• 19.06.2014 12:41

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Sparvorschläge: Nur eine Idee kommt durch

Die Formel-1-Kommission winkt nur einen Vorschlag zur Kostenreduktion durch: Weniger Testfahrten - Kundenautos bleiben tabu, Wochenendformat unangetastet

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 kommt bei ihrem Bemühen um Kostensenkungen kaum einen Schritt voran. Ende dieses Monats sollte der Motorsport-Weltrat der FIA bei seiner Sitzung in München eigentlich einige Maßnahmen zur Reduzierung des finanziellen Drucks absegnen, aber daraus wird nichts. Nur ein einziger Vorschlag fand beim Treffen der Formel-1-Kommission am Mittwoch in Biggin Hill (London) Zustimmung, alle anderen Ideen wurden wieder verworfen.

Titel-Bild zur News: Graeme Lowdon, Cyril Abiteboul, Monisha Kaltenborn, Franz Tost

Die Formel-1-Teamchefs haben bezüglich Kostensenkungen verschiedene Ansichten Zoom

Nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' konnte sich das Gremium, das aus den Teamchefs, Vertretern von Veranstaltern, Motorenherstellern und Pirelli sowie Promoter Bernie Ecclestone besteht, nur auf eine schrittweise Reduzierung der Testfahrten einigen. Demnach soll es 2015 erneut zwölf Testtage vor dem Saisonstart geben, die allerdings allesamt in Europa stattfinden müssen. Während der Saison soll es nur noch vier Testtage (bisher acht) geben, wovon an zwei Tagen nur Nachwuchspiloten fahren dürfen.

"Wir haben zwar wieder kaum etwas gespart, aber wenigstens ist die Schnapsidee mit dem reduzierten Grand-Prix-Programm vom Tisch", fasst ein nicht namentlich genannter Teamvertreter auf 'auto-motor-und-sport.de' zusammen. Die Vertreter der Grand-Prix-Veranstalter haben sich offenbar erfolgreich gegen eine Verkürzung der Rennwochenenden gewehrt. Der Plan war es, den Medientag am Donnerstag zu streichen, erst am Freitagnachmittag mit zwei kurzen Freien Trainings etwas Tempo aufzunehmen.

Von einer Kostendeckelung in der Formel 1 kann auch in Zukunft keine Rede sein. Ein solches Konzept fand in Reihen der Privatteams immer wieder Unterstützung, aber die Werksteams und weiteren Topmannschaften können sich damit nicht anfreunden. Das Verbot der Heizdecken für die Reifen wurde ebenso nicht für gut befunden wie die die Reduzierung des Teampersonals an den Rennstrecken und die neuerliche Zulassung von Kundenautos.

Kundenautos bleiben absolutes Tabu

"Die Idee ist ohnehin nicht gut. Ich stimme auch nicht zu, dass so etwas die Kosten senken würde", meint Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn gegenüber 'Autosport'. Die Österreicherin hält die Pflicht für die Teams, elementare Bauteile eines Grand-Prix-Boliden selbst entwerfen zu müssen, für ein Kernelement der Königsklasse. "Die Formel 1 braucht diese Herausforderung", sagt sie. "Es gab hier immer den Kampf der Hersteller gegen die kleinen Privatteams."

"Die Menschen wollen doch sehen, wie beispielsweise Williams oder Force India den großen Teams mal gefährlich nahe kommen. Wenn es nur noch drei Hersteller gibt, dann kämpfen diese an der Spitze und die anderen haben dahinter ihre ganz eigenen Kämpfe. Diese Privatteams wären doch höchstens in ihren jeweiligen Herkunftsländern bekannt", meint Kaltenborn. Die Sauber-Teamchefin ergänzt: "In der Formel 1 geht es um Konstrukteure, man muss gewisse Bauteile eben selbst konstruieren."

"Die Liste jener Bauteile, die man anderswo beziehen darf, ist ohnehin schon arg verlängert worden", meint Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Man kann quasi ein komplettes Auto kaufen, mit Ausnahme von Bodywork und Monocoque. Das ist fast schon ein Kundenauto." Der Österreicher ist strikt gegen die Wiedereinführung von Kundenfahrzeugen, die unter anderem von Ferrari-Boss Luca di Montezemolo immer wieder lautstark eingefordert wird.

"Die Formel 1 ist eine Konstrukteurs-WM", so Wolff. "Sollte das Starterfeld wegen des Verlusts von Teams mal auf unter 18 Fahrzeuge fallen, dann sollten wir mit einem weißen Blatt Papier beginnen und diskutieren, was wir für ein volles Starterfeld tun müssten. Ob das dann Kundenautos sind, oder ein drittes Fahrzeug pro Teams, oder sonst irgendwelche Ideen. Damit sollten wir uns allerdings erst dann auseinandersetzen, wenn wir Probleme mit der Anzahl der Autos haben."