• 31.07.2001 10:49

  • von Marcus Kollmann

Minardi hält in Sachen Motor einen Joker parat

Die Wahl über den Motor für die kommende Saison ist noch nicht abgeschlossen, da gibt sich Paul Stoddart sehr geheimnisvoll

(Motorsport-Total.com) - Wie Minardi-Teamchef Paul Stoddart jüngst bestätigte, würde er gerne in der kommenden Saison mit den Ferrari-Kundenmotoren im Heck an den Start gehen.

Titel-Bild zur News: Paul Stoddart (Minardi-Teamchef)

Paul Stoddart hält in Sachen Motor für sein Team einen Joker in der Hinterhand

Gegenüber 'Motoring News' hatte der Australier bereits früher erklärt, dass eine Liaison European-Minardi-Ferrari eine großartige Sache wäre, denn so könnte das Team auch mal um die Punkteränge kämpfen. In der Saison 1991 fuhr der Minardi-Rennstall schon einmal mit Ferrari-Motoren. Damals kam Pierluigi Martini bei den Grand Prix in Portugal und San Marino jeweils als Vierter über die Ziellinie und holte für das Team aus Faenza insgesamt 6 WM-Punkte. Bis heute ist jene Saison die erfolgreichste von Minardi.

Obwohl sich die Lage auf dem Motorenmarkt in diesen Saison in der Formel 1 etwas entspannt hat, so sind die zuverlässigen, leistungsstarken - und nicht immer preiswerten - Motoren ziemlich gefragt. Der Ferrari V10, Typ 049, welcher als Petronas beziehungsweise Acer umgelabelt im Sauber C20 und Prost AP04 zum Einsatz kommt, ist schließlich der Motor des Weltmeisterteams der letzten Saison und darüber hinaus sind die jetzigen Kundenteams von Ferrari sehr sehr glücklich über die über das reine zur Verfügung stellen hinaus gehende Zusammenarbeit mit den Italienern.

Zwischen 25 und 30 Millionen Dollar müssen die Teams für die Zehnzylinder aus Maranello pro Jahr hinblättern, heißt es. Darüber hinaus nimmt Ferrari über seine Satelliten-Teams auch Einfluss in rennsportpolitischen Entscheidungen, bestätigte Jean Todt. Aber dies ist kein Grund, um die Aggregate aus Maranello in die Wüste zu schicken. Schließlich benötigt man in der Formel 1 nun einmal einen Motor, ohne geht es bekanntlich nicht. Je potenter das Triebwerk, desto höher auch die eigenen Chancen, um Punkte mitzufahren.

Multi-Millionär Paul Stoddart, der aus seinem anfangs 60 Mann starken Transportunternehmen einen großen Konzern machte und sich als Teamchef seit Beginn des Jahres wacker schlägt, steht jedenfalls bereit, wenn Alain Prost auf Grund fehlender finanzieller Ressourcen die ein Jahr junge Zusammenarbeit mit Ferrari zwangsläufig beenden müssen sollte.

Allerdings gab der Australier zu, dass man derzeit nicht nur den Ferrari V10, sondern auch Cosworth und Asiatech an Bord begrüßen würde. "Ein Minardi-Ferrari oder Minardi-Cosworth wären vom Marketingaspekt her wohl die beste Wahl", glaubt Stoddart in einem Statement in der englischen Presse zu wissen.

Während man also auf Alain Prosts Entscheidung pro oder kontra Ferrari-Power auch im nächsten Jahr warten muss, Cosworth auf dem Hockenheimring Arrows als Kundenpartner für die Saison 2002 bekannt gab, und Niki Lauda früher erklärte, dass man maximal ein Team in naher Zukunft als Kunden beliefern kann, bleibt derzeit noch Asiatech als Alternative. Allerdings überrascht folgendes Zitat Stoddarts gegenüber unseren Kollegen von 'ITV': "Es wäre idiotisch, dass wir eine Entscheidung in Sachen Motor treffen, bevor Sie [Prost, d. Red.] eine getroffen haben. Sie benötigen einen Motor, wir nicht. Ich kann aber nichts weiter dazu sagen, bis er [Alain Prost, d. Red.] das getan hat." Damit lässt Stoddart weiterhin im Unklaren, welchen Alternativmotor er zu den favorisierten Ferrari-, Cosworth-, oder Asiatech-Aggregaten hat. Mit 99 prozentiger Wahrscheinlichkeit ist auszuschließen, dass man eine weitere Saison mit den mittlerweile 3 Jahre alten und rund 30 Kilogramm schwereren - als gegenwärtig der Entwicklungsstand ist - Uralt-Ford-Motoren des Stewart-Teams bestreiten wird.