• 14.12.2004 16:16

  • von Marco Helgert

Nächste Runde in der Spionageaffäre

Gegen beide Ex-Ferrari-Mitarbeiter, die Daten mit zu Toyota genommen habe sollen, wird Anklage erhoben werden, auch ohne Mithilfe Toyotas

(Motorsport-Total.com) - Die Spionageaffäre um zwei ehemalige Ferrari-Mitarbeiter, die zu Toyota nicht nur die eigene Arbeitskraft sondern auch Wissen, Dokumente, Informationen und Software mitgenommen haben sollen, geht in die nächste Runde. Zunächst wollte die Staatsanwaltschaft in Modena auf die Beweise warten, welche die deutschen Kollegen in der Teambasis Toyotas gefunden haben. Toyota aber möchte die Software nicht ohne Weiteres herausgeben, da mittlerweile auch eigene Teile enthalten sind.

Titel-Bild zur News: Eingang zur Toyota-Team-Basis in Köln

Auch in Deutschland könnten gegen die Ex-Toyota-Mitarbeiter Verfahren folgen

In Italien geht es nun auch ohne die Software aus Köln weiter. "Wir wurden darüber informiert, dass Anklage gegen Angelo Santini und Mauro Iacconi erhoben wird, aber sie brauchen dafür nicht das Material, das bei Toyota Motorsport sichergestellt wurde, da die Beweise, die sie besitzen, ausreichend sind", erklärte der Kölner Staatsanwalt Siegmar Raupach der 'Gazzetta dello Sport'.#w1#

Aufgrund der neuen Situation könnte das sichergestellte Material auch in Deutschland verbleiben, ein von Toyota angestrebtes Verfahren, welches hierzu eine Entscheidung bringen sollte, könnte damit hinfällig werden. Dennoch ist nicht auszuschließen, dass die beiden ehemaligen Mitarbeiter auch in Deutschland juristische Konsequenzen zu befürchten haben.

"Wir werden in der Lage sein, basierend auf dem, was in Italien passiert, damit fortzufahren", erklärte Raupach weiter. "Wir haben die Staatsanwaltschaft in Modena schon formal um eine Kopie der Anklageschrift in diesem Rechtsstreit angefragt. Nachdem wir sie durchgesehen haben, werden wir entscheiden, was zu tun ist."

Andrea Mattioli, der Verteidiger von Iacconi, gibt sich angesichts des baldigen Beginns des Prozesses selbstbewusst. "Es ist nützlich, den zeitlichen Ablauf zu kennen", erklärte er. "Iacconi verließ Ferrari im Januar 2000 und fing einige Zeit später bei Toyota als Chef der Aerodynamikabteilung an. Fünfzig Leute arbeiteten unter ihm, aber zu dieser Zeit hat die Fabrik in Deutschland faktisch noch gar nicht existiert."

Der Italiener verließ Toyota zu Beginn 2003 wieder, alle Vergleiche sollten also mit dem Toyota aus jenem Jahr gezogen werden. Erschwerend, und als Quelle einer unterstellten Komplizenschaft, kommt hinzu, dass in Iacconis Büro Daten des Mitangeklagten Santini gefunden wurde. Diese Daten stammten noch aus Santinis Ferrari-Zeit und beinhalteten Ergebnisse von Aerodynamiktests im Jahr 2002.

"Diese haben zum Design des japanischen Autos aber keinen direkten Bezug", so Mattioli. "Alle anderen Daten, die den Verdacht einer Entwendung aufkommen lassen, gehen auf das Jahr 1999 und davor zurück, und sind somit nutzlos." Zudem müssen beide Fälle getrennt betrachtet werden, denn sie unterscheiden sich nicht nur inhaltlich sondern auch im zeitlichen Ablauf.