Für Mercedes war es ein aufregendes Jahr mit Höhen und Tiefen: Wir zeigen den Weg zum Konstrukteurstitel
Mercedes hat es geschafft! Der erste Titel seit dem werksseitigen Einstieg im Jahr 2010 ist perfekt. Nach der dominanten Vorstellung in dieser Saison hätte es keinen anderen Sieger als die Silberpfeile geben können, die den Sack nun drei Rennen vor dem Ende zu machen. Wir möchten dazu herzlich gratulieren und noch einmal den Weg aufzeigen, den Mercedes bis zum Konstrukteurstitel in diesem Jahr gegangen ist.
Das Engagement von Michael Schumacher und Norbert Haug steht dabei sinnbildlich für die jahrelange Vorbereitung, die letzten Endes zu diesem Titel geführt hat. Denn immer wieder betonen Fahrer und Verantwortliche, dass in den schwierigen Anfangsjahren der Grundstein für die heutige Dominanz der Silberpfeile gelegt wurde.
Nachdem man im vergangenen Jahr mit Platz zwei so nah wie noch nie an einem Titel war, wittert man für die Saison 2014 die große Chance: Durch das neue Reglement soll die Vorherrschaft von Red Bull endgültig gebrochen werden, die bereits seit 2010 besteht. Besonders in den neuen Turbomotor legt man große Hoffnungen.
Doch zunächst beginnt das Jahr nicht wie gewünscht: Immer wieder werden die Silberpfeile bei den ersten Saisontests von Problemen heimgesucht, so endet der erste Testtag für Lewis Hamilton nach einem Frontflügelbruch im Reifenstapel. Auch die bevorstehende Dominanz ist von außen noch nicht erkennbar: Die erste von lediglich zwei Tagesbestzeiten setzt Nico Rosberg erst am dritten Tag der zweiten Testwoche.
Die Hosen so richtig runter lässt Mercedes dann erstmals im zweiten Freien Training beim Saisonauftakt in Melbourne. Mehr als eine halbe Sekunde brummen die Silberpfeile dem schnellsten Verfolger Fernando Alonso auf, doch wer Trainingsergebnissen nicht traut, der braucht nur bis zum Qualifying zu warten: Bis auf Lokalheld Daniel Ricciardo halten alle anderen Piloten im strömenden Regen mindestens 1,5 Sekunden Respektabstand.
Im Rennen wird klar, wie dominant Mercedes eigentlich ist: Mit sage und schreibe 26,777 Sekunden Vorsprung cruist Nico Rosberg über die Ziellinie und ist damit der erste WM-Führende. Doch zur Führung bei den Konstrukteuren reicht es nicht, weil Mercedes mit dem frühen Aus von Lewis Hamilton erstmals Schwäche zeigt und McLaren auf zwei und drei fährt. Es soll übrigens das einzige Mal bleiben, dass Mercedes in einer WM-Wertung nicht führt...
Schon in Malaysia rückt das Team aus Brackley den Fauxpas wieder gerade. Hamilton siegt in überlegener Manier und lässt der Konkurrenz wieder einmal keine Chance. Mit fast 25 Sekunden Rückstand ist es diesmal Sebastian Vettel, der sich den Silberpfeilen am nächsten nähern kann - wenn man von nähern überhaupt sprechen kann.
Das Frühjahr steht ganz im Zeichen der Silberpfeile: Auch in Bahrain, China, Spanien und Monaco lassen die Mannen von Motorsportchef Toto Wolff der Konkurrenz nur die Brotkrumen übrig. Dabei beeindruckt die Motorsportwelt besonders das Duell beim Nacht-Grand-Prix von Sachir. Hamilton und Rosberg fighten bis aufs Messer um den Sieg und zeigen, dass man ohne Stallorder packendes Racing erleben kann. Doch das soll sich später noch einmal rächen...
Erste Risse scheint die heile Mercedes-Welt nämlich bereits im Fürstentum von Monaco zu bekommen. Weil Rosberg im Qualifying einen Fehler macht, wird Hamilton um seine Pole-Chance gebracht und fühlt sich betrogen. Viele fürchten am Sonntag eine undurchdachte Aktion, doch Hamilton behält einen kühlen Kopf, während sich Rosberg den Sieg sichert. In der Konstrukteurs-WM ist Mercedes zu diesem Zeitpunkt bereits unfassbare 141 Punkte voraus.
Doch schon in Kanada folgt der Rückschlag: Wer bis dahin dachte, Mercedes könnte alle Saisonrennen gewinnen, der sieht sich getäuscht. In Führung liegend erleiden beide Piloten Bremsprobleme. Während Hamilton ausscheidet, schleppt Rosberg seinen waidwunden Boliden auf Rang zwei ins Ziel und muss erstmals zusehen, wie mit Daniel Ricciardo ein Nicht-Mercedes-Pilot gewinnt.
Im Sommer folgt eine unglaubliche Pechsträhne für Lewis Hamilton. Reihenweise wird er durch Probleme im Qualifying zurückgeworfen und startet vier Rennen in Serie nicht aus der ersten Startreihe. Doch in Spielberg und Hockenheim kämpft er sich hinter Rosberg auf Rang zwei vor, sein Heimrennen gewinnt er sogar, nachdem sein Teamkollege mit Defekt liegenbleibt. Der vorläufige Tiefpunkt: Im Qualifying von Ungarn fackelt sein Auto ab, er muss aus der Boxengasse starten.
Doch Rosberg kann seine Pole nicht in den Sieg ummünzen, fällt aufgrund des unglücklichen Rennverlaufes sogar hinter Hamilton auf Rang vier zurück. Wieder einmal profitiert Ricciardo, wie auch im nächsten Rennen...
...denn in Spa erleben die Silberpfeile ein Debakel. Es passiert das, was nie passieren sollte: Die beiden Piloten kommen sich bereits in der zweiten Runde zu nah, wobei Rosbergs Frontflügel Hamiltons Reifen aufschlitzt. Der Sieg auf der Ardennen-Achterbahn ist futsch, Mercedes ist sauer und gibt Rosberg die Schuld. Sogar Teamorder wird in Erwägung gezogen. In der WM hat man trotzdem noch einen Puffer von 157 Punkten.
Und der soll auch nicht mehr schmelzen. Lewis Hamilton legt nach dem bitteren Aus von Spa drei Glanzrennen hin und gewinnt Monza, Singapur und Japan in souveräner Manier. Und eigentlich steht die Konstrukteursmeisterschaft auch bereits nach dem Großen Preis von Japan fest. Eigentlich. Denn durch die doppelten Punkte von Abu Dhabi hat Red Bull immer noch die Möglichkeit, Mercedes rechnerisch abzufangen.
Doch wenn nicht in Suzuka, dann eben in Sotschi: Mit dem 13. Sieg im 16. Grand Prix des Jahres ist den Silberpfeilen der Titel nun auch rechnerisch nicht mehr zu nehmen. Mercedes hat das erste Ziel erreicht, das zweite Ziel - der Fahrertitel - ist nun auch nicht mehr weit entfernt. Die Frage dürfte nur sein: Welcher Fahrer sichert ihn sich?
Für Mercedes war es ein aufregendes Jahr mit Höhen und Tiefen: Wir zeigen den Weg zum Konstrukteurstitel