• 09.05.2015 19:47

  • von Rencken, Fischer & Sharaf

Kräfteverhältnis: Mercedes lässt Ferrari an der langen Leine

Auf den ersten Blick scheint Ferrari auch mit den Updates nicht an Mercedes herangerückt zu sein, doch das wahre Bild gibt wohl erst das Rennen

(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Barcelona ist in den vergangenen Jahren in gewisser Weise immer ein interessanter Grand Prix gewesen. Denn als Europaauftakt war das Rennen auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya meist der Ort, an dem die Teams ihre ersten großen Updates gebracht haben. Bei den Überseerennen waren quasi nur Übergangsautos im Einsatz, bevor die Saison in Spanien erst so richtig beginnt.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Sebastian Vettel

Mercedes hat den Abstand zu Ferrari halten können - zumindest im Qualifying Zoom

Speziell hier hat sich das Kräfteverhältnis immer wieder am stärksten verschoben. Wer in Barcelona vorne war, konnte sich häufig seiner Stärke sicher sein, auch weil der Kurs stellvertretend die Anforderungen einer kompletten Formel-1-Saison widerspiegelt. Auch in dieser Saison wurde wieder mit Spannung erwartet, wie sich die Machtverhältnisse an der Spitze verändern würden.

Mit Ferrari hat Mercedes spätestens seit dem Sieg in Malaysia wieder einen ernst zu nehmenden Konkurrenten, der sich besonders im Rennen als hartnäckige Nuss erwiesen hat. Mit einem großen Updatepaket an Sebastian Vettels Bolide wollte die Scuderia nun den Angriff auf die Silberpfeile wagen, doch zumindest für das Qualifying bleibt festzuhalten: Mercedes ist weiterhin klar vorne.

Mercedes froh, aber gewarnt

"Aus Mercedes-Sicht kann ich sagen: Da ist nichts passiert. Zum Glück", atmet Mercedes-F1-Aufsichtsratschef Niki Lauda bei 'RTL' durch. "Der Abstand ist gleich geblieben oder sogar größer geworden." Ein Blick auf die Zahlen bestätigt die Meinung: Vettel fehlten heute 0,777 Sekunden auf die Pole-Position. Zuletzt in Bahrain waren es 0,411 Sekunden, in Malaysia sogar nur 0,074 Sekunden.

"Sie haben an diesem Wochenende nicht so stark ausgesehen wie bisher", hat auch Motorsportchef Toto Wolff bei 'Sky' erkannt. Der Österreicher freut sich natürlich über den bestehenden Vorsprung, so ganz traut er dem Braten aber nicht: "Wir werden sehen. Vielleicht haben sie ein konservatives Setup gewählt. Wir hatten den Eindruck, dass sie mit Räikkönen im dritten Training etwas probiert haben. Auf den Longruns haben sie aber relativ gut ausgeschaut", so Wolff.

Maurizio Arrivabene, Toto Wolff

Toto Wolff ist froh, dass Maurizio Arrivabene noch Arbeit vor sich hat Zoom

Gleichzeitig kann er sich aber auch vorstellen, dass das Update-Paket bei der Konkurrenz, das übrigens nur an Sebastian Vettels Auto ist, noch nicht richtig funktioniert: "Manchmal verrennt man sich auch, wenn man das halbe Auto umbaut. Aber ich kann da nicht reinschauen", zuckt er mit den Schultern. "Es wurde viel darüber gesprochen, was Ferrari mit den vielen Updates anstellen würde. Unterm Strich musst du aber halt deinem Entwicklungsweg folgen."

Vettel will im Rennen näher ran

Bei Mercedes ist man seiner Philosophie vor Barcelona weiter gefolgt. Man wolle das Auto kontinuierlich mit Neuerungen ausstatten, meint Wolff. So sei es 2014 gewesen, und so will man es auch 2015 behalten. "Bei uns stimmt die Korrelation zwischen CFD, Windkanal und Rennstrecke. Deshalb hatten wir ein kleines Update für Barcelona eingeplant und haben versucht, uns nur darauf zu konzentrieren."

Und scheinbar hat die Methode funktioniert, denn an die Silberpfeile kam bislang niemand heran. "Wenn wir die Performance vergleichen, scheinen wir bei diesem ersten Europarennen, bei dem jeder viele Upgrades dabei hat, einen guten Abstand gehalten zu haben. Das ist eine wichtige Leistung", unterstreicht auch Technikchef Paddy Lowe.

Spannend wird es hingegen morgen am Renntag. Dass man im Qualifying hinter Mercedes sein würde, hatte man bei Ferrari bereits so einkalkuliert, doch im Renntrimm war man zuletzt immer stärker als über eine Runde. "Wir haben gehofft, dass wir ein bisschen näher dran sein würden, aber das Wochenende ist noch nicht vorbei", macht sich Sebastian Vettel Mut. "Ich freue mich darauf zu sehen, wo wir morgen stehen, und dann könnt ihr mich noch einmal fragen", sagt der Heppenheimer zum Kräfteverhältnis.


Großer Preis von Spanien

Und zumindest etwas Positives zieht der viermalige Weltmeister aus dem heutigen Ergebnis: Die Konkurrenz hinter den Roten ist immer noch ein Stück weg: "Es ist großartig zu bestätigen, dass wir weiterhin genau dahinter (hinter Mercedes; Anm. d. Red.) sind. Wir wären natürlich gerne ein wenig näher dran, aber wir sollten morgen trotzdem in guter Form sein." Gibt es dann die Antwort auf die Kräftefrage? "Ein Rennen ist vielleicht nicht genug Bestätigung, aber zum Start freue ich mich erst einmal, dass wir weiter dort sind, wo wir sind", so Vettel ganz genügsam.