• 29.09.2015 09:45

  • von Dieter Rencken & Ryk Fechner

Red Bull: Steigt Verstappen durch harte Überholmanöver auf?

Bei Red Bull erkennt man, dass sich die Topteams der Formel 1 um Max Verstappen reißen - Martin Brundle glaubt, dass Daniil Kwjat nicht fest im Sattel sitzt

(Motorsport-Total.com) - Zu Beginn der Formel-1-Saison 2015 stand ein dickes Fragezeichen hinter der Entscheidung Red Bulls, im Nachwuchsteam Toro Rosso einem 17-Jährigen ein Cockpit zu geben. Doch Max Verstappen ließ seine Kritiker schnell verstummen. Es ist nicht mehr nur eine Frage der Zeit, wann Topteams bei ihm anklopfen - sie tun es auch schon. Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost glaubt aber, dass Red Bull die nötigen Zutaten hat, um das Jungtalent bei der Stange zu halten.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen, Jenson Button, Felipe Nasr

Mit Manövern wie diesem sorgt Max Verstappen(l) regelmäßig für Aufsehen Zoom

"Zunächst mal hat er einen laufenden Vertrag und dann darf man nicht vergessen, dass er erst 18 wird Jahre alt wird", erzählt Tost gegenüber 'Sky Sports F1'. "Für ihn ist es besser, in einem Team wie Toro Rosso zu sein, damit er für Red Bull vorbereitet ist. Hoffentlich bekommen sie dann einen starken Antriebsstrang, damit sie um WM-Titel kämpfen können", hofft Tost, dass in der Hängepartie um einen neuen Motorenlieferanten für Red Bull Firmenboss Didi Mateschitz nicht den Geldhahn für beide seiner Formel-1-Rennställe zudreht.

Im Rennen tat sich Verstappen in jüngster Zeit mit aggressiven Überholmanövern und einer kompromisslosen, jedoch durchdachten Fahrweise hervor. Der Fauxpas von Monaco, als er Lotus-Pilot Romain Grosjean vor der Sainte-Devote-Kurve abräumte, brachte ihm zwar viel Kritik. Doch die Aktion sollte sich schnell als Einzelfall herausstellen. Beim Rennen in Japan zeigte er, dass er auf Messers Schneide durchaus in der Lage ist, seinen STR10 fahrtauglich zu halten.

Verstappen fühlt sich an Häkkinen und Schumacher erinnert

In Runde vier des Japan-Rennens machte er zusammen mit Sauber-Mann Felipe Nasr, vor wie es geht, als sich beide an Jenson Button vorbeischoben. Im Windschatten Nasrs saugt sich Verstappen auf der Start- und Zielgeraden an seine beiden vor ihm fahrenden Kontrahenten an. Nasr zieht außen an Button vorbei, Verstappen bleibt für zwei Kurven innen neben Button, bis dieser klein beigeben muss.

"Ich kann es nicht erklären, ich tue es einfach. Es ist ein Gefühl. Du erkennst es einfach, wenn eine Lücke da ist." Max Verstappen

"Es hat mich an Spa erinnert. Als wir es gemacht haben, da dachte ich: 'Okay, es wird genauso laufen.' Es war ziemlich witzig", erinnert sich Verstappen an das legendäre Überholmanöver von 2000, als Mika Hakkinen an Michael Schumacher vorbei ging, nachdem beide in der Eau Rouge auf den überrundeten Ricardo Zonta aufliefen: "Ehrlich gesagt war ich mir gar nicht sicher, ob ich es schaffen würde. Wenn du außen bist, dann hast du eigentlich mehr Momentum am Eingang von Kurve eins. Zum Glück hat Nasr Jenson aber etwas zur Seite geschoben. Das hat mir mehr Raum gegeben."


Fotos: Großer Preis von Japan, Sonntag


Um solche Situationen heil zu überstehen, bereitet sich Verstappen nicht groß vor: "Ehrlich gesagt studiere ich sie (meine Gegner; Anm. d. Red.) gar nicht so sehr. Es passiert einfach aus dem Gefühl heraus. Wenn du nah an einem dran bist. Ich kann es nicht erklären, ich tue es einfach. Es ist ein Gefühl. Du erkennst es einfach, wenn eine Lücke da ist."

Muss Daniil Kwjat bald sein Cockpit räumen?

Später im Rennen musste auch Teamkollege Carlos Sainz ihn in der Schikane vor Start- und Ziel passieren lassen. "Ich habe einfach später gebremst. Er bremste normal und ich halt später. So kam ich vorbei. Ich wusste, dass es keine Teamorder geben würde, also musste ich es selbst regeln", spielt Verstappen wohl darauf an, dass er sie in Singapur noch selbst missachtete.


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Der Saisonverlauf des Niederländers hat es auch Ex-Grand-Prix-Pilot Martin Brundle angetan. "Er hat in der laufenden Saison nur einen großen Fehler gemacht. Das ist richtig beeindruckend für jemanden, der so jung ist. Natürlich ist jeder andere an ihm interessiert", findet Brundle. Der einstige Schumacher Teamkollege geht sogar davon aus, dass die Leistungen eines Daniil Kwjat bei Red Bull im Moment zu blass sind, um sich noch lange gegen Verstappen im Sattel zu halten.