Öffnet ein geheimer Vertragsdeal Verstappens Tür zum Red-Bull-Abgang?

Max Verstappen hat sich heimlich, still und leise eine nachträgliche Klausel in den Vertrag schreiben lassen, die nun der Türöffner zum Abgang von Red Bull sein kann

(Motorsport-Total.com) - Noch vor ein paar Monaten hätte sich wohl niemand vorstellen können, dass Max Verstappen im kommenden Jahr in einem anderen Auto als Red Bull sitzen würde. Der Niederländer besitzt einen Vertrag bis 2028 und hat dank seines dominanten Boliden sportlich keinen Grund, einen Wechsel zu einem anderen Teams ins Auge zu fassen.

Titel-Bild zur News: Helmut Marko und Max Verstappen (Red Bull)

Das Schicksal von Helmut Marko und Max Verstappen ist miteinander verknüpft Zoom

Allerdings hat sich die Situation im Team durch die jüngsten Anschuldigungen gegen Teamchef Christian Horner und den dadurch offengelegten Machtkampf mittlerweile stark geändert.

Die Angst von Verstappens Vater Jos, dass Red Bull "auseinandergerissen" werden könnte, sollte Horner bleiben, hat Zweifel daran gestreut, dass der dreimalige Weltmeister noch länger bleiben könnte, sollte sich an der Spitze nichts ändern.

In Saudi-Arabien bekam das noch einmal einen neuen Schub, als Verstappen selbst warnte, dass er gehen könnte, sollte Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko entlassen werden, gegen den ebenfalls eine Untersuchung lief.

Anhand wiederholter Aussagen gab es wenig Zweifel daran, dass seine Zukunft bei Red Bull nur gesichert ist, wenn Marko bleibt.

"Ich denke, ich habe sehr deutlich gemacht, dass er immer bleiben muss", sagte Verstappen über Marko. "Jeder hat seine eigene Rolle, so war es schon immer."

"Und natürlich wurden nach dem Tod von Dietrich [Mateschitz] einige dieser Aufgaben aufgeteilt. Ich habe immer gesagt, dass Helmut für die Zukunft bleiben muss, solange er noch lebt. Das habe ich immer sehr deutlich gesagt, wie letztes Jahr nach Katar. Und ich hoffe, das ändert sich nicht."

Vertrag ist Vertrag, außer ...

Doch während Verstappen seine Gefühle klar zum Ausdruck gebracht hat, sind Verträge in der Formel 1 immer eine klare Angelegenheit. Fahrer können sich nicht einfach entscheiden, dass sie woanders hingehen möchten, nur weil ihnen gewisse Dinge in einem Team nicht gefallen.

Häufig führt der einzige Weg nach draußen nur über gewisse Ausstiegsklauseln, die nur aus bestimmten Gründen ausgelöst werden, auf die sich beide Parteien bei der Vertragsunterschrift geeinigt haben.

Manchmal können diese Klauseln aus Leistungsgründen aktiviert werden: Ein Fahrer kann entlassen werden, wenn er bestimmte Ziele nicht erfüllt, oder er kann gehen, wenn das Team nicht gewisse Ergebnisse liefert.


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Es können aber auch Ausstiegsklauseln enthalten sein, die völlige Freiheit bieten. Bei Mercedes hatte Lewis Hamilton eine Ausstiegsklausel in seinem ursprünglichen Zweijahresvertrag mit Mercedes für 2024/2025, die er aktivierte, um im nächsten Jahr bei Ferrari unterschreiben zu können.

Und manchmal können Ausstiegsklauseln auch spezifischere Details beinhalten. So kann ein Fahrer vielleicht das Team verlassen, wenn es Änderungen an der Spitze des Personals gibt. Motorsport-Total.com ist bekannt, dass es bei anderen Fahrern solche Klauseln gibt.

Klausel nachträglich eingefügt

Im Fall von Verstappen hat sich in den vergangenen Wochen herausgestellt, dass der Niederländer tatsächlich eine solche Klausel in seinem Vertrag hat, die es ihm erlauben würde, zu gehen, wenn Marko fallen gelassen wird.

Das würde erklären, warum er sich so deutlich geäußert hat, dass seine eigene Zukunft woanders liegen würde, wenn der österreichische Veteran bei Red Bull nicht mehr an Bord ist.

Das vielleicht Interessanteste an dieser Marko-Ausstiegsklausel ist jedoch, dass sie Quellen zufolge nicht Teil des ursprünglichen Vertrags war, den Verstappen und Red Bull 2022 unterzeichneten.

Stattdessen soll die Klausel Teil eines Zusatzes zum Vertrag sein, der erst kürzlich hinzugefügt wurde.


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Und was noch interessanter ist: Insider haben enthüllt, dass dieser Zusatz zum ursprünglichen Vertrag einseitig von den Verstappens und Marko eingebracht wurde, ohne dass das Formel-1-Team von Red Bull oder Horner zu diesem Zeitpunkt etwas davon wussten.

Das konnte Marko machen, weil er einer von zwei Direktoren bei Red Bull Racing ist und daher im Namen des Team handeln darf.

Verstappen: "... dann wäre das untragbar"

Die Existenz der Klausel scheint aber erst in den letzten Wochen bekannt geworden zu sein, als Verstappens Zukunft zum Thema einer öffentlichen Debatte wurde und das Vorhandensein der Klausel offen erwähnt wurde.

Red Bull selbst hat sich nicht dazu geäußert, wie oder wann diese Klausel in den Vertrag gekommen ist, aber ihr Vorhandensein lässt vermuten, dass sie ein Mittel war, um Markos Position zu schützen und Verstappens Sicherheit in Bezug auf die Teamleitung zu gewährleisten.

Das bedeutet auch, dass Verstappen bei Bedarf einen glasklaren Ausweg aus Red Bull hat, was beweist, dass sein Gerede, er sei Marko treu ergeben, wahr ist.


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Verstappen: "Am Ende des Tages geht es um die Beziehungen innerhalb des Teams und die Kommunikation. Wenn Dinge, die einem sehr wichtig sind, im Team verschwinden, dann wäre das eine untragbare Situation, wenn das passieren würde. Ich war in dieser Hinsicht immer sehr offen, und alle wissen das."

Es ist kein Wunder, dass rivalisierende Teams wie Mercedes und Aston Martin die jüngsten Entwicklungen bei Red Bull genau beobachten, denn sie wissen, dass sich hier eine einmalige Chance bietet, ihren Starfahrer für das nächste Jahr zu gewinnen.