Nach Abu-Dhabi-Sieg: Hamilton wieder der Alte?

Jonathan Neale glaubt, dass Lewis Hamiltons Selbstvertrauen nun wieder im Aufwind ist, doch auch 2012 könnte ein aggressiver Fahrstil ein Nachteil sein

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Triumph in Abu Dhabi hat sich Lewis Hamilton etwas Luft verschafft. Der Brite war nach mäßigen Rennen mit vielen Zwischenfällen bei McLaren gegenüber Teamkollegen Jenson Button ins Hintertreffen geraten, private Probleme taten ihr Übriges, um den Weltmeister 2008 aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Jenson Button

Hat Lewis Hamilton bei McLaren die alte Hackordnung wieder hergestellt?

Doch auf dem Yas Marina Circuit nützte Hamilton den Reifenschaden an Sebastian Vettels Red-Bull-Boliden zur Führung und dominierte das Rennen bis zum Schluss in souveräner Manier. Doch hat der 26-Jährige seine Krise nun endgültig überwunden? McLaren-Geschäftsführer Jonathan Neale ist sicher, dass ihm der Sieg auf den richtigen Weg verhilft.

Jubel in der McLaren-Fabrik nach Hamilton-Sieg

"Das hat seinem Selbstvertrauen mit Sicherheit Auftrieb gegeben", stellt er sich hinter seinen Piloten. "Als ich nach dem Wochenende mit ihm gesprochen habe, war mir klar, wie sehr er es genossen hat. Nach jedem Rennen kommen im McLaren Technology Center alle zusammen, um noch einmal zu analysieren, was wirklich hinter den Kulissen passiert ist. Da gab es viele Glückwünsche und viel Applaus für Lewis - das klang wirklich sehr gut."

"Als ich nach dem Wochenende mit ihm gesprochen habe, war mir klar, wie sehr er es genossen hat." Jonathan Neale

Neale kann nachvollziehen, in welch schwieriger Lage sich Hamilton vor dem Befreiungsschlag in Abu Dhabi befunden hatte: "Lewis war in Abu Dhabi wirklich stark und fuhr das gesamte Wochenende über sehr konstant. Wie jeder Fahrer will er gewinnen. Wenn man aber eine Zeitlang nicht gewinnt, dann wird es sehr schmerzhaft."

Danner: Hamilton hat Button unterschätzt

Formel-1-Experte Christian Danner glaubt, dass Hamiltons erstarkter Teamkollege Jenson Button die Situation für den erfolgsverwöhnten Superstar zusätzlich erschwert hat. "Hamilton hat Button sicherlich unterschätzt", sagt der 53-Jährige gegenüber 'RTL'. "Damit hat er nicht gerechnet, dass dieser locker-entspannte Button auf einmal so schnell fahren kann. Und darin liegt natürlich schon ein kleines Problem."

"Richtig gute Leute kommen auch als Teamkollegen klar miteinander." Christian Danner

Dennoch sieht Danner die Stallrivalität bei McLaren keineswegs als Problem - ganz im Gegenteil: "Ich glaube, sie ergänzen sich sehr gut. Sie ergänzen sich, weil sie sich fordern, und weil sie auch so unterschiedlich sind und sich trotzdem leben lassen und sich gerne haben. Und das zeigt mal wieder, richtig gute Leute kommen auch als Teamkollegen klar miteinander."

Spielen neue Pirelli-Mischungen Button in die Hände?

Man darf gespannt sein, wie sich die Situation in der kommenden Saison entwickeln wird. Vater Anthony Hamilton hat für 2012 einen "neuen" Lewis Hamilton angekündigt. Für Button spricht, dass die Pirelli-Reifen aller Voraussicht nach auch in Zukunft dem schonenden Fahrstil des "Reifenflüsterers" entgegenkommen werden. Nächstes Jahr möchte man sogar noch weichere Mischungen bringen.

"Die Art des Rennfahrens wird gleich sein." Jonathan Neale

"Die Art des Rennfahrens wird insofern gleich sein, dass wir Fahrer sehen werden, die pushen müssen, um die Reifen für eine schnelle Qualifying-Runde auf Temperatur zu bringen", spielt Neale auf Buttons Nachteil als reifenschonender Pilot an. Der Vorteil des Weltmeisters 2009 ist aber, dass der McLaren traditionell ein Auto ist, bei dem die Reifen rasch auf die richtige Temperatur kommen.

Neale: Reifenschonen bleibt Trumpf

"Ganz abhängig vom Auto werden das manche Fahrer in einer Runde schaffen, andere werden drei, vier Runden dafür benötigen", sagt Neale. "Und wenn man wirklich aggressiv ist und ständig im Rückspiegel eines anderen aufblitzt, weil man hin und her fährt um zu überholen, dann wird man definitiv seinen Reifen kaputt machen", verweist er auf Hamiltons Problematik.

"Wenn man wirklich aggressiv ist, dann wird man definitiv seinen Reifen kaputt machen." Jonathan Neale

Doch dafür gibt es ein Gegenmittel, weiß der McLaren-Geschäftsführer: "Wenn Martin Whitmarsh jetzt hier wäre, dann wäre seine Antwort: 'Macht das Auto schneller und fährt vorne weg'. Und ich bin sicher, dass er damit recht hat. Insgesamt denke ich aber, dass es für beide Fahrer gleich sein wird."