Michael: "Neben der Strecke sollte es keinen Vorteil geben"

Sam Michael kritisiert den Trend zu reinen Asphalt-Auslaufzonen und ist gespannt auf das Verhalten der Kommissare in Ungarn, sollte ein Fahrer diese einbeziehen

(Motorsport-Total.com) - Das Überholmanöver von Weltmeister Sebastian Vettel gegen McLaren-Fahrer Jenson Button in der Schlussphase des Großen Preises von Deutschland und die anschließende Rückversetzung des Red-Bull-Piloten sind auch am Ungarn-Wochenende noch in den Köpfen der Formel-1-Gemeinde.

Titel-Bild zur News: Sam Michael

Michael trauert den Zeiten nach, als es Kiesbetten direkt neben der Rennlinie gab

Rund um den 4,381 Kilometer langen Hungaroring gibt es diverse Stellen, an denen die Auslaufzonen neben der Strecke asphaltiert sind. McLaren-Sportdirektor Sam Michael ist schon jetzt gespannt, wie die Rennkommissare im Falle eines Einbeziehens dieser Asphaltflächen in die Ideallinie reagieren. Sowohl im Qualifying am Samstag als auch im Rennen am Sonntag könnten sich Fahrer dadurch einen Vorteil verschaffen.

"Nachdem, was am vergangenen Wochenende passiert ist, schauen die Leute hier vielleicht noch etwas genauer hin", spekuliert Michael und stellt heraus, dass "es hier mindestens vier Stellen gibt", an denen man die eigentliche Rennstrecke ohne großen Zeitverlust verlassen könne.

Nico Rosberg

Sam Michael kritisiert Auslaufzonen, die jede Menge Grip bieten Zoom

"Es wird interessant sein zu sehen, wie mit diesem Thema umgegangen wird, vor allem im Qualifying", sagt Michael und erinnert an vergangene Zeiten: "Früher gab es Kiesbetten neben der Rennstrecke. Dann hatten wir eine Phase, in der es eine Mischung aus Gras und Beton gab, die recht rutschig war. Inzwischen haben wir nur noch Asphalt und somit jede Menge Grip."

"Das Problem ist, dass der Belag neben der Strecke einerseits so gestaltet sein muss, um die Autos vor einem möglichen Einschlag in die Streckenbegrenzung zu verlangsamen. Andererseits soll auch die Möglichkeit bestehen, auf die Strecke zurückzukommen", spricht der Brite die Krux der Geschichte an und fügt hinzu: "Es sollte aber nicht so sein, dass man neben der Strecke einen Vorteil erlangt."

Vettel vs. Button: McLaren hätte reagiert

Mit Blick auf das Vettel-Manöver in Hockenheim erklärt der McLaren-Sportdirektor, dass es im umgekehrten Fall "ohne Frage" die Anweisung gegeben hätte, die Position zurückzugeben. "Unser Standpunkt ist der, dass du die Position sofort wieder hergeben musst, wenn du dir neben der Strecke einen Vorteil verschafft hast. Wenn die Sache derart klar ist, gibt es da überhaupt keine Diskussion." Dass es eine solche Anweisung bei Red Bull nicht gab, will Michael nicht interpretieren: "Kein Kommentar."

Ein ähnliches Manöver zeigte McLaren-Pilot Button in Melbourne 2011, als er in der schnellen Schikane am Ferrari von Felipe Massa vorbeiging "Damals konnte er ihm die Position aber nicht zurückgeben, weil Massa gleichzeitig von Alonso überholt wurde", erinnert Michael und unterstreicht in Anspielung auf eine drohende Bestrafung durch die Rennleitung: "Wenn du die Position nicht sofort zurückgibst, bist du einem hohen Risiko ausgesetzt."

Neben dem Deutschen Gerd Ennser und den Tschechen Radovan Novak ist der US-Amerikaner Danny Sullivan am Ungarn-Wochenende zum dritten Mal als Rennkommissar im Einsatz. Die beiden bisherigen Auftritte des Ex-Formel-1-Piloten und IndyCar-Champions von 1988 datieren aus Hockenheim und Singapur 2010.