• 15.05.2010 22:24

  • von Dieter Rencken

Michael: "Werden in Istanbul noch stärker sein"

Interview mit Williams-Technikchef Sam Michael: Wie neue Teile den FW32 noch schneller machen werden und warum das Rennen ein Langweiler wird

(Motorsport-Total.com) - Rubens Barrichello (9.) und Nico Hülkenberg (11.) fuhren heute in Monte Carlo das zweitbeste Qualifyingergebnis des Williams-Teams in dieser Saison ein. Doch das war erst der Anfang, zumindest nach Meinung von Technikchef Sam Michael. Der ist nämlich davon überzeugt, dass sich die beiden Updates für Monte Carlo und Istanbul erst beim nächsten Rennen voll auswirken werden.

Titel-Bild zur News: Sam Michael

Sam Michael glaubt, dass sich Williams in den nächsten Rennen steigern kann

Frage: "Sam, ihr habt Rubens Barrichello in Q3 und Nico Hülkenberg knapp dahinter. Hast du das Gefühl, dass ihr Fortschritte macht?"
Sam Michael: "Auf jeden Fall! Wenn ich mir die Daten anschaue, dann glaube ich, dass wir in Istanbul noch stärker sein werden. Die Dinge, die hier funktionieren, werden auf solchen Strecken noch besser funktionieren. Es geht also voran."#w1#

Zahlreiche kleine statt einem großen Update

Frage: "Wie sieht euer weiteres Entwicklungsprogramm aus?"
Michael: "Wir haben ein paar kleine Neuerungen für Istanbul und dann noch einmal ein ähnliches Paket für Montréal und eine ganze Menge für Valencia."

Frage: "In welchen Bereichen ist euer Auto besonders stark oder besonders schwach?"
Michael: "Es fehlt überall ein bisschen. Wenn du langsamer bist als andere Autos, dann gibt es meistens nicht nur eine Sache, die schlechter ist. Wir hatten seit dem Winter ein paar Probleme mit der Zuverlässigkeit, aber die haben wir gelöst. Jetzt können wir uns auf die Performance konzentrieren."

Frage: "Wie ist es um eure Probleme mit dem Öltank bestellt?"
Michael: "Recht gut. Monaco ist eine besondere Strecke, aber ich würde sagen, wir machen Fortschritte."

Frage: "Wie bewertest du die Fahrbarkeit des Cosworth-Motors?"
Michael: "Daran arbeiten wir noch, aber wir machen bei jedem Rennen kleine Schritte. Wir arbeiten auch am Prüfstand."

¿pbvin|512|2745||0|1pb¿Frage: "Kann Cosworth eure Anforderungen erfüllen?"
Michael: "Ja. Wir sind sehr anspruchsvoll, weil wir alles richtig hinbekommen wollen, aber sie bitten uns sogar darum, so zu sein. Sie wollen angetrieben werden, weil sie einen besseren Motor bauen wollen. Wenn wir ihnen einen Tipp geben, reagieren sie darauf. Das klappt gut."

Frage: "Wo siehst du Cosworth im Vergleich zu anderen Motorenherstellern?"
Michael: "Es ist so schwierig, diese Dinge zu vergleichen. Die einzige Strecke, auf der man Hinweise darauf erhält, ist Monza. Es geht bei der Performance eines Motors aber nicht nur um die PS, sondern auch um die Drehmomentkurve, die Fahrbarkeit, den Benzinverbrauch. All diese Dinge sind sehr wichtig."

Frage: "Glaubst du, dass ihr viele kleine Bereiche verbessern müsst, um zu den vier Topteams aufzuschließen, weniger einen großen?"
Michael: "Ja, das glaube ich. Es spielt alles zusammen, aber ich glaube, dass wir uns in den nächsten paar Rennen stärker präsentieren werden."

Frage: "Was das Design für das 2011er-Auto angeht: Es könnte sein, dass auf 18-Zoll-Räder umgestellt wird..."
Michael: "Das wurde verworfen. Es werden 13 Zoll sein."

Reifenentscheidung ist überfällig

Frage: "Wie groß ist das Handicap, die Dynamik der Reifen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu kennen?"
Michael: "Die Situation ist für alle gleich. Wir basieren das Design einfach auf den aktuellen Daten, denn andere haben wir ohnehin nicht. Ich hoffe, dass bald entschieden wird, welchen Reifenhersteller wir bekommen. Wenn wir Daten bekommen, wird es sehr schwierig, etwaige Unterschiede in den Daten zwischen Bridgestone und anderen Reifen einfließen zu lassen, aber ich wünsche mir Reifentests, wie wir vorgeschlagen haben."

Frage: "Es heißt, dass mit dem 2010er-Toyota-Chassis Reifentests absolviert werden könnten."
Michael: "Das weiß ich nicht. Ich glaube, dass es ideal wäre, bei ein oder zwei Rennen - zum Beispiel Monza und Abu Dhabi - auch noch am Montag zu bleiben und die neuen Reifen zu testen."

Frage: "Berücksichtigen eure Designpläne für 2011 auch KERS?"
Michael: "Das untersuchen wir recht intensiv, ja."

Frage: "Hinsichtlich eures eigenen Systems?"
Michael: "Ja."


Fotos: Williams, Großer Preis von Monaco, Samstag


Frage: "Wie wird eure Reifenstrategie morgen im Rennen sein? Werdet ihr so lange fahren, bis die superweichen Reifen nachlassen?"
Michael: "Wahrscheinlich, aber es wird wie immer von hinten kontrolliert. Wenn der Fahrer hinter dir zuerst stehen bleibt, dann musst du reagieren und auch reinkommen. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es ein interessantes Rennen wird."

Frage: "Glaubst du also, dass alle stoppen werden, sobald der Elfte oder Zwölfte reinkommt?"
Michael: "Genau. Nach dem Start werden alle nur abwarten und auf das reagieren, was die anderen machen."

Frage: "Kannst du dir vorstellen, dass jemand mit den Mediumreifen starten wird?"
Michael: "Eher nicht, denn selbst wenn der Medium der bessere Rennreifen ist, wirst du damit im Verkehr feststecken. Wenn du dann die Reifen wechselst, haben alle anderen die guten Reifen und du die schlechten."

Frage: "Mit der Spannung ist es in Monte Carlo nicht weit her..."
Michael: "Leider. Außer es regnet."