• 13.11.2013 09:17

  • von Dominik Sharaf

Schon 2015? Kaltenborn sieht Budgetobergrenze kommen

Die Sauber-Teamchefin hält eine Etat-Deckelung für durchsetzbar, kontrollierbar und alternativlos: "Verantwortungslos, anderen Branchen Stellen abgebauen"

(Motorsport-Total.com) - An kaum einer Baustelle des Formel-1-Zirkus wird so lange vergebens gewerkelt wie an der, eine fixe Budgetobergrenze einzuführen. Unter dem Druck von immer mehr in Finanznöte geratenden Teams könnte es jedoch ganz schnell gehen, glaubt Monisha Kaltenborn. "Ich denke, dass es schon für 2015 absolut möglich ist", sagt die Sauber-Teamchefin gegenüber 'auto motor und sport'. Die Schweizer sind eine der Mannschaften, die seit Jahren vehement dafür eintreten, die Kostenspirale zu stoppen.

Titel-Bild zur News: Monisha Kaltenborn

Monisha Kaltenborn will konsequent sparen - aber nicht bei den Gehältern Zoom

Kaltenborn sieht die Höhe der Beschränkung "irgendwo im dreistelligen Millionenbereich" und würde anschließend eine sukzessive Absenkung begrüßen, die "idealerweise" im zweistelligen Millionenbereich endet. Zu der Vermutung, dass zeitnah Nägel mit Köpfen gemacht werden, bringt sie die Aussicht, dass Teams schon bald die Schotten dichtmachen müssten, sofern sich am Finanzgebaren der Königsklasse nichts ändert. Die Österreicherin plädiert nicht dafür, in allen Bereichen einzugreifen.

Sie wäre bereit, Gehälter bei Piloten und Ingenieuren den Marktmechanismen zu überlassen. "Ein Fahrer will ja auch immer zu einem guten Auto. Er ist auch bereit, weniger Geld zu bekommen, wenn er dafür das beste Auto hat", argumentiert sie und überlässt es dem Augenmaß der Teams, ob ein Mitarbeiter wirklich einen üppigen Betrag wert ist oder nicht. Lieber solle man sich auf die Technik konzentrieren.

Genaue Kontrolle, hohe Strafen

Wichtigstes Argument der Kritiker einer Budgetobergrenze ist, dass diese nicht kontrollierbar und damit nur ein Papiertiger wäre. Die Autokonzerne würden ihre Entwicklung einfach in andere Sparten auslagern, andere Teams über Drittfirmen abwickeln, befürchten Skeptiker. Kaltenborn sieht das anders: "Wir sind alle Unternehmer, die Bücher führen müssen. Darin könnte man die Transaktionen festlegen. Wer falsche Zahlen reinschreibt, geht immer Risiken ein", erklärt die studierte Juristin.

Seien die Strafen - und zwar nicht nur die finanziellen, auch die sportlichen - hart genug, dann sei die Abschreckung hoch und die Bestimmung wirksam. "Außerdem gibt es die normale Mitarbeiter-Fluktuation zwischen den Teams. Man wird es sich also sehr gut überlegen, ob man wirklich gegen die Regeln verstoßen will." Es ist auch der Versuch, einer Welt gerecht zu werden, in der soziale Verantwortung einen immer größeren Stellenwert genießt. Mit Geldverbrennung sägt die Formel 1 an ihrem eigenen Ast.


Fotostrecke: Die wertvollsten Paydriver

Kundenautos keine Alternative

"Wenn Sie sich die wirtschaftliche Situation auf der Welt ansehen", argumentiert Kaltenborn, "kann man einen Fan nicht wirklich damit begeistern, wenn man sagt: 'Bin ich nicht toll, dass ich 200 Millionen ausgebe'. Der greift sich eher an den Kopf und denkt, wie verantwortungslos ist das, wo in anderen Branchen Stellen abgebaut werden. Es kann keiner mehr nachvollziehen." So müssten auch die vier Topteams der Formel 1 irgendwann einlenken, weil sonst ihr gesamtes System zum Geldverdienen zusammenfallen würde wie ein Kartenhaus.

Augusto Farfus

Ein System wie in der DTM kommt für Kaltenborn nicht infrage Zoom

Für Kaltenborn sind Kundenautos keine Alternative zu einer Budgetobergrenze, weil sie den Teams den Charakter eines Konstrukteurs nehmen: "Damit macht man das Produkt Formel 1 kaputt", warnt sie. "Wir können nicht in die Richtung der DTM gehen, weil wir ganz anders aufgestellt sind." Vier Red-Bull-Boliden und je zwei Teams von Mercedes und Ferrari, rechnet Kaltenborn vor und kommt bei dem Szenario zu dem Schluss: "Dann hätte ein Top-Team wie McLaren in diesem Jahr null Punkte gemacht. Da sagt doch jeder große Sponsor: 'Ich zahl doch kein Geld, um am Ende null Punkte heimzufahren.'"