• 21.03.2011 17:17

  • von Britta Weddige

Pirelli: Die Spannung steigt, es wird ernst

Nach 33 Testtagen steht für Pirelli in Melbourne das erste Formel-1-Rennen seit fast 20 Jahren an - Paul Hembery rechnet mit zwei bis drei Boxenstopps

(Motorsport-Total.com) - Am kommenden Wochenende startet in Melbourne eine neue Formel-1-Ära. Reifenlieferant Pirelli kehrt zurück in die Königsklasse. Seit dem letzten Formel-1-Rennen der Italiener sind genau 19 Jahre, vier Monate und 24 Tage vergangen. Damals bestritt Pirelli im australischen Adelaide seinen bisher letzten Grand Prix. Damals musste nach 14 Runden wegen strömenden Regens abgebrochen werden, das Rennen ist bis heute das Kürzeste in der Formel 1.

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Am Wochenende startet Pirelli endgültig das Comeback in der Formel 1

Seit 16 Jahren wird der Australien-Grand-Prix im Albert Park von Melbourne ausgetragen. Für Pirelli ist der Auftakt das lang erwartete erste Rennen nach der langen Abwesenheit. Die Italiener haben als Reifenausrüster vorerst einen Drei-Jahres-Vertrag mit der FIA. Sie haben sich mit insgesamt 33 Testtagen auf die Rückkehr vorbereitet, 15 Tage bei den offiziellen Testfahrten und 18 Tage mit privaten Sessions.

Der neue PZero-Reifen soll das Überholen erleichtern, sowohl auf der Strecke als auch in der Box. Pirelli bringt nach Australien die harte und die weiche Reifenmischung mit. Die weichen Reifen sollen Speed und Haftung bieten, während die harten Pneus mehr auf Haltbarkeit ausgelegt sind. Da die Wetterbedingungen anders sein könnten als bei den Testfahrten, wird den Teams für das Freie Training am Freitag jeweils ein weiterer Satz weicher Reifen zur Verfügung gestellt. Damit steigt die Gesamtzahl der verfügbaren Trockenreifen für das Wochenende auf zwölf Sätze. Die Teams haben dadurch die Chance, im Training mehr Runden zu drehen, um an ihrer Abstimmung zu feilen.

"Das ist der Moment, auf den wir über ein Jahr lang hin gearbeitet haben." Paul Hembery

"Das ist der Moment, auf den wir über ein Jahr lang hin gearbeitet haben, und für uns alle ist das sehr aufregend", sagt Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery. "Unsere Reifen für dieses Jahr sind so entworfen, dass sie anderes sind als das, was wir bisher in der Formel 1 gesehen haben. Aber ich denke, dass alle Teams bei den Testfahrten nützliche Informationen mit ihnen sammeln könnten."

"Für das Rennen in Australien peilen wir zwei bis drei Boxenstopps an", erläutert Hembery weiter. "Das widerspricht zwar gewissermaßen unserer Philosophie, da unsere Reifen für Serienfahrzeuge daraus ausgelegt sind, so haltbar wie möglich zu sein. Aber in der Formel 1 ist die Sachlage anders. Denn die Teams und Veranstalter erwarten von uns, dass wir zur Unterhaltung beitragen."

"Vor diesem Hintergrund freuen wir uns darauf, dass es nun los geht. Es wird spannend sein zu sehen, wie genau die Fahrer und Teams unsere Reifen einsetzen werden, um für das Rennen verschiedene Strategien zu entwickeln", so Hembery. "Wir haben schon bei den Testfahrten ein paar Unterschiede zwischen den Teams festgestellt. Und es wird sehr interessant sein, wir das dann in der Rennsituation umgesetzt wird."

Nicht nur Hembery ist gespannt, sondern auch die Fahrer, allen voran Weltmeister Sebastian Vettel. "Keiner von uns ist bisher auf der Strecke von Melbourne mit Pirelli-Reifen gefahren, deshalb fragen wir uns alle, wie es sein wird", sagt der Red-Bull-Pilot. "Es ist der Anfang von etwas ganz Neuem. Das Einzige, was wir sicher sagen können, ist dass es anders und interessant sein wird. Im Normalfall ist die Strecke in Melbourne aggressiv zu den Reifen, das müssen wir während des Rennens als im Auge behalten."

"Das Einzige, was wir sicher sagen können, ist dass es anders und interessant sein wird." Sebastian Vettel

Laut Vettel wartet Melbourne mit einigen Herausforderungen auf: "Hier ist gute Bremsstabilität gefragt, und manche Kurven sind recht wellig. Dort ist es normalerweise recht schwierig, eine gute Traktion zu finden, das wird bei der Abstimmung also ein wichtiger Faktor. Wir verlassen uns auf die Kenntnisse, die wir mit den Reifen bei den Wintertests gesammelt haben, auch wenn die Bedingungen in Australien ganz anders sein werden. Jeder freut sich auf den Start in die neue Saison, und ich hoffe, dass es ein faszinierendes Rennen wird - für die Fahrer genauso wie für die Zuschauer."

Der Kurs im Albert Park ist eine semipermanente Rennstrecke mit einer rauen Oberfläche, auf der vor allem der linken Vorderreifen beansprucht wird. Auf insgesamt 5,303 Kilometer verteilen sich zehn Rechts- und sechs Linkskurven, im Rennen werden 58 Runden gefahren.

Im vergangenen Jahr gab es in Melbourne insgesamt 28 Boxenstopps. Der Schnellste war der von Red-Bull-Pilot Mark Webber in der zehnten Runde mit 23,517 Sekunden. Am längsten stand Virgin-Fahrer Lucas di Grassi in der 25. Runde in der Box - nämlich gleich über 15 Minuten. Am meisten Boxenstopps gab es in Melbourne 2004, damals lag die Zahl bei 49. Damit steuerte jeder Fahrer durchschnittlich 2,45 Mal die Box an.