Nach Bahrain-"Schock": Das Problem ist "ziemlich klar" für Alpine

Warum der Formel-1-Auftakt 2024 in Bahrain ein "Schock" für Alpine war und wie Teamchef Bruno Famin mit seiner Mannschaft darauf reagieren will

(Motorsport-Total.com) - Alpine schlittert zu Beginn der Formel-1-Saison 2024 von einer Katastrophe in die nächste. Denn erst haben mit Matt Harman und Dirk de Beer zwei hochrangige technische Angestellte die Kündigung eingereicht, dann fuhr Alpine mit seinem A524 beim Auftaktrennen in Bahrain nur hinterher. Vor allem Letzteres sei ein "Schock" gewesen für das gesamte Team, meint Teamchef Bruno Famin.

Titel-Bild zur News: Pierre Gasly im Alpine A524 beim Formel-1-Training in Saudi-Arabien 2024

Pierre Gasly im Alpine A524 beim Formel-1-Training in Saudi-Arabien 2024 Zoom

"Wir hatten ja wirklich einen schwierigen Saisonstart erwartet. Das wussten wir. Und wir haben das so auch bei der Vorstellung unseres Autos gesagt. Aber dass wir im Qualifying in der letzten Reihe stehen würden, das war um ehrlich zu sein ein Schock", sagt Famin.

Und wenn es einen solchen Weckruf gebraucht habe, dann habe Alpine dieses Ergebnis zum Anlass genommen, "dass wir unser Team umstellen müssen", erklärt Famin, wenngleich die Notwendigkeit einer neuen Struktur bereits durch die angekündigten Abgänge von Harman und de Beer offenbar geworden war - und Famin selbst kürzlich betont hat, der schwache Auftakt habe nichts mit der Umstrukturierung zu tun.

In Zukunft haben bei Alpine gleich drei Technische Direktoren das Sagen, jeder in einem anderen Teilbereich. Famin als Teamchef will damit "die Denkweise [im Team] ändern" und "Kreativität freisetzen", die Hierarchien verschlanken und "mehr Agilität" in seiner Mannschaft sehen.

Außerdem gehe es Alpine darum, "unsere eigenen Leute zu entwickeln", also Chancen für langjährige Mitarbeiter zu bieten. Begründung: "Wir haben einige sehr talentierte Leute bei uns und wir wollen, dass sie so viel wie möglich in das Projekt, in das Team und in das Unternehmen einbringen."

Alpines Verlust ist der Gewinn von Aston Martin

Letzteres hat zuletzt nicht gut geklappt bei Alpine: Harman und de Beer sind nur zwei von einigen Spitzenkräften, die das Team in den vergangenen Monaten verlassen haben. Mit Bob Bell ging nun auch ein Urgestein des Formel-1-Rennstalls aus Enstone: Statt weiter Berater bei Alpine zu sein, übernimmt er bei Aston Martin eine leitende Technikrolle.

Ob er überrascht sei, dass mit Bell ein so prominenter Formel-1-Experte verfügbar geworden sei, wird Aston-Martin-Teamchef Mike Krack in der Pressekonferenz von Saudi-Arabien gefragt. Klare Antwort: "Ja!"

"Wir haben das Glück, jemanden mit einem so enormen Erfahrungsschatz und mit einem so enormen technischen Wissen eingestellt zu haben", sagt Krack. "Mit Blick auf die nächsten Jahre hielten wir es für wichtig, unsere technische Abteilung weiter zu stärken. Und wenn jemand von diesem Kaliber auf dem Markt ist, dann muss man es versuchen. Wir sind froh, Bob bekommen zu haben."

Alpine weiß "ziemlich klar", was das Problem ist

Und so hat Famin bei Alpine gleich mehrere Baustellen auf einmal: Er muss die Personalabgänge der jüngeren Vergangenheit kompensieren und gleichzeitig ein Auto weiterentwickeln, das bisher enttäuscht hat.

Immerhin: Sein Team verstehe, was falsch laufe, sagt Famin. "Das Hauptproblem ist ziemlich klar. Und es ist kein Geheimnis, denn wir hören es am Funk: Es fehlt an Traktion. Das ist die größte Beschwerde der Fahrer."


Fotostrecke: Neues Konzept für 2024: So hat Alpine den A524 runderneuert

Das habe sich in Bahrain gezeigt. "Dort brauchst du in den langsamen Kurven einfach eine sehr gute Traktion. Und deshalb war es dort für uns besonders schwierig", meint Famin.

"Andererseits war es auch nur das erste Rennen einer sehr langen Saison und das Auto ist völlig neu. Es stehen Entwicklungen an und wir werden hart arbeiten, um das Auto schneller zu machen. Und immerhin haben wir eine ziemlich klare Vorstellung davon, wo die Probleme liegen. Diese Probleme zu verstehen, ist der Schlüssel, um eine Lösung zu finden."

Warum Alpine jetzt schon an 2026 denkt

All das werde sich bei Alpine sowohl kurz- als auch langfristig bemerkbar machen, glaubt Teamchef Famin. Denn das aktuelle Auto habe "großes Potenzial" und "da kommt noch was".

"Wir müssen aber auch unsere Herangehensweise bei der Entwicklung ändern, vielleicht auch beim Einsatz des Fahrzeugs. Da muss wirklich ein frischer Blick her. Denn alles, was wir mit dem A524 lernen, wird uns bei der Entwicklung des A526 [für 2026] sicherlich eine Hilfe sein."