Spionage: Urteil wie 1997 gegen Schumacher?

Carlos Garcia und Joaquín Verdegay, Präsident und Vizepräsident des spanischen Automobilverbands, sprechen über das World-Council-Hearing

(Motorsport-Total.com) - Mit Spannung wird die heutige Spionageverhandlung vor dem World Council der FIA erwartet. Natürlich gibt es viele Spekulationen, ob und wie McLaren-Mercedes bestraft werden könnte, an denen sich Carlos Garcia, Präsident des spanischen Automobilverbandes, der ein Stimmrecht hat, nicht teilnehmen will: "Ich habe natürlich eine Meinung, aber es wäre respektlos, diese vor der Bekanntgabe der Entscheidung kundzutun", erklärte er gegenüber der Sportzeitung 'AS'.

Titel-Bild zur News: McLaren-Mercedes

Verliert McLaren-Mercedes heute alle Konstrukteurspunkte der Saison?

Etwas gesprächiger war da schon sein Vize Joaquín Verdegay, der selbst nicht Mitglied des World Councils ist, aber seinen Chef in Paris beraten wird. Und Verdegay scheint der Meinung zu sein, dass die Strafe nicht zu drakonisch ausfallen sollte: "Ein Formel-1-Auto wird anhand von 10.000 bis 12.000 Skizzen entwickelt, aber in den 780 fraglichen Seiten sind nur 30 Skizzen enthalten", relativierte er die Anschuldigungen. Aber: "Es waren 780 Seiten vertrauliche Informationen."#w1#

Keine Sanktionen gegen die Fahrer?

"Diese Herren beschränken sich darauf, ihre Autos zu fahren." Joaquín Verdegay

Eine Strafe gegen die Fahrer erwartet der Spanier, der 2006 im Rahmen der Rascasse-Affäre in Monaco übrigens einer der Entscheidungsträger der Rückversetzung von Michael Schumacher ans Ende des Feldes in der Startaufstellung war, eher nicht: "Die Piloten haben die Informationen nicht von Ferrari erhalten und auch nicht von der Person, die sie entwendet hat. Diese Herren beschränken sich darauf, ihre Autos zu fahren", hielt er fest.

Vorstellen kann sich Verdegay aber, dass McLaren-Mercedes im Nachhinein alle Konstrukteurspunkte der Saison gestrichen werden - genau wie bei Michael Schumacher 1997, der nach seinem Rammstoß beim WM-Finale gegen Jacques Villeneuve alle Punkte verlor und somit auch seinen Vize-WM-Titel, die in jenem Jahr erzielten Siege aber für die Statistik behalten durfte: "Das wäre eine mögliche Sanktion", bestätigte Verdegay.

Für Garcia steht indes im Vordergrund, "dass alles geklärt wird und das Image der Formel 1 reingewaschen. So eine Situation ist nicht gut für den Sport. Das augenscheinlichste Beispiel dafür ist, dass diese Woche niemand vom herausragenden Sieg von Alonso in Monza geredet hat, auch nicht vom Rennen in Spa, sondern nur vom Spionagefall", gab der Spanier, eines von insgesamt 26 Mitgliedern des World Councils, zu Protokoll.

Nur Hamilton und de la Rosa als Zeugen

"Wenn nicht, dann laufen sie Gefahr, ihre Superlizenz zu verlieren." Carlos Garcia

Garcia bestätigte auch, dass Lewis Hamilton und Pedro de la Rosa heute als Zeugen aussagen werden - und er erwartet von ihnen volle Kooperation: "Wenn nicht, dann laufen sie Gefahr, ihre Superlizenz zu verlieren." Fernando Alonso wird hingegen nicht in Paris sein, allerdings wurde der Doppelweltmeister dazu von der FIA auch gar nicht erst aufgefordert, weil er ohnehin schon auf einen Brief von FIA-Präsident Max Mosley geantwortet und seine Informationen übermittelt hat.

Übrigens: Sollte das World Council eine Entscheidung gegen McLaren-Mercedes und somit auch gegen die beiden Spanier Alonso und de la Rosa fällen, dann würde sich Garcia im Gegensatz zum italienischen Vertreter Luigi Macaluso nicht eigeninitiativ in Form einer Berufungsforderung einschalten. Aber: "Wenn sie ihre Rechte verteidigen möchten, dann werden wir sie natürlich unterstützen", so Garcia.