Melbourne: Pirelli rechnet mit verschiedenen Reifenstrategien

Da die Formel-1-Teams schon vor Wochen das Reifenkontingent für die ersten Rennen festlegen mussten, rechnet Pirelli mit unterschiedlichen Strategien

(Motorsport-Total.com) - Mit Ausnahme der neuen Ultrasoft-Mischung sorgten die Pirelli-Reifen bei den beiden Formel-1-Wintertests in Barcelona kaum für Nachrichten. Die Reifen funktionierten plangemäß. Bei den weicheren Mischungen trat etwas Graining auf. Das lag aber daran, dass die weicheren Mischungen nicht für eine Strecke wie den Circuit de Barcelona-Catalunya entworfen sind. Außerdem war es am Vormittag meist recht kühl. Ansonsten funktionierten die Reifen problemlos. Pirelli konnte auch die Zeitabstände zwischen den einzelnen Mischungen feststellen.

Titel-Bild zur News: Pirelli Reifen

Fünf Slicks und zwei profilierte Reifen: Die Pirelli-Generation 2016 Zoom

Der Ultrasoft ist zwischen 0,6 und 0,7 Sekunden schneller als Supersoft. Der Abstand zwischen Supersoft und Soft beträgt eine halbe Sekunde. Zwischen Soft und Medium pendelte sich die Zeit zwischen 0,9 und einer Sekunde ein. Von Medium zu Hart beträgt das Fenster 0,5 Sekunden pro Runde. Mit diesen Daten können die Teams nun auch ihre Strategien und ihre Reifenwahlen für die jeweiligen Rennen festlegen.

Am Dienstag wird Pirelli die von den Teams gewählten Reifen für den Saisonauftakt in Melbourne bekanntgeben (so funktioniert das neue Reifenreglement). Da die Reifenwahl für die ersten vier Rennen schon vor den Wintertestfahrten festgelegt werden musste, könnte es einige Überraschungen geben. "Es wird interessant, ob die Teams unterschiedliche Wahlen getroffen haben", sagt Pirelli-Manager Mario Isola. "Auch innerhalb des Teams können unterschiedliche Entscheidungen getroffen worden sein."

Die Teams nominieren ihre Reifen bei der FIA. Anschließend wird Pirelli mitgeteilt, wie viele Reifen insgesamt pro Mischung produziert werden müssen. "Vor zwei Wochen haben wir dann die Barcodes für jedes Team erhalten. Zu diesem Zeitpunkt erfuhren wir die Wahl der Teams", erklärt Isola. "Das werden wir am Dienstag veröffentlichen." Im Pressegespräch wollte er keine Details verraten. Dennoch rechnet Isola, dass zumindest in den ersten Rennen unterschiedliche Strategien zum Einsatz kommen könnten.

Sorgt neue Regel für unterschiedliche Strategien?

Vor allem da die Teams schon vor Wochen das Reifenkontingent für die ersten Rennen festlegen mussten, könnte es Unterschiede geben. Schließlich mussten die Teams ihre Entscheidungen treffen, noch bevor die neuen Autos einen Meter auf der Rennstrecke zurückgelegt hatten. "Ich erwarte einige Unterschiede", lässt sich Isola entlocken. "Vielleicht sehen wir diese Unterschiede im Freien Training und im Rennen ist die Strategie dann sehr ähnlich. Den Teams stehen sehr hochentwickelte Simulationen zur Verfügung. Sie finden die beste Strategie."

Prinzipiell sollen die neuen Reifenregeln dafür sorgen, dass die Teams unterschiedliche Wege gehen und es unterschiedliche Strategien geben wird. "Vielleicht wird es mehr Boxenstopps geben, weil wir eine weichere Mischung hinzugefügt haben", vermutet Isola für Melbourne. "Sollten Teams eine aggressivere Strategie planen, dann sollten wir mehr Boxenstopps sehen." Optisch sind die diversen Mischungen anhand der farblichen Markierungen leicht zu erkennen.

Damit die Fans vor dem Fernseher auch den optimalen Überblick behalten, arbeitet Pirelli mit der FOM zusammen. "Wir stehen mit ihnen in Kontakt, denn unser System für das Reifenmanagement ist mit dem FOM-System verbunden. Die FOM er hält von uns live welche Reifen ein Auto verwendet", beschreibt Isola. "Ich weiß, dass sie noch an den Grafiken arbeiten. Wir wollen auch von unserer Seite Informationen bereitstellen, damit man die neuen Reifenregeln besser versteht. Ich denke nicht, dass es zu kompliziert ist."


Das ist der neue Ultrasoft-Reifen von Pirelli

Pirelli stellt den Teams ab der Saison 2016 eine weitere, weichere Mischung zur Verfügung. Im Video werden die Merkmale des Utlrasoft-Reifen erklärt Weitere Formel-1-Videos

Mit dem kurzfristig veränderten Qualifying-Modus könnte das neue Ausscheidungsfahren ebenfalls eine Auswirkung auf die Reifenstrategie haben. "Ich schätze, dass die Teams früher auf weiche Reifen setzen werden, damit sie nicht ausscheiden. Man muss mit den Reifensätzen vom Qualifying auch das Rennen fahren. Dadurch ist es ein Kompromiss", meint Isola und verweist darauf, dass ein Team das Qualifying etwas opfern könnte, um für das Rennen frischere Reifen zu haben.