Kovalainen stiehlt Hamilton in Silverstone die Show

McLaren-Mercedes steht in Silverstone auf Pole-Position, aber mit Heikki Kovalainen - Webber sensationell Zweiter, Hamilton nur Vierter

(Motorsport-Total.com) - Ganz Großbritannien hat heute Nachmittag für Lewis Hamilton die Daumen gedrückt, aber nach dem Qualifying in Silverstone stand der "falsche" Silberpfeil vorne: Heikki Kovalainen setzte seine starken Trainingsleistungen im entscheidenden Moment um und sicherte sich im 26. Versuch erstmals eine Formel-1-Pole-Position.

Titel-Bild zur News: Mark Webber, Heikki Kovalainen und Kimi Räikkönen

Mark Webber und Heikki Kovalainen jubeln, Kimi Räikkönen zurückhaltend

Das Finale - übrigens bei strahlendem Sonnenschein - hätte spannender kaum sein können: Kovalainen führte bereits nach dem ersten Run drei Zehntelsekunden vor Kimi Räikkönen, doch der Ferrari-Pilot konnte sich ebenso noch einmal steigern wie Sensationsmann Mark Webber, der sich mit seiner letzten Runde sensationell in Führung katapultierte. Der Traum der Red-Bull-Renault-Truppe währte aber nur für ein paar Sekunden...#w1#

Kovalainen in einer eigenen Liga

Lewis Hamilton

Lewis Hamilton erfüllte die Hoffnungen seiner vielen Fans heute nicht Zoom

Denn Kovalainen konterte unter Druck mit einer fehlerfreien Runde, knallte eine Zeit von 1:21.049 Minuten hin und deklassierte Webber um 0,505 und Räikkönen um 0,657 Sekunden. Der Finne setzte damit endlich einmal sein Potenzial um und bescherte seinem Team beim Heim-Grand-Prix eine prestigeträchtige Pole-Position. Allerdings wäre es Teamchef Ron Dennis wohl lieber gewesen, Lokalmatador Hamilton ganz vorne zu sehen...

Der junge Brite war dem Druck jedoch nicht gewachsen, schmiss seine erste Runde im Finale nach Zwischenbestzeiten im letzten Sektor weg und ging daher im zweiten Versuch nicht mehr allerletztes Risiko. Das bedeutete unterm Strich den vierten Startplatz mit 0,786 Sekunden Rückstand. Geht man davon aus, dass er auf einer ähnlichen Strategie wie Kovalainen unterwegs ist, dann war Hamiltons Performance eher enttäuschend.

Erfreulich hingegen der fünfte Startplatz von Nick Heidfeld (+ 0,824), denn der BMW Sauber F1 Team Pilot setzte sich erstmals in dieser Saison gegen Robert Kubica (10.) durch - wenn auch nicht ganz unglücklich: Kubica spürte im Finale ein Problem an seinem F1.08 und konnte daher nicht mehr auf die Strecke gehen. "Quick Nick" wird das herzlich egal sein, denn schon im zweiten Qualifying hatte er trotz eines marginalen Drifts in der Zielkurve gut mit Kubica mitgehalten.

Ferrari: War das alles?

Felipe Massa

Felipe Massa fand nach einem Ausritt in Q1 keinen Rhythmus mehr Zoom

Bei Ferrari war die Stimmung nach dem Qualifying einigermaßen niedergeschlagen, denn Räikkönen betrieb zwar mit Platz drei Schadensbegrenzung, aber Felipe Massa (+ 2,256) landete nur auf Rang neun. Der Brasilianer konnte seine Zeit aus dem ersten Run am Ende nicht mehr verbessern und wurde daher sogar noch vom sensationell starken Toro-Rosso-Ferrari-Piloten Sebastian Vettel (8./+ 2,202) eingeholt, der sich den ersten Run schenkte und nur zum Schluss rausfuhr.

Die Renault-Twins Fernando Alonso (+ 0,980) und Nelson Piquet Jr. (+ 1,442) sicherten sich die Positionen sechs und sieben und bescherten ihrem Team damit eine hervorragende Ausgangsposition für den Grand Prix von Großbritannien. Speziell Piquet macht an diesem Wochenende einen viel stärkeren Eindruck als im ersten Saisondrittel, womit er nahtlos an den in Magny-Cours gezeigten Aufwärtstrend anknüpft.

Im zweiten Qualifying hatte es unglücklicherweise Lokalmatador David Coulthard (Red-Bull-Renault) erwischt - um gerade mal 59 Tausendstelsekunden. Besonders bitter ist dies für den Briten in seinem allerletzten Heim-Grand-Prix angesichts der starken Performance seines Teamkollegen. Auch die beiden Toyota-Fahrer Timo Glock (12.) und Jarno Trulli (14.) mussten in Q2 die Segel streichen. Glock entschied das Stallduell diesmal um 0,327 Sekunden für sich.

Regen im ersten Qualifying

Sebastian Vettel

Stark: Sebastian Vettel schaffte überraschend den Einzug ins Finale Zoom

Am spannendsten war aber das erste Segment über 20 Minuten, denn nach einer Viertelstunde begann es zu regnen, sodass die Teams glaubten, es sei keine Verbesserung mehr drin. Das war aber eine Fehleinschätzung, denn durch den Sonnenschein trocknete der Asphalt so schnell ab, dass Sébastien Bourdais (Toro-Rosso-Ferrari) noch die sechstschnellste Zeit fuhr. Der Franzose scheiterte zwar als 13. in Q2, bestätigte aber die ansteigende Form der Red-Bull-Flotte.

Opfer des verregneten Finishs wurden die beiden Honda-Piloten Rubens Barrichello (16.) und Jenson Button (17.) sowie das Force-India-Ferrari-Duo Adrian Sutil (19.) und Giancarlo Fisichella (20.) - Sutil diesmal um 99 Tausendstelsekunden schneller als der Italiener. Auch Nico Rosberg (Williams-Toyota) erwischte es gleich zu Beginn, was an technischen Problemen mit dem Auto lag. Anschließend sparte Rosberg nicht mit Kritik an seinem Team und kündigte einen Start aus der Boxengasse an.

Für das morgige Rennen gelten nun die Silberpfeile als Favoriten, auch wenn die im Vorfeld favorisierten Ferraris möglicherweise stärker aussehen werden als heute. Fraglich ist allerdings, ob das Kräfteverhältnis im Trockenen überhaupt relevant sein wird, denn laut Wettervorhersage könnte es am Sonntag in Northamptonshire regnen. Das wäre dann die große Chance für Rosberg, der sein Auto wegen des Boxengassenstarts theoretisch auf ein Regensetup umbauen darf...