• 18.02.2011 21:02

  • von Dieter Rencken

Michael: "Es gibt keine grundsätzlichen Schwierigkeiten"

Williams-Technikchef Sam Michael im Interview mit 'Motorsport-Total.com' über den Testauftakt in Barcelona und die Fortschritte beim KER-System

(Motorsport-Total.com) - Das britische Williams-Team hatte am ersten Testtag von Barcelona einige Probleme zu meistern und konnte nicht die komplette Streckenzeit ausnutzen. Der Motor im Heck des FW33 spielte nicht richtig mit und musste kurzfristig ausgetauscht werden, sodass Rubens Barrichello lange zuschauen musste. Im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' spricht Williams' Technikchef Sam Michael über den aktuellen Stand der Dinge und nimmt Stellung zu KERS.

Titel-Bild zur News: Sam Michael

Sam Michael nimmt Stellung zur aktuellen Situation beim Williams-Team

Frage: "Sam, wie würdest du den ersten Testtag in Barcelona zusammenfassen?"
Sam Michael: "Wir konnten nicht so viel Setuparbeit verrichten, wie wir uns eigentlich vorgenommen hatten, brachten aber einige Systemtests zustande."

"Am Morgen war die Strecke recht feucht und brauchte ziemlich lange, um abzutrocknen. Zur Mittagszeit gab es ein Problem mit dem Motor, den wir schließlich auch austauschten. Der Motorwechsel an sich dauerte lang, weil wir einen solchen am FW33 bislang noch nicht durchgeführt hatten."

Frage: "Ist der FW33 so einfach zu handhaben wie das Auto aus dem Vorjahr?"
Michael: "Nicht ganz, würde ich sagen. Wenn man die Dinge wie KERS auf kleinstem Raum verpacken muss und noch dazu ein schmales Heck haben will, dann hat man automatisch ein Fahrzeug, das etwas sensibler ist. Das verlangsamt gewisse Prozesse, doch so muss man heute arbeiten, wenn man ein konkurrenzfähiges Paket auf die Beine stellen will."


Fotos: Williams, Testfahrten in Barcelona


Frage: "Was stand sonst noch auf dem Programm am Freitag?"
Michael: "Am Nachmittag liefen im Hintergrund noch einige Aero- und Systemchecks. Wir konnten auch noch ein paar Setupvarianten durchspielen, die uns im Hinblick auf den Samstag eine gute Richtung an die Hand gaben. Wir sollten am Samstag einen deutlich besseren Tag haben."

Williams nutzt gleich zwei Motoren-Prüfstände

Frage: "Gibt es irgendwelche Neuerungen im Heckbereich? Bereitet euch das Getriebe einige Probleme?"
Michael: "Damit hatten wir bislang keine Schwierigkeiten. Wir sind da offenbar recht gut aufgestellt."

"Einzig KERS hat uns zuweilen Probleme bereitet." Sam Michael

"Wir haben damit in den vergangenen Monaten sehr viel Zeit auf den Prüfständen bei Cosworth und in Köln verbracht. Einzig KERS hat uns zuweilen Probleme bereitet, doch die waren meist überschaubarer Natur - die üblichen Kinderkrankheiten halt. Mit dem Auto an sich gibt es keine grundsätzlichen Schwierigkeiten."

Frage: "Ihr erprobt eure Teile also sowohl auf den Prüfständen von Cosworth als auch in den Anlagen von Toyota?"
Michael: "Korrekt. Bei Cosworth testen wir die Motoren, der Prüfstand in Cologne ist eher auf das Elektronische ausgelegt. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Zusammen erhalten wir dadurch aber die richtigen Antworten."

Frage: "Testet ihr auf dem Prüfstand nur den Motor oder auch das Getriebe angeschlossen?"
Michael: "Da ist alles drauf - auch in Köln. Auf dem Cosworth-Prüfstand haben sie einen Benzinantrieb, während der Toyota-Prüfstand in Köln elektrisch angetrieben wird. Beide sind ziemlich gut und erreichen volle Geschwindigkeit wie auf der Strecke."

Die Kühlung von KERS ist nicht so einfach...

Frage: "Wie ist es um das KER-System bestellt? Macht es Schwierigkeiten?"
Michael: "In der vergangen Woche war die Kühlung unser Hauptproblem. Das konnten wir beheben. Am Donnerstag legten wir damit 2.000 Kilometer auf dem Prüfstand zurück, um es abzunehmen."

"Wir wollen KERS am Samstag und an den restlichen Tagen im Auto haben." Sam Michael

"Über Nacht werden wir das System wieder einbauen - mit der Kühlvorrichtung. Wir wollen es am Samstag und an den restlichen Tagen im Auto haben - hoffentlich gelingt das. Wir werden zwei bis drei Tage brauchen, um den Kilometerstand zu erreichen, bei dem es zuletzt ein paar Schwierigkeiten gegeben hatte."

Frage: "Sprechen wir noch einmal über die Kühlelemente: Welche Flüssigkeit kommt dabei zum Einsatz?"
Michael: "Wasser - normales Wasser."

Frage: "Interessant, manche Teams nutzen andere Flüssigkeiten. Was genau kühlt dieses Wasser bei euch?"
Michael: "Nur das KER-System, also die Generatoreinheit und den Batteriebereich."

Frage: "Arbeiten die Batterien des KER-Systems ohne Probleme?"
Michael: "Damit haben wir überhaupt keine Probleme."

Frage: "Wie viel wiegt das komplette KER-System?"
Michael: "Etwa 30 Kilogramm."