Missglückte Reifenwahl: Wieso Kwjat gegen Vettel verlor

Daniil Kwjat musste sich im Endspurt in China noch Sebastian Vettel geschlagen geben - Dem Russen fehlte einfach ein Satz weicherer Reifen

(Motorsport-Total.com) - Man sieht sich immer zweimal im Leben, besagt ein Sprichwort. Sebastian Vettel (Ferrari) und Daniil Kwjat (Red Bull) begegneten sich beim Formel-1-Rennen von China nach dem Zwischenfall am Start ebenfalls ein zweites Mal. Im Kampf um Rang zwei duellierten sich die beiden Piloten im letzten Stint, doch Vettel behielt mit einem gut vorgetragenen Angriff die Oberhand und sicherte sich den Platz hinter Rennsieger Nico Rosberg (Mercedes).

Titel-Bild zur News: Daniil Kwjat, Sebastian Vettel

Daniil Kwjat hatte in der Schlussphase keine Chance, sich zu wehren Zoom

Der Schlüssel für Vettels Erfolg war hierfür die bessere Reifenwahl von Ferrari, die für den Schlussspurt noch einen Satz Softreifen übrig hatten, während Kwjat mit dem härteren Medium zu Ende fahren musste. Auf diesen konnte er sich nach seinem Boxenstopp nicht mehr wehren, den beide in Runde 35 zeitgleich angetreten hatten. "Ich konnte ihn gleich in meinem Getriebe spüren, und mit DRS konnte er mich auf der Geraden dann spielerisch überholen", beschreibt Kwjat aus seiner Sicht.

Zuvor waren beide mit Softreifen auf einer ähnlichen Pace unterwegs. "Es hat sich alles ziemlich kontrolliert angefühlt", sagt der Russe, der seinen Gegner in Schach halten konnte. Vettel konnte von Zeit zu Zeit zwar ein wenig aufschließen, doch wirklich nah kam er an seinen Gegner nicht heran. Zum Zeitpunkt des Stopps trennten beide 1,6 Sekunden. "Es war ein Rennen in der Boxengasse, das war ziemlich spaßig", meint Vettel, der schon mit einem vermeintlichen Vorteil gerechnet hatte.

"Wir haben uns schon gedacht, dass er noch einen Satz Mediumreifen und keinen Soft hat", so der Heppenheimer, der nach dem Stopp wusste, dass er gleich einen Vorteil haben würde, weil seine Reifen schneller auf Temperatur und Performance kommen sollten - speziell in der ersten Runde. "Also habe ich es mit aller Macht versucht, und es ist sich ausgegangen. Ich wusste, dass es danach schwieriger werden würde, ihm zu folgen, selbst mit den eigentlich schnelleren Reifen", sagt Vettel.


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Danach fuhr der Ferrari-Pilot das Rennen einfach nach Hause: "Als ich erst einmal vorne war, habe ich einfach versucht, die Lücke bis zum Ende zu kontrollieren." Kwjat hatte zwar darauf gehofft, am Ende mit weniger Abbau noch einmal eine Chance zu haben, doch im Ziel fehlten ihm bereits acht Sekunden auf Vettel. Im Nachhinein hätte ein weiterer Soft-Satz möglicherweise zu Rang zwei geführt - doch hinterher ist man bekanntlich immer schlauer.

Übrigens: Eigentlich hat Ferrari laut Reifenhersteller Pirelli sogar einen Satz Softreifen weniger für China bestellt, doch den konnte man sich im Wochenendverlauf sparen. Und weil Vettel seinen zweiten Stint nach dem Safety-Car im Gegensatz zu Kwjat noch einmal mit Supersoft fuhr, konnte er am Schluss erneut auf Attacke fahren.