Mercedes: Wie groß sind die Reifenprobleme im Rennen?

Was ist für Mercedes nach der Pole-Position beim Grand Prix von Ungarn möglich? - Lewis Hamilton macht sich keine großen Hoffnungen auf den Sieg

(Motorsport-Total.com) - Sieben Pole-Positions hat Mercedes in dieser Saison bereits erobert. Drei gingen an Nico Rosberg und vier an Lewis Hamilton. Allerdings konnte nur Rosberg zwei Rennen gewinnen. Hamilton ging bislang leer aus. Auf eine schnelle Runde ist der Mercedes W04 extrem stark, allerdings passt das Zusammenspiel zwischen Chassis und Reifen nicht, wenn die Tanks im Rennen voll sind. Nun steht Hamilton in Ungarn erneut auf der Pole-Position, Rosberg auf Startplatz vier. Kann Mercedes an der Spitze mitkämpfen, oder werden die Silberpfeile auch in der Hitze des Hungarorings zurückgereicht?

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton sieht für die Grand-Prix-Distanz schwarz Zoom

"Es ist halt, wie es ist. So ist es aber schon seit geraumer Zeit. Wir gehen ja nicht in ein Rennen und werden total überrascht. So ist es halt", meint Hamilton diesbezüglich. "Es ist großartig, die Pole-Position zu haben, doch im Wochenendverlauf bedeutet das nicht gar so viel. Im Rennen werden ja die Punkte verteilt. Und es wird ziemlich hart. Es schien jetzt keine Katastrophe zu sein, als wir unsere Longruns abgespult haben. Es war aber definitiv nicht so gut wie bei den Jungs neben mir. Das ist der Stand der Dinge."

Ab Ungarn gibt es neue Reifen. Es handelt sich um die Konstruktion des Vorjahres mit den diesjährigen Mischungen. "Mercedes fährt ein gutes Qualifying, hat dann aber Probleme, sich im Rennen zu halten. Das ist das, was wir das ganze Jahr über gesehen haben", meint Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. Ist es für Mercedes ein großer Nachteil, dass sie vom Reifentest in Silverstone ausgeschlossen waren?

Zumindest im Qualifying war kein Nachteil zu sehen. "Sie haben viele Daten über die Reifen, schon aus dem vergangenen Jahr. Sie haben wohl eher an Boden eingebüßt, weil sie sich für Silverstone einen großen Entwicklungsplan vorgenommen hatten", glaubt Hembery. "Der Einfluss der Reifen ist da eher minimal, wenn wir über drei Tage sprechen. Wir haben ihnen die Daten, die sie normalerweise auch bekommen, an den Abenden übermittelt. Unsere Ingenieure haben mit ihnen gesprochen."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Ungarn, Samstag


Es gab also einen Erfahrungsaustausch bezüglich des Silverstone-Tests. Trotzdem zeigte sich Hamilton im Anschluss an die Pole-Position nicht sehr optimistisch: "Ich freue mich nicht besonders auf das Rennen. Ich habe gerade zu Sebastian (Vettel; Anm. d. Red.) gesagt: Schade, dass wir offenbar recht gut unterwegs sind. Wir haben ein gutes Auto. Wenn wir also nicht die Reifenprobleme hätten, dann könnten wir im Rennen mit diesen Jungs hier mithalten. Es nervt schon, dass ich es im Rennen nicht mit ihnen aufnehmen kann."

Nico Rosberg

Nico Rosberg hofft, dass die Probleme im Rennen geringer sein werden Zoom

"Ich werde trotzdem mein Bestes geben. Der Reifenverschleiß ist ein Problem. Egal, ob sich die Regeln ändern und egal, was für Lösungen wir finden, bislang scheint es schwierig für uns zu sein, uns da zu steigern. Wir arbeiten aber weiter daran und hoffentlich bessert sich die Lage, bevor 2014 wieder neue Regeln oder andere Reifen kommen. Ansonsten geht es nur darum, möglichst viele Punkte einzufahren und Sebastian so lange wie möglich hinter mir zu halten."

Auf dem Hungaroring ist Überholen traditionell schwierig. Mit einem guten Start könnte sich Hamilton vor den Verfolgern halten. "Das ist sicher eine Hilfe. Es ist sehr schwierig, hier einem anderen Auto zu folgen. Denn wenn du von der Linie abkommst... Der Weg zur ersten Kurve ist recht lang. Wenn es dir aber gelingt, als Erster in die erste Kurve einzubiegen, um zu versuchen, diese Position zu halten, dann ist das gewiss ein Vorteil."

"Es nervt schon, dass ich es im Rennen nicht mit ihnen aufnehmen kann." Lewis Hamilton

Schwierige Situation für die Fahrer

"Es dürfte aber ziemlich schwierig werden, unter diesen Bedingungen die Reifen zu schonen. Wie immer halt. Diese Jungs hier (Vettel und Grosjean; Anm. d. Red.) werden irre schnell sein. Die große Herausforderung für uns wird daher sein, sie hinter uns zu halten." Schon mehrmals mussten sich die beiden Silberpfeil-Piloten durchreichen lassen. Rosberg schildert, wie schlimm diese Situation ist: "Kein schönes Gefühl. Es ist fast schlimmer als wenn man als Fünfter startet und als Fünfter ins Ziel kommt."

"Wenn man von der Pole startet und dann nach hinten fällt, und man Stück für Stück seine Chance entschwinden sieht - das war speziell zu Saisonbeginn in Bahrain der Fall. Ich dachte wirklich, dass ich nach der Pole gewinnen kann. Wenn man dann so nach hinten fällt, dann ist es schwierig. Ich fahre immer Vollgas, klar. Diese positive Einstellung zu behalten ist schwierig, damit man nicht ins Negative hineinrutscht."

"Wir lernen sehr viel über diese Reifen und das sehr rasch." Ross Brawn

Auch Teamchef Ross Brawn kann nicht vorhersagen, wie sich das Rennen entwickeln wird. "Wir lernen sehr viel über diese Reifen und das sehr rasch. Wir sind sie ja vorher nicht gefahren. Am Freitag waren wir noch nicht gut in Form, weil wir sie dort zum ersten Mal am Auto hatten. Wir mussten erst lernen, wie wir sie nutzen können. Unsere Ingenieure haben gute Arbeit geleistet und das Auto richtig eingestellt. Wir wussten aber vorher nicht, ob das gelingen würde."

Das Rennen wird aus dieser Hinsicht eine Überraschung werden. Schon die Pole-Position überraschte die Mercedes-Mannschaft. "Lewis hat am Ende eine brillante Runde hingelegt. Das hat uns überrascht. Wir hatten dergleichen nicht erwartet", so Toto Wolff. "Das Team hat aber sehr gut gearbeitet, um das Auto vom Freitag über das Freie Training am Samstag dorthin zu bringen, wo es jetzt steht."