Mercedes: "Das Fundament hat Ross Brawn aufgebaut"

In der Stunde ihres größten Triumphs vergessen Toto Wolff, Niki Lauda & Co. nicht darauf hinzuweisen, dass Ross Brawn den Grundstein für ihren Erfolg gelegt hat

(Motorsport-Total.com) - Zum ersten Mal in der Geschichte der Formel-1-Weltmeisterschaft hat sich Mercedes 2014 die Konstrukteurswertung gesichert. Zugegebenermaßen auch, weil dieser Titel erst seit 1958 vergeben wird (1954 und 1955 wurde Juan Manuel Fangio in einem Silberpfeil Fahrer-Weltmeister), aber der beim Grand Prix von Russland in Sotschi fixierte Erfolg ist für den Stuttgarter Automobilhersteller trotzdem historisch.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher, Ross Brawn

Die Geburtsstunde des Erfolgsteams: Michael Schumacher und Ross Brawn Zoom

In der Stunde des bisher größten Triumphs vergaßen die heutigen Drahtzieher bei Mercedes nicht ihre Vorgänger, die das Team seit 2010 aufgebaut haben - allen voran natürlich Ross Brawn, mit dem die Mannschaft aus Brackley 2009 (damals noch unter anderem Namen) letztmals Weltmeister geworden war. "Das Fundament hat Ross aufgebaut", erklärt Sportchef Toto Wolff. Und auch Technikdirektor Paddy Lowe unterstreicht: "Ross hat ein tolles Team zusammengestellt. Wir haben darauf aufgebaut."

Brawn kam im November 2007 zum Team aus Brackley, damals noch unter der Führung des japanischen Automobilherstellers Honda. Nach dem Seuchenjahr 2008, in dem Honda keinen (finanziellen) Aufwand scheute, um in Zukunft erfolgreich zu sein, beendete der Konzern sein werksseitiges Engagement, hinterließ aber Brawn und seinen Mitstreitern, etwa Nick Fry, ein Anfang 2009 dominantes Auto. Jenson Button wurde damit Fahrer-, das Team Konstrukteurs-Weltmeister.

Mit Verkauf an Mercedes reich geworden

Ende 2009 verkauften Brawn und seine Partner, die das Team von Honda für einen symbolischen Euro übernommen hatten, für 110 Millionen Britische Pfund (nach heutigem Kurs umgerechnet 140 Millionen Euro) an Daimler und Aabar. Im November 2012 stieg dann auch Aabar, eine Investmentgesellschaft aus Abu Dhabi, aus. Die heutige Konstellation mit dem Aufsichtsrats-Vorsitzenden Niki Lauda und Sportchef Toto Wolff existiert erst seit dem Winter 2012/13.

In jenen Monaten wurde das Team völlig neu aufgestellt: Erst kam es im Dezember 2012 zur Trennung von Norbert Haug, im Juni 2013 kam Paddy Lowe als neuer Technischer Direktor von McLaren. Mit Saisonende verabschiedete sich dann auch Ross Brawn in eine Auszeit - nach 2007 bereits die zweite in seiner Formel-1-Karriere. Dass die Erfolge der Saison 2014 aber zu einem sehr großen Teil noch unter seiner Führung erarbeitet wurden, daran zweifelt niemand, der die Vorlaufzeiten solcher Projekte in der Formel 1 kennt.

Seine Nachfolger wollen daran auch gar nicht rütteln: "Ross Brawn war viele Jahre Teil des Teams und hat den Start angezettelt. Jetzt hat Paddy den Job vollendet", sagt Lauda. Lowe sieht sich aber selbst nicht als entscheidendes Element: "Es ist großartig, aber gleichzeitig respektiere ich die Mühen, die viele andere investiert haben. Ich bin nur ein Teil davon." Oder, metaphorisch ausgedrückt: Angebaut wurde der Wein noch in der Ära Brawn, geerntet und abgefüllt in der Ära Wolff/Lauda.

#KeepFightingMichael immer noch auf dem Auto

"Ross hat eine so wichtige Rolle gespielt", erinnert Wolff. "All die Schritte, die 2012 unternommen wurden, und die Leute, die zu uns gestoßen sind - all die Gesichter, die mir da vor das Augen kommen: Ross, Michael. Es ist auch ihr Titel." Nico Rosberg, der von Anfang an dabei war, stimmt zu: "Alle Menschen, die schon zu Beginn dieser Mission dabei waren, also Michael, Ross, Norbert und die anderen, die ich gar nicht alle aufzählen kann - all diese Menschen haben ihren Anteil am jetzigen Erfolg."

"Wir haben mit neuen Leuten einfach weitere Schritte auf dem Weg gemacht, der vom ersten Tag an eingeschlagen wurde", unterstreicht der Deutsche. Und Wolff ergänzt: "Daran hängt so viel Mühe, wir haben das so akribisch vorbereitet. Wir haben uns konstant gesteigert und die richtigen Entscheidungen getroffen. Die großen Jungs in Stuttgart haben verstanden, was es braucht. Seitdem waren wir im Aufwind." Schließlich fehlen auch zum Fahrer-WM-Titel nur noch acht Punkte.