• 09.05.2015 19:55

  • von Dieter Rencken, Ruben Zimmermann & Dominik Sharaf

Reifenpoker in Spanien: Entscheidet die Strategie das Rennen?

Mercedes scheint die Nase erneut vor Ferrari zu haben, doch möglicherweise kann die Scuderia den Silberpfeilen im Rennen durch die Taktik ein Schnippchen schlagen

(Motorsport-Total.com) - Mercedes geht auch in Barcelona wieder als großer Favorit ins Rennen. Doch kann Ferrari die Silberpfeile möglicherweise erneut ärgern? Ein Schlüssel dazu könnte die Strategie sein, denn obwohl im Rennen am Sonntag wohl die meisten Teams auf zwei Stopps setzen werden, glaubt Reifenhersteller Pirelli, dass eine Dreistoppstrategie eigentlich die schnellere Alternative wäre. Doch geht eines der Top-Teams dieses Risiko ein?

Titel-Bild zur News: Pirelli-Reifen

In Barcelona kommen die Mischungen hard (orange) und medium (weiß) zum Einsatz Zoom

"Das Hauptproblem sind morgen die Reifen", erklärt Niki Lauda gegenüber 'RTL' und ergänzt: "Die Strategie ist morgen das Wichtigste. Grundsätzlich ist eine Zweistoppstrategie hier immer der beste Weg, aber es hängt davon ab, wie lange die Reifen halten und ob man auf drei Stopps umstellen muss." Der Vorstandsvorsitzende des Mercedes-Teams glaubt daher nicht, dass die Silberpfeile den Sieg bereits in der Tasche haben.

"Wer von vornherein die beste Strategie hat und sie dann mit kurzen Boxenstopps am besten umsetzt, der wird morgen gewinnen", ist sich der Österreicher sicher. Lewis Hamilton, der hinter Nico Rosberg von Rang zwei ins Rennen gehen wird, fügt hinzu: "Im vergangenen Jahr war es ein Zweistopp-Rennen. Ich nahm zweimal die weicheren Reifen, dann die härteren. Nico fuhr weich, hart, weich. In dieser Art wird es sich auch in diesem Jahr abspielen."


Fotos: Großer Preis von Spanien


Bleibt Mercedes also konservativ? Technikchef Paddy Lowe erklärt im Hinblick auf das Qualifying: "Gleichzeitig war es schön, zwei neue Sätze Option-Reifen für das Rennen zu sparen - jeweils einen pro Auto. Das wird morgen ein Vorteil sein." Die Silberpfeile halten sich also zumindest alle Optionen offen. Aber Achtung: Auch Sebastian Vettel und Ferrari konnten im Qualifying einen Satz der weicheren Medium-Mischung sparen und sind damit taktisch flexibel.

Drei Stopps theoretisch schneller, aber...

"Das Qualifying lief im Hinblick auf die relative Performance der Autos und das Reifenverhalten wie erwartet", verrät Pirellis Motorsportdirektor Paul Hembery und ergänzt: "Der Verschleiß entspricht den Erwartungen, weshalb morgen zwei Stopps am wahrscheinlichsten sind, obwohl eine Dreistoppstrategie in der Theorie etwas schneller sein müsste. Die Strecke war heute warm und morgen beim Rennen werden wir ähnliche Bedingungen haben."

Williams-Pilot Valtteri Bottas, der hinter Vettel von Rang vier starten wird, weiß: "Mit den harten Reifen wird es morgen für alle schwierig. Er ist langsamer, hält aber nicht deutlich länger. Irgendwann musst du ihn aber fahren." Vor den organge Reifen graut es auch Nico Hülkenberg. "Die harten Reifen sind wie Beton, und vor allem mit unserem Auto haben wir Schwierigkeiten, sie zum Arbeiten zu bringen." Pirelli hat derweil ausgerechnet, dass eine Dreistoppstrategie mit der Reifenfolge dreimal weich und zum Abschluss einmal hart theoretisch die schnellste Variante wäre.

Allerdings birgt diese Taktik das Risiko, während des Rennens im Verkehr festzustecken und damit nicht nur den Vorteil zu verlieren, sondern im Endeffekt sogar langsamer zu sein, als auf einer konservativen Zweistoppstrategie. Doch möglicherweise gibt es im Feld ja das ein oder andere mutige Team, das sich trotzdem für diese risikoreichere Variante entscheidet. Die Möglichkeit beziehungsweise die Reifen dazu hätten jedenfalls einige, denn auch im Mittelfeld wurde während des Qualifyings fleißig gespart.