummer eins im deutschen Rennsport und hat Unglaubliches geleistet. Jetzt müssen junge Leute nachwachsen - was allerdings ganz normal ist."

Sven Ottke (ehemaliger Box-Weltmeister): "Das ist schon dramatisch, weil er ist und bleibt der Größte. Es wird lange dauern, bis jemand dahinkommt, wo er schon war. Mit ihm verbinde ich die deutschen Tugenden: Kontinuität, Zuverlässigkeit - er war einfach ein ganz Großer. Die Saison war eher durchwachsen in diesem Jahr. Ob es an ihm oder dem Auto lag, das weiß kein Mensch. Aber ich glaube, es reicht langsam auch. Jetzt muss er einen neuen Lebensabschnitt finden. Einer der ganz Großen tritt ab von der Sportbühne. Zurzeit brauch man aber nicht bange sein, wir haben mit Vettel und Konsorten genug deutsche Fahrer in der Formel 1 und können weiterhin Daumen drücken."