• 30.10.2016 00:14

  • von Daniel Halder

Nico Rosberg: Mit Hamilton-Setup zur Schadensbegrenzung?

Der WM-Leader steht in Mexiko gehörig unter Druck und schafft erst in letzter Sekunde den Sprung in die erste Reihe - Hamilton: "Hätte ihn da gar nicht erwartet"

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton setzt seine Aufholjagd in der Formel-1-Fahrerweltmeisterschaft fort: Sechs Tage nach seinem Sieg beim Großen Preis der USA in Austin eroberte der Brite auch in Mexiko ungefährdet die Pole-Position. Der Weltmeister benötigte für seinen schnellsten Umlauf eine Zeit von 1:18.704 Minuten und war damit 0,254 Sekunden schneller als Teamkollege Nico Rosberg auf Rang zwei. Der Weltmeisterschaftsführende stand im Qualifying gehörig unter Druck von Red Bull und Ferrari und schaffte erst in allerletzter Sekunde noch den Sprung in die erste Startreihe.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg, Lewis Hamilton

Nico Rosberg nachdenklich: Mexiko läuft für ihn bislang nicht rund Zoom

Wie schon in allen Freien Trainingssitzungen kam der deutsche Mercedes-Star auch im Qualifying im Autódromo Hermanos Rodríguez zunächst überhaupt nicht zurecht. Bei relativ kühlen Temperaturen von 18 Grad Celsius kämpfte Rosberg damit, seine Reifen auf Temperatur zu bekommen. "Nico hat uns echt Sorgen gemacht. Sein Auto lag nicht gut und er hat sich andauernd beklagt", gibt Mercedes-Teamchef Toto Wolff auf 'RTL' unumwunden zu. Im ersten Teil der Qualifikation wurde der Deutsche von beiden Red-Bull- und Ferrari-Piloten geschlagen, als Sechster war er 0,549 Sekunden langsamer als Teamkollege Hamilton.

In Q2 betrug sein Rückstand auf den Briten gar 0,624 Sekunden - auch hier waren Max Verstappen, Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo schneller als der WM-Leader. "Lewis bekommt mit seiner aggressiveren Fahrweise die Reifen schneller ins richtige Temperaturfenster. Die Reifen hier sind sehr kalt. Lewis kriegt sie gerade hinein, Nico nicht. Deshalb war er immer vier bis fünf Zehntel langsamer", fasst Aufsichtsratsboss Niki Lauda auf 'Sky' die Probleme Rosbergs zusammen.

Nico Rosberg: "Lewis war einfach zu schnell heute"

Auch im entscheidenden Teil des Qualifyings hatte es lange so ausgesehen, als bekämen die WM-Hoffnungen des Deutschen einen großen Dämpfer. Erst mit seinem letzten Versuch schaffte es der Wiesbadener doch noch auf Platz zwei. Mit etwas über zweieinhalb Zehntelsekunden Rückstand auf Hamilton gelang es ihm sogar, den Abstand in Grenzen zu halten und Schadensbegrenzung zu betreiben. Zur Erinnerung: In den letzten drei Rennen der Formel-1-Saison 2016 reichen Rosberg zweite Plätze hinter Hamilton, um erstmalig Weltmeister zu werden. Der Deutsche muss es aber verhindern, dass sich etwa die starken Red Bulls dazwischen schieben.

"Generell hat es an diesem Wochenende etwas länger gedauert, bis ich den Speed gefunden habe. Die Reifen sind sehr kalt da draußen. Das macht das Auto nervös. Am Ende habe ich in Q3 den Weg gefunden und bin zufrieden damit - auch, wenn es nicht die Pole-Position ist. Lewis war einfach zu schnell heute", zeigt sich der WM-Spitzenreiter nach dem Qualifying halbwegs erleichtert über Startplatz zwei. Warum es am Ende doch noch zur nächsten Mercedes-Doppel-Pole reichte, darüber herrschte im silbernen Lager zunächst Uneinigkeit.

Kopierte Rosberg die Abstimmung von Hamilton?

Während Teamchef Wolff davon spricht, dass in den letzten drei Minuten des Qualifyings die Streckentemperaturen nach oben kletterten, sagt Lauda: "Nico wählte im letzten Versuch einen aggressiveren Fahrstil und bekam so doch noch Temperatur in die Reifen." Tatsächlich stieg die Asphalttemperatur in den finalen Minuten des Qualifyings um gerade mal ein Grad. Pole-Setter Hamilton bringt eine weitere Variante ins Spiel und verrät: "Er hat ziemlich geschuftet, um herauszufinden, wo er sich beim Setup verrannt hat. Schließlich folgte er meiner Abstimmung und hat es doch noch hinbekommen", so der Brite.

Half dem Deutschen also das Hamilton-Setup, um noch in die erste Startreihe zu kommen? "Um ehrlich zu sein, hätte ich ihn da gar nicht erwartet. Er kämpfte das ganze Wochenende mit Problemen", betont der Weltmeister seine Überlegenheit im Autódromo Hermanos Rodríguez. 0,435 Sekunden betrug sein Vorsprung auf Rosberg am Freitag, immerhin noch fast vier Zehntel im dritten Freien Training am Samstag. Schon im ersten Sektor der Strecke war der WM-Verfolger regelmäßig über zwei Zehntelsekunden schneller.


Fotos: Nico Rosberg, Großer Preis von Mexiko, Samstag


Kann sich Lewis Hamilton nur selber schlagen?

Damit ist der amtierende Champion klarer Favorit für den Rennsonntag. "Unsere Longruns sahen sehr gut aus und auch im Training waren wir stark", versprüht Hamilton Zuversicht. "Q3 war für mich eigentlich die schwächste Session am ganzen Wochenende. Aber für das Rennen haben wir hoffentlich die richtige Strategie und auch das Setup sollte passen. Wichtig wird sein, mit den Reifen hauszuhalten. So wie es aussieht, werden sie lange halten müssen", spricht der Champion die wahrscheinliche Variante eines Ein- oder Zweistopp-Rennens an.

Im Gegensatz zum Deutschen hat der Brite noch einen gänzlich frischen Soft-Reifensatz zur Verfügung, Rosberg hatte beide Sätze der mittleren Mischung bereits am Auto. Interessant dürften die unterschiedlichen Reifenstrategien schon beim Start werden. Verfolger Red Bull greift wie schon häufiger zu einer anderen Taktik als das Weltmeisterteam und versucht, Mercedes mit weicheren Supersoft-Reifen unter Druck zu setzen. Verstappen und Ricciardo haben in der Anfangsphase eine realistische Chance, die Soft-bereiften Silberpfeil-Piloten abzufangen.

Außer Mercedes und den beiden Ferrari-Fahrern startet auch der Rest der Top-10-Piloten auf der weichsten Reifenmischung. "Wir versprechen uns mehr davon, mit den härteren Reifen zu starten. Der Rennverlauf wird es zeigen. Ich glaube, dass Mercedes die bessere Reifenstrategie gewählt hat", zeigt sich Lauda zuversichtlich.

Start: Hamilton will abliefern

Apropos Start: Weltmeister Hamilton schickt nach mehreren verpatzten Rennstarts in diesem Jahr eine Kampfansage an Rosberg: "Ich habe vor, hier beim Start abzuliefern. Die Versuche in den Trainings waren alle sehr gut." Im Gegensatz dazu plagen den Deutschen Sorgen: Rosberg zeigte sich mit mehreren Startübungen in Mexiko unzufrieden und beklagte sich, die Kupplung habe nicht richtig gebissen. Der 900-Meter-Sprint bis zur ersten Kurve im Autódromo Hermanos Rodríguez ist einer der längsten des ganzen Jahres, ein guter Start ist deshalb besonders wichtig.

Trotz der klaren Favoritenrolle Hamiltons und seiner vielen Probleme am bisherigen Wochenende will aber auch Rosberg die Flinte nicht ins Korn werfen. "Wie wir dieses Jahr gesehen haben, ist vom zweiten Platz aus alles möglich. Von daher bin ich weiter optimistisch und werde versuchen, den Sieg zu holen." Der Große Preis von Mexiko startet um 20 Uhr mitteleuropäischer Zeit.

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